Studienreise der katholisch-theologischen Fakultät Mainz nach Griechenland
Auf den Spuren des heiligen Paulus
Wer war der heilige Paulus? Und wie hat er das europäische Christentum geprägt? Diesen Fragen sind Teilnehmer einer Studienreise zu den Anfängen des Christentums in Griechenland nachgegangen.
Vom 12. bis 20. März ist eine Gruppe Studierender und Lehrender der Universität Mainz nach Griechenland gereist, um den Fragen auf den Grund zu gehen. In diesem Blog in Zusammenarbeit mit der Redaktion der Kirchenzeitung erzählen die Teilnehmer von ihren Erlebnissen.
07. März 2018
Auf Paulus‘ Spuren in Griechenland
Vom 12. bis 20. März machen wir uns gemeinsam mit Eule Eurydike auf den Weg, um den Spuren zu folgen, die Paulus bei seinen Reisen in Griechenland hinterlassen hat. Unsere Gruppe, bestehend aus 32 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, startet in Thessaloniki und macht sich von dort auf den Weg Richtung Athen. Erster Zwischenstopp ist in Philippi, weiter geht es nach Veria zur Grabkammer des makedonischen Königs Philipp II. Der nächste Höhepunkt erwartet unsere Gruppe in Kalambaka, wo wir die Meteora-Klöster oben auf den Felsen besichtigen werden. Nach einer Führung durch die Orakelstätte in Delphi werden wir in Tolo ankommen. Dies ist unser Ausgangspunkt für einige weitere Erkundigungen von antiken Sehenswürdigkeiten.
Von Tolo geht es für uns und Eule Eurydike über Korinth dann zur Hauptstadt Athen. In Athen werden wir unsere Aufmerksamkeit besonders der Akropolis und dem Areopagfelsen widmen, bevor es dann wieder zurück nach Deutschland geht. Wir freuen uns auf eine spannende Reise.
Montag, 12. März 2018
Auf geht's
Los ging unsere Reise in Terminal 1 des Frankfurter Flughafens mit der Frage: Wo ist denn die nette Dame vom Check-In-Schalter?
Selbstbedienung am Check In Automaten war gefragt.
Nach einem kurzen Impuls mit Segenswünschen von Paulus in der Flughafen-Kapelle, ging es dann endlich zum Boarding.
In der Ankunftshalle des Flughafens Thessaloniki wurden wir schon von unserer Reiseleiterin Lena in Empfang genommen.
Paulus besuchte Thessaloniki während seiner zweiten Missionsreise und schrieb der Gemeinde dort zwei Briefe. Dies zeigt, dass diese Gemeinde für Paulus auch eine besondere Rolle gespielt hat.
Unser erster Zwischenstopp war an der Zitadelle oberhalb der Stadt mit wunderschönem Panoramablick über gesamt Thessaloniki und angrenzendem Meer.
Thessaloniki ist die zweitgrößte Stadt Griechenlands nach Athen und wurde 315 v. Chr. vom makedonischen König Kassandros gegründet, der die Stadt nach seiner Frau Thessalonikē benannte. Entlang der Stadtmauer fielen uns die Wegweiser zu Sehenswürdigkeiten der Stadt ins Auge, die mit Kalorienverbrauch für die jeweilige Wegstrecke beschriftet waren.
Anschließend besuchten wir die Kirche Agios Demetrios, in der wir Eindrücke in die Reliquienverehrung der griechisch-orthodoxen Christen gewinnen konnten.
Zum Abschluss liefen wir über die Uferpromenade, vorbei am Weißen Turm, dem Wahrzeichen Thessalonikis.
13. März 2018
Unterwegs von Thessaloniki nach Philippi
Heute waren wir auf der modernen Via Egnatia unterwegs. Wir sind von Thessaloniki nach Philippi gefahren. Paulus ist damals genau umgekehrt gereist, auch die Via Egnatia sah zu seiner Zeit noch etwas anders aus.
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Eindrücke aus Philippi und Kavala
Ein besonderer Höhepunkt unserer gesamten Reise war schon heute, am zweiten Tag: Wir trafen den Metropoliten von Philippi, Kavala und Thassus, Metropolit Stephanos, der sich viel Zeit für unsere Fragen nahm und uns die orthodoxe Kirche näherbrachte. Anschließend begrüßten wir die Bürgermeisterin von Kavala, Frau Dimitra Chanaka, im Rathaus der Stadt und zeigte sich begeistert und sehr interessiert an unseren Eindrücken von Griechenland. Sie ermutigte die Frauen unter uns, ähnlich wie sie Verantwortung zu übernehmen, um die Welt zu verbessern.
Eindrücke vom Besuch der Taufstelle der Lydia bei Philippi
Das Wasser rauscht auch heute noch in der Nähe von Philippi, wo nach der Überlieferung der Apostelgeschichte Lydia getauft wurde. Sie gilt als erste Christin Europas.
An diesem besonderen Ort haben wir Athanasios Stogiannidis getroffen, der an der Aristoteles-Universität Thessaloniki als Professor für Religionspädagogik lehrt. Er hat uns vom Theologiestudium in Griechenland erzählt und für einen Erasmus-Austausch geworben. Europa wäre wohl ärmer ohne Lydia. Und ohne Erasmus auch!
Die Purpurhändlerin Lydia nahm Paulus und seinen Begleiter Silas in ihrem Haus auf. Paulus verkündete ihnen die Frohe Botschaft und sie ließen sich umgehend taufen.
14. März 2018
Audio-Besichtigung des Grabes von Philipp II.
Was macht man, wenn man das Grab Philipps II. nicht fotografieren darf? Man lässt es sich beschreiben! Unsere Reporter Edith Wittenbrink und Michael Hölscher haben das für uns gemacht und das Museum unter dem Grashügel in Vergina besichtigt.
Religionen in Griechenland
Einige Daten zum Glauben der Griechen:
- Das orthodoxe Christentum ist laut Verfassung die vorherrschende Religion
- 91% sind Christen, davon 97% Orthodoxe
- etwa 60.000 bis 80.000 Muslime leben in Griechenland
- in Athen leben 2500 Juden, in Thessaloniki 100 bis 300 Juden
- etwa 2500 Menschen bekennen sich zum Kult des olympischen Pantheon
- 0,01% sind Atheisten
Und was macht Eurydike?
Während unserer Weiterreise in Richtung Kalambaka machten wir gemeinsam mit Eurydike am Paulus-Denkmal in Veria, dem antiken Beröa, einen Zwischenstopp. Nach einem kurzen Impuls zu verschiedenen Paulus-Bildern freundete sich unsere Eule mit Paulus an.
Nachdem Paulus aus Thessaloniki vertrieben wurde, ging er dorthin, in der Hoffnung, die Frohe Botschaft erfolgreicher verkünden zu können (Apostelgeschichte 17,10). Er stieß auf offene Ohren und Herzen.
15. März 2018
Besuch der Meteora-Klöster
16. März 2018
Die Gallio-Inschrift gibt einen Brief des Kaisers Klaudius an die Stadt Delphi wieder. Aus dem Präskript kann man schließen, dass der Brief zwischen Januar und August 52 nach Christus verfasst wurde. In der Apostegeschichte, Kapitel 18,12-17 wird geschildert, wie Paulus von den Juden vor Gallio, den Prokonsul von Achaia, mit dem Vorwurf, er verstoße mit seiner Gottesverehrung gegen das jüdische Gesetz, gebracht wird. Gallio regierte nur ein Jahr, nämlich von Juni 51 bis Juni 52 und die Verhandlung fand vermutlich zu Beginn der Amtszeit des Gallio statt. Mithilfe dieser Zeitangaben kann man den Korinth-Aufenthalt des Paulus datieren.
Samstag, 17. März 2018
Heute besuchten wir die archäologische Stätte Mykene mit der Burg des Agamemnon. Die dortigen Funde gehen auf die Bronzezeit zurück. Am berühmtesten ist das Löwentor, das vermutlich um 1250 vor Christus gebaut wurde. Im Museum entdeckten wir Tafeln mit mykenischen Schriftzeichen, die auf die damalige Schriftkultur schließen lassen. Auch Paulus griff auf die Schriftkultur seiner Zeit zurück und übernahm verschiedene stilistische Ausdrucksweisen für seine Briefe.
In der Nähe befindet sich Epidaurus, eine antike Kultstätte für den Heilgott Asklepios. Wir erkundeten Reste einer christlichen Basilika, die außerhalb der heidnischen Kultstätte erbaut wurde. Die frühen Christen haben diese wahrscheinlich dort errichtet, weil sie die dortigen paganen Kulte respektierten.
Sonntag, 18. März 2018
Den heutigen Sonntag begannen wir mit einer Eucharistiefeier mitten auf dem Ausgrabungsfeld in Altkorinth. Dort gab es schon zu Paulus´ Zeiten eine große jüdische Gemeinde, in der sich Paulus eineinhalb Jahre aufhielt, wie wir in der Lesung (Apostelgeschichte 18) erfuhren. Es war eine tolle Erfahrung, bei leichtem Nieselregen einen Gottesdienst im Freien zu feiern, wo auch Paulus einst wandelte.
Im Hintergrund erklangen an Muezzin erinnernde Gesänge von der orthodoxen Kirche in der Nähe der Ausgrabungsstätte.
Die Menschen, die am Asklepiosheiligtum in Korinth geheilt wurden, brachten zum Dank Nachbildungen ihrer geheilten Körperteile dar, unter anderem Arme, Beine, Köpfe, Brüste und Penisse.
Nach dem Museumsbesuch haben wir uns die Stelle angesehen, an der Paulus vor Gallio geführt wurde. Dieser Richterstuhl heißt im Griechischen bema, im 10. Jahrhundert wurde an dieser Stelle eine Kapelle errichtet. Dies zeugt davon, dass die Menschen schon damals auf den Spuren des Paulus unterwegs waren.
Am Nachmittag erreichten wir die Hauptstadt Griechenlands, Athen. Hier mussten wir uns schweren Herzens von unserem Busfahrer Georgos verabschieden, der „unser Schiff“ sicher an unsere Ziele gesteuert hat (Konrad Huber). Er versorgte uns mit kühlem Wasser zu sehr günstigen Konditionen. Seinem Fahrstil ist es zuzuschreiben, dass wir immer sicher ankamen.
Georgos hat uns immer sicher ans Ziel gebracht, und auch unsere Reiseführerin Lena soll nicht unerwähnt bleiben:
Seit Montag zeigt Lena uns ihr Land. Dabei erfahren wir nicht nur einiges über Paulus und „die alten Griechen“, wie sie immer sagt, auch Geographie, Politik, Botanik und vieles mehr gehören zu ihrem Repertoire. Und das sogar in fünf Sprachen: Neben Griechisch und Deutsch führt sie auch auf Englisch, Französisch und Schwedisch. Es wundert uns nicht, dass sie eine gefragte Reiseführerin ist, die häufig angerufen wird. Ihr Handyklingelton ist zum Soundtrack unserer Reise geworden.
Montag, 19. März 2018
Am letzten Tag unsere Reise stand noch einmal die Hauptstadt Griechenlands, Athen, im Mittelpunkt, die auch schon Paulus während seiner zweiten Missionsreise besucht hat. Als Paulus die Stadt betrat, war er zornig über die Götzenbilder (Apostelgeschichte 17,16) und stellte diesen den Glauben an den einen Gott gegenüber. Er hielt eine Rede auf dem Areopagfelsen, in der er auf die Aufschrift „einem unbekannten Gott“ an einem der Altäre zurückgriff.
Gemeinsam mit uns erreichte Eurydike die Akropolis und machte mit uns ein Gruppenbild vor dem Parthenon, einem architektonischen Meisterwerk, das im Lauf der Geschichte verschiedene Funktionen innehatte. Es war unter anderem ein Gebetshaus unterschiedlicher Weltreligionen.
Nach nun mehr als einer Woche intensiver Begleitung in allen Lebenssituationen stand leider heute Nachmittag der Abschied von unserer allseits geliebten Lena an. Rührende Worte fand unsere Reiseleiterin Heike Grieser und manch einer kämpfte mit den Tränen. Spontan gaben wir ihr die irischen Segenwünsche mit musikalischer Untermalung mit auf den Heimweg. Geblieben ist die Hoffnung auf ein Wiedersehen.
Dienstag, 20. März 2018
Der Tag unserer Abreise aus Griechenland begann schon mitten in der Nacht: Um 5.30 Uhr trafen wir uns zu einem schnellen Frühstück. Müde machten wir uns anschließend zum Bus auf, der uns zum Flughafen bringen sollte. Die Freude bei uns allen war sehr groß, als wir den Bus und dessen Fahrer erkannten: Es war genau der Bus, mit dem wir auch in den letzten Tagen unterwegs waren und er wurde von unserem geschätzten Georgos gefahren. Auch heute brachte er uns schnell und sicher an unser letztes Ziel in Griechenland.
Am Flughafen interviewte unsere Bloggerin Verena Zahler alle Reiseteilnehmer und Reiseteilnehmerinnen und fragte nach den persönlichen Highlights der Reise, die wir in ein bis drei Wörtern zusammenfassen sollten. Das war gar nicht so einfach, denn bereits die gemeinsame Reflexionsrunde am Abend zuvor zeigte, dass wir eigentlich von allen Orten begeistert waren.
So gehen neun schöne und interessante Tage in Griechenland zu Ende, die uns allen den Apostel Paulus, sein missionarisches Wirken und die Anfänge des Christentums in Griechenland ein Stück näher gebracht haben. An die gemeinsamen Erlebnisse mit einer wunderbaren Gruppe in Griechenland werden wir bestimmt noch sehr lange voller Freude und Dankbarkeit zurückblicken und davon für unseren weiteren Studien- und Lebensweg profitieren.