Ehrenamt zur Weihnachtszeit
Bahnhofsbude mit Mission
Foto: Jens Lintel
Zwischen klackernden Rollkoffern und Lautsprecherdurchsagen duftet es am Osnabrücker Hauptbahnhof bereits seit Anfang November nach frischgebackenen Plätzchen, Quittengelee und Lavendelkerzen. Ganz hinten am Gleis 1 hat sich die Bahnhofsmission in eine weihnachtliche Wichtelwerkstatt verwandelt. Ehrenamtliche bereiteten dort alles für die jährliche Weihnachtsbude vor – und das neben all den anderen Aufgaben, die sie dort jeden Tag stemmen.
Nicht leicht, aber selbstlos
In der Bahnhofsmission dürfen sich Reisende nicht nur Auskünfte zu ihren Zügen sowie An- und Abfahrten abholen, sondern sich auch aufwärmen. Vor allem aber ist die Bahnhofsmission jedoch Anlaufstelle für Bedürftige und Wohnungslose. Ehrenamtliche setzen sich unermüdlich für Menschen ein, die auf Unterstützung angewiesen sind, sagt Katrin Thielmann.
Ohne Gegenleistung versorgen die Freiwilligen bedürftige Menschen mit Essen, Kleidung, Schlafsäcken und Isomatten. Es ist eine selbstlose Tätigkeit, aber keine leichte. Sie könne belastend, gibt Thielmann zu. Sie selbst nimmt das, was sie an Geschichten und Schicksalen in der Bahnhofsmission erlebt, nicht mit nach Hause. Den Ehrenamtlichen hingegen fällt das weniger leicht.
So hat es im vergangenen Winter einen Fall gegeben, der die Freiwilligen noch heute beschäftigt. Einem Stammgast sei es immer schlechter gegangen, er habe offene Wunden am Bein gehabt und das mitten im Winter. An den Wochenenden ist die Bahnhofsmission für Gäste geschlossen. Der Zustand des Stammgastes war jedoch so besorgniserregend, dass die Ehrenamtlichen sich auch am Wochenende abwechselnd um den Mann kümmerten.
Sie brachten ihm Decken, einen Stuhl zum Sitzen, kauften ihm Essen und Getränke. Stundenlang telefonierten sie mit Einrichtungen in Osnabrück, um den Mann an eine Unterkunft zu vermitteln. Die Ehrenamtlichen waren in Sorge, wussten nicht, ob der Mann überleben würde. Sie blieben hartnäckig, nur so konnte er schließlich in eine Krankenunterkunft gebracht werden.
Ohne die Spendeneinnahmen der Bude könnten wir unsere Arbeit nicht leisten.
Für solche Momente gibt es Schulungen in der Bahnhofsmission. Anhand konkreter Fallbeispiele lernen die Freiwilligen mit solchen Herausforderungen umzugehen. Erst kürzlich sei jedoch ein Stammgast verstorben. „Das belastet einen dann schon“, sagt Thielmann. Dass deshalb zwischen einem solch herausfordernden Alltag zusammen für die Weihnachtsbude gekocht, gebastelt und gebacken wird und sie gemeinsam Kerzen ziehen und Seife herstellen konnten, „das ist etwas ganz Besonderes“, sagt Thielmann. „Es gibt nicht nur uns persönlich was, auch unsere Gäste kommen so in Weihnachtsstimmung. Das verbindet und ist wirklich sehr schön.“
Drei Wochen wartet die Bude nun wieder mit buntem Angebot vor dem Osnabrücker Hauptbahnhof auf. Dieses Mal sogar mit einer kleinen Besonderheit: selbstgestrickte Socken. „Wir haben einen kleinen Aufruf gestartet, an Sockenstrickerinnen und haben viel Unterstützung bekommen. Nach und nach wurden wir mit Socken versorgt. Ein Teil wird in der Weihnachtsbude angeboten und den anderen Teil geben wir an unsere Gäste aus“, sagt Thielmann.
Seit 10 Jahren am Bahnhof
Dank einer Spende des Osnabrücker Rotary Clubs gibt es sogar eine neue Bude. „Nach zehn Jahren war das auch mal nötig“, so Thielmann. Mindestens so lange organisiert die Bahnhofsmission die Bude schon, die mit ihren Spendeneinnahmen für wichtige Gelder sorgt. Thielmann sagt: „Ohne die Spendeneinnahmen der Bude könnten wir unsere Arbeit nicht leisten.“
Die Weihnachtsbude der Bahnhofsmission steht vom 29. November bis zum 20. Dezember 2024 vor dem Osnabrücker Hauptbahnhof.
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 11 Uhr bis 17.30 Uhr
Samstag und Sonntag 11.00 Uhr bis 18.30 Uhr