Katholikenrat im Bistum Mainz tritt „Netzwerk Diakonat der Frau“ bei

Bald katholische Diakoninnen?

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Frauen in einem Weiheamt – In der katholischen Kirche ist das lange ein Tabu gewesen. Doch es gibt gute Argumente dafür, sagt Irmentraud Kobusch vom „Netzwerk Diakonat der Frau“ bei der Vollversammlung des Katholikenrats. Von Anja Weiffen.

Wer ist Phöbe? Sie wird im Paulusbrief an die Gemeinde in Rom genannt (Römer 16,1-2). Und sie ist „diákonos“ – das griechische Wort für Diakon – genau wie ihre männlichen Kollegen, die Diakone. „Doch auch in der neuen Einheitsübersetzung steht Dienerin statt Diakonin“, bemängelt Irmentraud Kobusch, Vorsitzende des „Netzwerks Diakonat der Frau“.

„Frauen waren sehr wohl Inhaberinnen eines Amts“

„Netzwerk Diakonat der Frau“
Bei den Altkatholiken beispielsweise werden Frauen zu Diakoninnen geweiht.
Foto: kna

Der Katholikenrat hatte die gebürtige Gießenerin zu seiner Frühjahrsvollversammlung in den Erbacher Hof nach Mainz eingeladen. Damit will das Netzwerk auch auf den 29. April, den Tag der Diakonin, aufmerksam machen, der diesmal mit einer überregionalen Veranstaltung in Mainz begangen wird.

Das Netzwerk widerspricht der landläufigen Auffassung, dass im frühen Christentum nur Männer Diakone waren. „Frauen waren sehr wohl Inhaberinnen eines Amts, sehr wohl haben sie zum Klerus gehört“, erläutert Kobusch und bezieht sich auf Erkenntnisse der Forschung wie etwa von Dr. Dorothea Reininger. „Die Belege sind so überzeugend, dass man sagen kann, dass Frauen geweiht waren.“

Für Kobusch gibt es noch weitere Argumente, sich für das Diakonat der Frau einzusetzen. Der Ständige Diakonat müsse gestärkt werden und damit eine diakonische Kirche. „Und das hat viel mit der Zukunft der Kirche zu tun“, ist sie überzeugt. Das Diakonische sei eine eigenständige und gleichwertige Dimension der Kirche, und das Amt des Diakons nicht nur eine Durchgangsstufe zum Priesteramt, auch kein Hilfspriester und kein Hilfsgemeindeleiter, sondern sakramentaler Ausdruck dieser Kirchendimension. Anerkennend weist Irmentraud Kobusch auf die diakonische Kirche im Bistum Mainz hin. „Hier ist man schon lange auf dem Weg und hat einen besonders klugen Weg in der So-
zialpastoral eingeschlagen.“

Ohne Frauen atmet der Diakonat nur auf einem Lungenflügel

Irmentraud Kobusch vom „Netzwerk Diakonat der Frau“ | Foto: Tobias Blum
Irmentraud Kobusch vom „Netzwerk
Diakonat der Frau“ Foto: Tobias Blum

Kobusch erläutert die Funktion des Diakonats: „Der Diakon ist Anwalt der Armen, Wächter und Auge des Bischofs bei den Armen.“ Sie zitiert Papst Franziskus, der 2016 Diakone als „das Gesicht der Kirche im Alltag“ bezeichnet hat. Auch Frauen fühlten sich zu Diakoninnen berufen, weiß die Netzwerkerin und betont: „Der Diakonat atmet nur auf einem Lungenflügel, solange Frauen in diesem Amt nicht wirken können.“

Und, nächstes Argument, die Zeit sei reif für diesen Schritt. Denn, so Kobusch, „die Kirche hätte die Möglichkeit, Frauen zu weihen.“ Auch wenn dies nicht weltkirchlich entschieden würde, so könnten die deutschen Bischöfe, wenn sie sich einig wären, den Weg für den Diakonat der Frau dort „frei machen, wo er gewollt ist. Das wäre ein mutiger Schritt nach vorne“.

„Wollen wir wirklich in ein Amt hinein, das nicht ernst genommen wird? Zementieren wir damit nicht den Status Quo?“, gibt Beate Brettinger-Bottenhorn, Mitglied des Katholikenrats aus Hainburg, zu bedenken.

„Diakone dürfen predigen“, darauf weist Hildegard Sickinger hin, die den Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) im Rat vertritt. Sie zweifelt daran, dass Frauen das Amt mit denselben Befugnissen, wie Männer es aktuell innehaben, zugestanden wird. Sie befürchtet ein „kleingebackenes Diakonat“. Auch die Sorge, dass Frauen die Lückenbüßer in der Pastoral sind, gibt es unter den Zuhörerinnen. Irmentraud Kobusch antwortet auf die Einwände und versichert, dass sich das Netzwerk für das gleiche Amt für Männer und Frauen einsetzt. „Ein Sonderamt, etwa durch Segnung, wäre eine Fortschreibung von Diskriminierung. Das geht nicht.“

Die Frage, ob der Katholikenrat den „Tag der Diakonin“ mittragen und dem Netzwerk beitreten soll, entscheiden die Mitglieder eindeutig. Die Erklärung (siehe „Zitiert“) wird angenommen. Einstimmig.

 

Der KDFB hat 1997 den 29. April, den Gedenktag der heiligen Katharina von Siena, zum Tag der Diakonin erklärt. 2019 findet er überregional in Mainz im Erbacher Hof statt.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Anmeldung beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken bis 12. April an: claudia.funke@zdk.de; das Programm gibt es auf: www.zdk.de;
www.diakonat.de

 

Zitiert: Katholikenrat tritt Netzwerk bei

Der Katholikenrat im Bistum Mainz hat bei seiner Frühjahrsvollversammlung eine Erklärung zum Thema „Frauen in der Kirche“ abgegeben. Sie wurde einstimmig beschlossen. Im Folgenden die Erklärung im Wortlaut:
„Der Katholikenrat des Bistums Mainz fordert – gestützt durch die frühe kirchliche Tradition und im Blick auf die Zukunft der Kirche –, Frauen zum sakramentalen Diakonat zuzulassen. Um diese Forderung zu verstärken, tritt der Katholikenrat des Bistums Mainz dem „Netzwerk Diakonat der Frau“ bei und unterstützt den „Tag der Diakonin“ am 29. April 2019 in Mainz.

Generell setzen wir uns dafür ein, dass die Frage der Zulassung von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern offen diskutiert wird.

Unabhängig von der Frage der Zulassung von Frauen zum Weiheamt, setzt sich der Katholikenrat für die Erhöhung des Anteils von Frauen in kirchlichen Leitungsämtern ein, auch im Bistum Mainz.“

 

Meinung: Heilsamer Blick zurück

Geschichte geht nur vorwärts. Doch kann der Blick zurück heilsam sein, wenn er nicht nur bis ins vorvorherige Jahrhundert reicht. Wie von einem Berg schaut man hinab ins Tal, auf die Vergangenheit. Mit sachlicher Distanz. Zu entdecken ist: Aha, Frauen in Weiheämtern, das gab es schon mal. Das ist keine Utopie, das war Realität und ist es heute in anderen Konfessionen. Was existiert, taugt zum Vorbild. Und der Kirche ist die Tradition wichtig. Dass der Katholikenrat das Engagement für den Diakonat der Frau unterstützt, ist genau richtig. Die Zeichen der Zeit stehen auf partnerschaftliches Miteinander, die Schrift bietet gute Beispiele, das Thema bewegt viele. Und der Kairos, der günstige Zeitpunkt, ist zu spüren.