Schwere Atemkrise: Längster Klinikaufenthalt seiner Amtszeit
Bangen um Papst Franziskus geht weiter

Foto: kna/Romano Siciliani/Cristian Gennari
Gebet für Franziskus: Gläubige versammeln sich an der Gemelli-Klinik in Rom.
Papst Franziskus hat nach einer lebensbedrohlichen Atemkrise vom Vortag eine ruhige Nacht verbracht. Wie der Vatikan mitteilte, setzte der Papst seine Erholung in der Gemelli-Klinik fort, die Nacht auf Samstag sei "ruhig" verlaufen. Franziskus befindet sich seit dem 14. Februar im Krankenhaus.
Am Freitagabend hatte der Vatikan von einer einzelnen, akuten Atemkrise des 88-Jährigen berichtet, die zum Ersticken hätte führen können. Dabei hatte der Patient dem Bericht zufolge Erbrochenes eingeatmet. Nach dem Absaugen der Speisereste aus den Bronchien sei er mit einer Atemmaske mechanisch beatmet worden. Eine Woche zuvor hatte der Papst nach einer längeren Atemkrise Bluttransfusionen erhalten.
Nach der beunruhigenden Mitteilung aus dem Vatikan versammelten sich am Freitagabend Zehntausende auf dem Petersplatz und beteten für den kranken Papst den Rosenkranz. Das Gebet leitete der argentinische Kurienkardinal Victor Fernandez, der als enger Vertrauter seines Landsmannes gilt. Zu Beginn des Gebets sagte er, der Papst wünsche, dass man "in diesem besonderen dramatischen und leidvollen Moment der Welt auch für all jene betet, welche die Last von Krieg, Armut und Krankheit tragen".
Sonntagsgebet zum dritten Mal in Folge abgesagt
Zum dritten Mal in Folge wird es an diesem Sonntag keinen Auftritt des Papstes zum traditionellen Mittagsgebet auf dem Petersplatz geben. Wie am Samstag aus vatikanischen Quellen zu erfahren war, sollen die vom Papst vorbereitete Bibelauslegung und gegebenenfalls seine Appelle zu aktuellen Themen jedoch schriftlich verbreitet werden. Dies hatte der Vatikan bereits an den beiden vorigen Sonntagen so praktiziert.
Noch am Donnerstag hatte es geheißen, der klinische Zustand von Papst Franziskus habe sich weiter leicht verbessert. Laut Vatikan erhalte der 88-Jährige inzwischen den Sauerstoff nicht mehr ausschließlich über Schläuche, sondern mitunter über eine normale Atemmaske. Zum zweiten Mal in Folge war in dem Kommunique nicht mehr von einer "kritischen" Situation die Rede. Für eine Entwarnung sei es jedoch noch zu früh. Dies könne erst nach weiteren Tagen klinischer Stabilität geschehen.
Abgesagt wurde auch die für Samstag geplante Sonderaudienz. Die Sonderaudienzen zum Heiligen Jahr 2025 waren ursprünglich an mehreren Samstagen im Monat anberaumt, um mehr Besuchern eine Begegnung mit dem Papst zu ermöglichen. Zum großen Jubeljahr der katholischen Kirche werden rund 30 Millionen Menschen in Rom erwartet.
Gebet von Lutheranern, Beifall von der Linken
Nach wie vor bekunden viele Menschen dem Papst ihren Beistand. Die evangelisch-lutherische Gemeinde in Rom bete seit längerem für seine Genesung, sagte Pfarrer Michael Jonas der Katholischen Nachrichten-Agentur. "Ich selber bin sehr zuversichtlich, weil ich seine wieder erkennbaren starken inneren Kräfte kenne. Dennoch ist die Lage ernst, und ich hoffe sehr, dass er mit Gottes Hilfe die gegenwärtige Lungenentzündung übersteht und sein Amt noch lange ausüben kann", so der seit 2018 amtierende Pfarrer. Die Gemeinde sei Franziskus in besonderer Weise wegen seines Besuches in der Christuskirche 2015 verbunden, sagte Jonas.
Mitgefühl für den erkrankten Papst gab es von Italiens linker Oppositionspartei, dem Partito Democratico (PD): Für den bei einer Sitzung in Rom geäußerten Genesungswunsch der Parteivorsitzenden Elly Schlein gab es langen Beifall der Delegierten. "Wir alle wissen, wie wichtig es ist, dass er bald zurückkehrt, damit er seiner Stimme in dieser von Konflikten, Spannungen und Kriegen geprägten Welt Gehör verschaffen kann", sagte Schlein, die sonst eher für Kritik an Positionen der Kirche etwa zur Abtreibung oder der Leihmutterschaft für homosexuelle Paare bekannt ist.
Längster Klinikaufenthalt seiner Amtszeit
Papst Franziskus (88) hatte bereits vor seiner Klinikeinlieferung am 14. Februar mehrere Wochen an einer Bronchitis laboriert. Im Gemelli wurde eine komplexe Infektion der Atemwege sowie eine beginnende beidseitige Lungenentzündung diagnostiziert. Zwischenzeitlich traten asthmatische Atemnot, eine leichte Niereninsuffienz und eine Blutarmut auf. Die Erkrankungen scheinen derzeit unter Kontrolle.
Bereits in jungen Jahren wurde Jorge Mario Bergoglio, wie der Papst aus Argentinien mit bürgerlichem Namen heißt, ein Teil des rechten Lungenflügels entfernt. Am 13. März 2013 wurde er zum Oberhaupt der rund 1,4 Milliarden Katholiken gewählt. In den letzten Jahren war er mehrfach aufgrund von Erkrankungen an Darm, Magen und Atemwegen in der Klinik, jedoch noch nie zuvor länger als elf Tage.