Unterwegs im Heiligen Land

Becher bloggt

Johannes Becher Foto: privat
Redaktionsleiter
Johannes Becher,
Foto: privat

Redaktionsleiter Johannes Becher war mit einer Gruppe von Leserinnen und Lesern unterwegs im Heiligen Land. Die Leserreise führte von Nazaret zum See Genesaret, nach Betlehem und schließlich nach Jerusalem.

In diesem Blog schildert er Eindrücke von unterwegs.

Text und Bilder: Johannes Becher

 

18. März 2018

Gesegnete

„Bewahre uns Gott, behüte uns Gott, sei mit uns auf unsern Wegen …“

Dem Herrn haben wir ein Lied gesungen und gesegnet haben wir uns.

Auf den Weg gemacht ins Heilige Land. Wir sind zu zehnt: Das ist im jüdischen Gottesdienst gerade genug, um zu beginnen. Gut, dort zählen – zumindest bei den Orthodoxen – nur die Männer. Aber das lassen wir lieber mal bei uns Katholiken. Wo kämen wir denn hin, ja, wo wären wir schon ohne die Glaubenstreue und –kraft der Frauen? – Jedenfalls sind wir jetzt unterwegs. Beschützt, behütet und beschirmt vom Schöpfer. Begleitet von Pfarrer Markus Lerchl, dem Subregens des Mainzer Priesterseminars. Nazaret – wir kommen!

 

Geduldige

Stau vor der Startbahn. Schneechaos. Windböen. Am Flughafen Frankfurt ist eine Bahn gesperrt. Da heißt es warten. Nichts leichter als solches. Neben der Demut ist Geduld die zweite Katholikentugend … Der späte Anflug auf die Lichter Tel Avivs entschädigt ein wenig. Und als uns dann Tati Weiss – unsere Fachfrau fürs Reisen im Heiligen Land –  freudig begrüßt am Airport, hat die Reise so richtig begonnen. Da können die gut eineinhalb Stunden Busfahrt jetzt nach Nazaret doch nichts mehr an der guten Reiselaune ändern. Rosary Sisters, wir sind da …

Ankunft in Nazaret Foto: job
Endlich sind wir in Nazaret angekommen. Foto: Johannes Becher

 

19. März 2018

Außerordentliche

Beatrice Bourrat Foto: Johannes Becher
Beatrice Bourrat Foto: job

 

„Maria geht sehr gut ökumenisch.“ Jedenfalls in Nazaret. Chemin Neuf. Eine ökumenische Gemeinschaft belebt dort ein Internationales Zentrum. Gezeigt wird eine Ausgrabung aus der Jesus-Zeit: ein typisches Wohnhaus jener Tage. Beatrice Bourrat begrüßt und wirbt: „Wir sind alle berufen, die Heiligkeit Nazarets zu bezeugen.“ Klingt zu fromm? Was das ist? Ganz einfach: Es geht um nichts Übermenschliches. Kein Wunder. Beatrice: „Das Wunder ist, das normale Leben in einer außerordentlichen Weise zu leben.“ To be ordinary in an extra-ordinary way! So einfach geht Jesus-Nachfolge. – Über den Dächern von Nazaret, in der herrlich hellen „Kapelle der Einheit“ (der Kirche) fühlt sich das ganz leicht an.

 

 

Hörende

„Es gibt im Glauben auch ein Zu-viel-Wissen.“ Interessante Perspektive. Wo einem doch sonst stets ein schlechtes Gewissen angetextet wird von so vielen Verantwortungsträgern in der Kirche. Weil wir zuwenig Glaubenswissen hätten. Für Pfarrer Markus Lerchl jedoch ist klar: Wer für nichts Neues mehr offen ist, alles schon in seinen Schubladen verstaut hat, sich nicht mehr irritieren lässt vom Ruf Gottes – für den ist der Glaube zu sicher geworden. Er (oder sie) weiß zu viel … Wie jene biblischen Personen, die bei Jesu öffentlichem Auftreten sogleich urteilten: "Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns?“ – „Was kann auch Nazaret denn schon Gutes kommen?“  Zu viel Wissen. Schein-Wissen. Schubladen. Josef dagegen bleibt im Schweigen offen fürs Hören. Für neue Anrufe Gottes. – Das ist mal ein anderer Josefstag (am 19. März in Nazaret). Sage nochmal einer, wir wüssten zu wenig …

 

 

 

Weltbürger

US-amerikanische Marienfigur
US-amerikanische Marienfigur

Manchmal ändern sich Blickwinkel. Tun sich neue Zugänge auf. Manchmal muss man noch mal hin, wo schon alles klar schien, um anders angesprochen zu werden. Die Verkündigungsbasilika in Nazaret kann so ein Ort sein. Was vor ein paar Jahren wie großer Kitsch erschien, wird nun zum Kaleidoskop verschiedener Zugänge zum Glauben. Ganz bunt. Hier hängen sie: Marienbilder aus aller Welt. In Glas. In Ton. In Reliefs. Jede Maria ist anders. Die aus den USA wirkt fast wie eine Amazone auf einem Kreuzzug. Die deutsche Maria ist politisch: Entstanden in einer Zeit, als das Land noch geteilt war. Ein Glaubenszeugnis der Einheit. Unter dem Schutzmantel Mariens stehen zwei Kinder, getrennt von der Mauer. Doch unter dem trennenden Wall strecken die Beiden ihre Hand einander entgegen, schaffen Einheit über Mauern hinweg (oder besser unten drunter durch; Graswurzelarbeit).

 

 

 

 

 

 

 

deutsche Marienfigur
Die deutsche Marienfigur

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bewegte

Graswurzelarbeit. Die leisten auch die Frauen von Arrabe. Afnan al Galil. So heißt die israelische NGO. Ihr Ziel: die Lage für Frauen zu verbessern. Sozial. Wirtschaftlich. Kulturell. Und so ganz nebenbei einen Beitrag für mehr Frieden zu leisten im Land. Weil hier über Religionsgrenzen miteinander gesprochen wird. Wenn es gelingt, dass muslimische und jüdische Frauen miteinander kochen und auf diesem Weg zum ersten Mal das Haus der jeweils anderen zu besuchen … Frieden im Kleinen. – Die herrlichen Handwerksarbeiten  traditionelle Stickereien – sind der Beitrag zu einem eigenen Einkommen. Damit das Auskommen für die Frauen leichter wird. Und traditionell ist nur die Stich-Technik. Es gibt auch Handy- und Laptop-Hüllen. Kann man bestellen. Auch per Internet: afnanelgalil.wix.com/afnan

Adnan al Galil
Besuch in Afnan al Galil.

 

 

20. März 2018

Beobachtete

Mona Lisa von Zippori Foto: Johannes Becher
Mona Lisa von Zippori Foto: Johannes Becher

Die Mona Lisa von Zippori. Ein Mosaik fast aus neutestamentlicher Zeit. Entdeckt in der "Gut Stubb" einer Villa von einem, der es bezahlen konnte. Der ganze Fußboden voller Götterszenen: Dionysos. Und dann dieser Blick. Wer die Schöne war? Wir wissen es nicht. Aber noch immer einen Besuch wert. Ein besonderer Anblick. – Wie so vieles hier in Sephoris (griechisch) oder Zippori (hebräisch). Villen, Verwaltungsgebäude mit Mosaiken geplättet, altes römisches Freiluft-Theater (für die Komödien des Lebens), Straßenkreuzung … In den harten Stein, mitten auf die Straße sind Brettspiele gemalt (Mühle!). Verkehrsberuhigte Zone mag man denken. Dabei war das hier zu Jesu Zeit das Zentrum. Wer weiß? Der Zimmermann Josef aus Nazaret mag hier seine Arbeit gefunden haben – es geht ja nur über einen Hügel, in zwei Stunden ist man von hier aus in Nazaret.

 

 

Hoffende

Die Seligpreisungen Foto: Johannes Becher
Die Seligpreisungen Foto: Johannes Becher

„Selig sind …“ die Friedfertigen, die sich um Gerechtigkeit mühen, die Armen im Geiste … Gehören wir dazu? Oder müssen wir uns eher einreihen bei den Reichen, denen das Lachen vergehen wird: „Weh euch!“? – Bergpredigt, Feldrede. Hier auf dem Hügel oder drunten in den Wiesen … Jedenfalls irgendwo hier. Matthäus oder Lukas? Jedenfalls mit dieser Botschaft. Lutherbibel oder Einheitsübersetzung? Jedenfalls in diesem Geist. Selig seid ihr, wenn ihr einfach lebt! Weh euch, wenn ihr den Blick für die anderen, für alles andere verliert! „Vater unser im Himmel …" Mittendrin im fünften Evangelium: der Landschaft der Bibel. Den Orten der Jünger. – Und mittendrin in der Pilgerschar aus aller Welt: hier die Bergpredigt auf finnisch, dort mit südkoreanischer Tönung, unterm nächsten Schattenspender in freikirchlichem Geist. Nebendran. Auf Schwäbisch …

 

Versorgte

Eine Helferin Foto: Johannes Becher
Eine Helferin Foto: Johannes Becher

An jedem dieser heiligen Orte sind sie zu finden. Zuweilen erst fast unsichtbar. Versteckt. In Eckchen oder Kämmerchen. Die guten Helfergesichter. Hier erkennbar an der Aufschrift auf der Dienstjacke, dort am Habit der Franziskanerinnen. Was wäre das für ein Chaos hier und dort und allerorten ohne die ordnende Hand, die mahnende Stimme, das fürsprechende Wort. Das ist doch ihr Job? Gewiss. Aber ohne sie wären wir in Nazarets Verkündigungskirche oder auf dem Berg der Seligpreisungen ganz schön verloren in der Masse. Kann man ja mal kurz bedenken. Und bedanken …

 

 

 

 

 

 

Wanderer

Stein auf dem Berg der Seligpreisungen Foto: Johannes Becher
Felsblock von Bargil Pixner
Foto: Johannes Becher

Vom Berg an den See. Eine Hügelwanderung. Ein knappes Stündchen durch Galiläa. Das ist mehr als die Landschaft. Die Kirche der Seligpreisungen im Rücken, Tabgha, die Brotvermehrungskirche, schon gedanklich voraus … Im Dazwischen. Gelegenheit für Glaubensgespräche, für fromme Fragen (oder ganz weltliche), fürs Träumen, Beten, Danken … Es geht bergab und innerlich ganz hoch hinauf. – Mitten am Weg ein Felsbrocken. Hier hat sich einer ein Denkmal gesetzt. Ja, Jesus gilt das auch. Bargil Pixner, Benediktiner aus Tabgha und Ausgräber, Theologe, Querdenken, hat den Stein hierher gepflanzt. Weil er sagt: Schaut euch diese Landschaft an! Hier hat Jesus gepredigt. Ein ideales Gelände … Sein Buch übers „Fünfte Evangelium“ ist bis heute ein spannender Lesestoff.

 

 

 

 

 

Se(h)ende

Gottesdienst in Dalmanuta Foto: Johannes Becher
Gottesdienstort Dalmanuta
Foto: Johannes Becher

Tabgha. Brotvermehrungskirche. Besuch bei den deutschsprechenden Benediktinern. Wie neu das Kloster. Die Spuren des Brandanschlags radikaler jüdischer Siedlerjungen sind äußerlich beseitigt … Die Sonne streichelt die Innenwände der Kirche, die Kois im Kreuzgangbrunnen tummeln sich im lebendigen Spiel, die philippinische Nonne an der Pforte nimmt dankbar den Gruß entgegen für Pater Jonas aus dem Freigericht. Er kümmert sich derweil um andere Pilger... Dalmanuta. Gottesdienstort mit Seeblick. Was für ein Ort. Die Geschichten von Fischen und Brot, von Predigen auf dem See und Fallwinden und Stürmen: Sie werden vorstellbar, anschaulich ... Im Hintergrund, im diesigen Morgendunst, ahnt man das Taubental: über diese Wege ist Jesus aus Nazaret hierher gekommen. – Und drüber thronen die Hörner von Hittim: Schreckensort und –ende für die christlichen Kämpfer des zweiten Kreuzzugs … Aufgeladen. Geschichtsträchtig. – Aber letztlich nicht so wesentlich. Wie das Brot hier auf dem Altartisch …

 

21. März 2018

Gefährder?

Keine Hunde, nicht in Schwimmkleidung, nicht essen und nicht rauchen … Das Verbotsschild am Eingang zur „Stadt von Jesus“ in Kfar Nahum – Kapernaum – Kapharnaum ist unübersehbar. Aber: Bitte keine Schusswaffen! Im Land, wo Milch und Honig fließen, ist (fast) nichts unmöglich. Außer Frieden offenbar. Jedenfalls fällt ein solches Verbot wohl nur den pazifistischen deutschen Pilgern auf. Wer von diesen käme denn auf die Idee, einen heiligen Ort mit Waffen zu betreten? Aber hier im Land wird leider (noch?) aus anderen Lektionen gelernt: Brandanschläge auf Kirchen (zum Beispiel in Tabgha) oder Krawalle am Tempelberg … Keine Schusswaffen, bitte!

 

Naturbewegte

63 Nationalparks und Nationalreservate gibt es zwischen dem Golan im Norden und Eilat am Roten Meer. Alle tipptopp gepflegt, alle ein Stück vom Paradies. Pflanzen und Tiere bestaunen und herrlich über Stock und Stein spazieren. Gerade jetzt, kurz vor dem Pessach-Fest, stolpert man allerdings an jeder Kreuzung über Schulklassen am Wandertag. Schließlich geht es hier neben der schützenswerten Landschaft auch um Geschichte. Jüdische Geschiche. Landeskunde. Die Schülerinnen und Schüler werden deshalb an die Wunderplätze der Schöpfung getrieben – in der Hoffnung, dass sie mal kurz vom Smartphone aufblicken mögen, um Gottes schöne Welt live zu erleben. Nicht nur virtuell.

 

Getaufte

Dan-Quelle Foto: Johannes Becher
Dan-Quelle Foto: Johannes Becher

Der Dan. Einer der drei Quellflüsse des Jordan (die anderen beiden: Hasbani und Banyas). Die Quelle ist eingebettet in einen der Nationalparks. Es hat recht viel geregnet in den vergangenen Monaten. Und so wird aus einer beschaulichen Quelle binnen einiger hundert Meter ein gewaltiger Bach … Zwischendrin am Weg ein Becken, um mit den Füßen durch den Jordan zu waten (auch, wenn es hier noch der Dan ist). Biblische Gefühle sozusagen. Von Kopf bis Fuß auf Bibel eingestellt … Und natürlich noch eine Flasche Dan-Jordan-Quellwasser abfüllen für die baldige Taufe der Enkel oder die Tauferneuerungsfeier in der Osternacht.

 

 

 

 

 

Friedenssucher

Golan – Blick nach Syrien Foto: Johannes Becher
Golan – Blick nach Syrien Foto: Johannes Becher

Der Golan. Höhenzug ganz im Norden. Am Horizont überragt von den letzten Schneefeldern auf dem Hermongebirge. Hier ist ein Dreiländereck: Israel, Libanon, Syrien. Seit dem Krieg von 1967 hat Israel den Westhang des Golan besetzt, damit nicht wieder die syrische Armee über Nacht ins Land rollt… Kaum zu glauben, wie umkämpft dieses Fleckchen Erde immer wieder ist. Sooooo friedlich wirkt es hier. – Bis man vom Mount Bental hineinblickt in die Ebene hinter den Höhen.  Da ist sofort Syrien. Damaskus: 60 Kilometer …, die Felder der ersten syrischen Bauern: höchstens fünf Kilometer.

Dort mahnen die Ruinen der alten Stadt Quneitra (zerstört 1967), dahinter lassen die weißen Bauten des neuen Quneitra auf einen friedlichen Fortgang hoffen. Dazwischen das Quartier der Blauhelme. UNO-Soldaten aus der Schweiz, aus Finnland, Holland, von den Fidschis … Sie beobachten. Was sie sehen, scheint friedlich. Auf den ersten Blick. Bis auf Weiteres. Was, wenn auch hier die letzten Bollwerke der muslimischen Milizen gesäubert werden? Rollt dann der syrische Bürgerkrieg bis an diese Grenze?

 

Menschenfischer

Zurück am See Genesaret. Wo Jesus hier unterwegs war? Wo genau?! Father Kelly, der große Ire von den Legionären Christi, der ist sich ganz sicher: hier, in Migdal, Magdala. Seit seine Gemeinschaft hier bei Ausgrabungen eine der ältesten Synagogen des Landes gefunden hat, ist er noch sicherer als ganz sicher. Jesus war hier. Anderes ist gar nicht zu denken. In der Tat: Kaum vorstellbar, dass Jesus auf seinem Fußweg von Nazaret durchs Taubental bei seiner Ankunft am See nicht mal vorbeigeschaut hat in diesem florierenden Fischereihafen mit seiner Synagoge. In Migdal eben. Ob man daraus gleich einen Auftrag ableitet, dass die göttliche Vorsehung will, dass heute hier Menschen auf diese besonders zupackende Weise gefischt werden für die Nachfolge dieses Jesus aus Nazaret? Aber viele lassen sich ansprechen. Scheint also zu funktionieren. Und wahrscheinlich ist es nur mein kleiner Glauben, dass ich zwischendrinnen Menschenfischer und ...fänger verwechsle … – Wie auch immer: Die Grabungen sind einfach spannend. Das spirituelle Zentrum der Legionäre (Duc in Altum) edel im Bau und ein wenig militant in der Vermittlung der Botschaft.  Sind eben Legionäre am Werk …

 

22. März 2018

Rekordesammler

Das obligatorische Schwimmen im Toten Meer Foto: Johannes Becher
Das obligatorische Schwimmen im Toten Meer Foto: Johannes Becher

Was für ein Tag … Heute gibt’s Superlative. Stationen am Reiseweg: die aller-, aller-, aller, aller-,  allerälteste Stadt der Welt. Und der aller-, aller-, aller-, aller-,  allertiefste Punkt der Erde. Jericho und das Tote Meer. Zwar ist die biblische Geschichte mit den Trompeten der Eroberer und den einstürzenden Mauern wohl eher eine erfundene, um die Größe der neuen Bewohner – und vor allem von deren Gott zu zeigen … Doch der alte Wehrturm steht noch. Ausgegraben mitten im Tel von Jericho, dem archäologischen Hügel, der freigelegt in verschiedenen Schichten übereinander verrät, wer hier einst wie lebte und arbeitete.

Am Toten Meer schließlich gibt es weitere Rekorde: mehr als 420 Meter unter dem Meer (es wird ständig mehr, weil der Wasserspiegel jedes Jahr um bis zu einem Meter fällt); mehr als 40 Grad Lufttemperatur (es gibt viele Grüße aus der Gruppe an den deutschen Winter). Ein Erlebnis das Gehalten-Sein auf dem salzigen Wasser (35 Prozent) und die Schlammpackung danach … Kein Wunder bei solcher Euphorie, dass auch der Ahava-Shop mit den Produkten vom Toten Meer noch gute Geschäfte macht: Alles aus Liebe (Ahava)!

 

 

 

 

 

 

 

A-, B-, C-Schüler

Es gibt viel zu lernen unterwegs. Zum Beispiel so manches über die verschiedenen Zonen im Westjordanland. Das palästinensische Gebeit ist eingeteilt in drei Zonen: Das A- Gebiet (alle Städte, wie Jericho, Nablus, Ramallah, Betlehem, Hebron) gehört zur A-Zone und steht unter Verwaltung der palästinensischen Autonomiebehörde, die B-Zonen verwalten die Palästinenser selbst und Israel regelt die Sicherheitsfragen. Dann das C-Gebiet: hier behält sich Israel alle Kontrolle vor. Das einzige zusammenhängende Gebiet umfasst auch die große Durchgangsstraße. Das C-Gebiet ist zwar dünn besiedelt, aber es umfasst die jüdischen Siedlungen. Weil A- und B-Zonen kein zusammenhängendes Gebiet bilden, sondern immer wieder von C-Straßen durchkreuzt werden, ist letztlich alles unter israelischem Vorbehalt. Ziel war einst in den Friedensverhandlungen, allmählich aus C stets B oder A zu machen. Das ist derzeit  – obwohl es dem Pilgertouristen  friedlich scheint und alltagsruhig ist – in weitere Ferne gerückt …

Getaufte

Taufstelle am Jordan Foto: Johannes Becher
Taufstelle am Jordan Foto: Johannes Becher

Interessante Einblicke am Jordan. Der klare sprudelnde Quellfluss (Dan!) hat sich in einen braunen See gewandelt. Und trotzdem steigen die russisch-orthodoxen Pilger mit Gesundheitsverachtung voller Glauben ins Wasser. Dreimal tauchen sie unter, bekreuzigen sich … Tauferneuerung. Die zweite Überraschung: das geschieht direkt an der Grenze zwischen Israel und Jordanien. Die verläuft mitten durch den Fluss. Kleine Absperrseile markieren sie. Am jordanischen Ufer hat jede christliche Konfession ihre Kirche bauen dürfen. Hier auf israelischer Seite ist heute mehr Betrieb. Es dominieren osteuropäische Klänge. Und Cyrill von Jerusalem. Dessen Katechesen für Neugetaufte erinnern uns an die eigene Taufe: gestorben das alte Leben, hineingeboren ins neue in einem Augenblick. Was im Taufritus vollzogen wird, ahmt Christus nach – „in Bildern“, „das Heil wird zuteil in Wirklichkeit“. Schreibt Cyrill. Gott sei Dank!

 

23. März 2018

Beflügelte

Hier bekommen Menschen im Rollstuhl Flügel Foto: Johannes Becher
Hier bekommen Menschen im Rollstuhl Flügel Foto: Johannes Becher

Ein Segensort! Lifegate – Tor zum Leben. Für Dutzende palästinensischer Kinder ist diese Einrichtung für Menschen mit Behinderung das längst geworden. Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene aus dem Westjordanland erhalten hier medizinische Hilfe und frühe Förderung. Es gibt einen Kindergarten, eine Schule, Werkstätten. Das ganze Haus ist in Eigenarbeit entstanden. Und mit Hilfe aus aller Welt. Spenden. Arbeitseinsatz. Gerade waren Fliesenleger aus Deutschland da. Was für ein Hoffnungsort! Das junge Mädchen mit dem offenen Rücken beeindruckt mit seiner Lebensfreude, der junge Mann mit Autismus in einer der Werkstätten kennt die Bibel besser als jede(r) in der Gruppe. Interessant: Hier steht nicht „Behindertentoilette“ an der Tür, hier bekommen die Menschen im Rollstuhl Flügel … Wirklich ein „Tor zum Leben“. Spenden sind willkommen. Und die herrlichen Holzprodukte und Stickereien aus den Werkstätten kann man kaufen. Auch in Deutschland: www.lifegate.org

 

 

 

 

 

 

Friedensbringerin

Kadra Zreineh Foto: Johannes Becher
Kadra Zreineh Foto: Johannes Becher

Kadra Zreineh. Ein Name, den man sich merken kann. Denn die palästinensische Christin  (Ihre „Lieblingsfrage“ eines Pilgers: „In Palästina gibt es Christen? Seit wann?“)  arbeitet als Fremdenführerin in Betlehem. Sie lebt in Beit Jala, der angrenzenden Stadt auf dem Hügel. Dort, wo noch die meisten Christen hier wohnen. Aufgewachsen in Deutschland („geboren in Engelskirchen“), hat sie der Vater mit 15 Jahren „in die Heimat“ zurück gebracht. Jetzt arbeitet sie am Frieden. Mit ihren Mitteln: „Ich weigere mich, Feindin zu sein!“ Klagt über die gewalttätigen Extremisten auf beiden Seiten, kritisiert die israelische Regierung („nicht die Juden“) und ist voller Emotionen Christin, wenn sie in der Geburtskirche zum Vaterunser einlädt, wenn sie die Bibel auf betlehemitisch auslegt … Der Friedensengel mit dem Palmzweig aus Olivenholz, den sie zum Abschied jedem und jeder in der Gruppe schenkt, ist bleibende Erinnerung. Äußerlich. Innerlich hat sie ihr Samenkorn gelegt: „Wenn euer Glaube so groß ist …“ Dann sind Wunder möglich.

 

Heimatliebende

Schluessel in Betlehem Foto: Johannes Becher
Schlüssel in Betlehem
Foto: Johannes Becher

Der größte Schlüssel der Welt. Unübersehbar hängt er über einem Tor zu einem der drei „Flüchtlingslager“ in Betlehem. Die Zelte sind gegangen, die Menschen sind geblieben. Tausende. Nun in dritter Generation. Sie hoffen auf eine Rückkehr. In die Häuser ihrer Familien, die diese 1948 im israelisch-arabischen Krieg verlassen mussten – daran erinnert der Schlüssel. Noch immer verteilt die UNO jeden Monat Mehl und Reis an die Familien. Dauerflüchtlinge …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eingesperrte

Banksy-Grafitti Foto: Johannes Becher
Graffiti an der Grenzmauer. Foto: Johannes Becher

Im Augenblick ist es ruhig. Tausende Palästinenser machen sich jeden Morgen aus dem Westjordanland auf, um in Israel zu arbeiten. Sie müssen durch den Checkpoint. Gesichtskontrolle. Und mehr. Betlehem ist zugemauert. Rundherum ein Dutzend Siedlungen, die einschnüren. Davor die Mauer – gebaut, nicht auf der Grenze, sondern ins Palästinenserland. Landnahme der anderen Art. 19 Prozent des Landes sind „weg“. Am eindrücklichsten jedoch ist die Mauer. 9 Meter hoch. Quer durch die Stadt (und draußen über Felder, durch Weinberge …). Seit sie steht, gibt es in Israel weniger Anschläge von Terroristen. Aber um welchen Preis? So lässt sich kein Frieden schaffen. In jedem Fall aber die Wut am Kochen halten. „Make Humus not walls.“ – Macht Hummus, keinen Krieg!  Der britische Graffiti-Künstler Banksy hat seine Botschaft unübersehbar an der Mauer hinterlassen.

 

Beweihnachtete

Hieronymus war hier Foto: Johannes Becher
Hieronymus was here... der Mönch, der die Bibel ins Lateinische übersetzt hat.
Hier unter der Geburtskirche. Foto: job

„Zu Betlehem geboren“: Schon im Gottesdienst am Morgen im Gästehaus St. Vincenz ist es erklungen. Auch wenn es jetzt schon sehr ostert: Hier ist das ganze Jahr Weihnachten. Doch merke: An der Krippe steht schon das Kreuz … Jetzt, in den Grotten unter der Geburtskirche, klingt es noch gefühliger, noch passender, noch noch noch … Oben in der Geburts- und der lateinischen Katharinenkirche Enge, Gedränge, Menschenschlangen über viele hundert Meter. Es würde Stunden dauern, um zum Silberstern in der Geburtsgrotte vorzudringen. Doch was heißt schon „Geburtsgrotte“? Von der anderen Seite ist dieser Ort auch erreichbar. Die Kreuzfahrer haben einstmals die Höhle unterteilt, eine Mauer eingezogen … Hintenrunter, im Kloster des Bibelübersetzers und Kirchenvaters Hieronymus betet es sich leichter. Ergreifender. Würdiger. Da treibt einen kein Wächter heraus.

 

 

 

 

24. März 2018

Wundersame

Maria in der Milchgrotte Foto: Johannes Becher
Stillende Maria in der Milchgrotte
in Betlehem Foto: Johannes Becher

Hunderte von Dankesschreiben schmücken die Wände oder stapeln sich noch in Schränken. Beim Pfarrer der Milchgrotte in Betlehem steht eine Änderung an: Die Stapel von Briefen aus aller Welt sollen bald eingescannt und dann per Fernseh-Slideshow präsentiert werden. Was dann dort zu lesen sein wird: Wir haben ein Kind. Endlich! Nach langem Hoffen … Was hat geholfen? Die Paare sind fest davon überzeugt, dass es das weiße Kalksteinpulver aus der Milchgrotte war. Eine Nadelspitze voll in Milch eingerührt und getrunken … Viele wurden schwanger und bedanken sich für den Kindersegen. Sogar das Paar mit den Vierlingen. „Die muss das ganze Tütchen eingerührt haben“, kommentiert ein Zuhörer.

 

 

 

 

Holzschnittartige

Olivenholz Foto: job
Olivenholz in Betlehem Foto: job

Olivenbäume. Allüberall in Betlehems Schnitzerwerkstätten. Faszinierend, was sie wie aus den trockenen Hölzern drechseln, bohren, stemmen, schleifen … Krippenlandschaften, soweit das Auge reicht. Beim Kauf von 100 Rosenkränzen gibt es einen satten Rabatt. Die Frauenwelt steht mehr auf den -schmuck: ein Jerusalemkreuz in Gold, dass sich mit einfachem Ziehen in reine Ästhetik verändern lässt – falls christliche Botschaften nicht im Vordergrund stehen sollen. Jedenfalls am Hals nicht …

 

Lacher

Ein Witz! Im Land der Religionen. Ein Rabbi ist zu Besuch beim Papst im Vatikan. Die beiden unterhalten sich angeregt. Da erblickt der Rabbi ein goldenes Telefon in einer Ecke des Zimmers. „Wofür nutzt du das?“, fragt er interessiert den Papst. „Für Gespräche mit Gott“, antwortet dieser nicht ohne Stolz. „Darf ich mal?“, fragt der Rabbis. Erlaubt, getan. Eine ganze Stunde plaudert der Rabbi mit dem Schöpfer. „Was bin ich schuldig?“, fragt er anschließend. „80.000 Euro", sagt der Papst. Und der Rabbi zahlt ohne Murren. Ein paar Monate später ist der Papst zum Gegenbesuch beim Rabbi in Jerusalem. Nach angeregtem Gespräch entdecke der Papst auch hier ein goldenes Telefon: „Hast du dir auch eines angeschafft?“, fragt er schmunzelnd den Rabbi. „Darf ich?“, fragt er. Zwei Stunden telefoniert er sodann mit Gott. Nach dem er aufgelegt hat fragt er den Rabbi: Was kostet’s mich?“ – „Drei Euro“, sagt der Rabbi. „Was, so wenig“, entfährt es dem Papst. – „Tja“, sagt der Rabbi, von uns aus ist es ein Ortsgespräch.“ (Danke, Tati, für den wunderbaren Witz)

 

Eingequetschte

Via Dolorosa
Altstadt von Jerusalem Foto: job

Vorostertage auf der Via Dolorosa. Das heißt: Geschiebe, Gedränge, Gemaule. Jedenfalls keine Andacht. „Wenn ihr hier meditativ unterwegs sein wollt, dann müsst ihr das frühmorgens oder abends nach dem Schließen der Läden tun“, sagt Tati. Die „aller-, aller- , allerbeste“ Erklärerin rät aber andererseits: Wenn ihr wissen wollt, wie es damals bei Jesus war, dann müsst ihr jetzt gehen: Mitten am Tag. Im Verkaufen und Rufen und Schubsen und Drängeln.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sanierte

Dormitio-Abtei Foto: Johannes Becher
Dormitio-Abtei Foto: job

Dormitio-Abtei auf dem Zion. Dort, wo Gott zuhause ist. Jedenfalls heißt es so in den Psalmen, dort wohne Gott. Hier muss man hin. Die Abtei und die Kirche und das angrenzende Gästehaus: dringend reparaturbedürftig. Ein Sanierungsfall. Das hat sich auf wundersamen Wegen bis nach Berlin herumgesprochen. Und  man lese: Auf Seite 155 im Koalitionsvertrag der GroKo steht jetzt drinnen, das die Regierung die komplette Sanierung übernimmt. Manchmal hilft auch Gabriel-Vertrauen …

 

 

25. März 2018

 

Solidarische

Hosianna! Was für ein starkes Signal. Tausende von Christen aus aller Welt sind gekommen, um ein Zeugnis zu geben. Für den eigenen Glauben. Und für die Solidarität mit den Christen hier im Heiligen Land. Filipinos singen vom starken Mann: Jesus: „Er starb für dich, er lebt in mir.“ Südkoreaner schwenken ihre Nationalflagge. Franzosen loben den „Seigneur“ und rufen „Mon Dieu“. Charismatisch Bewegte aus Lateinamerika haben den Ghettoblaster auf der Schulter, tönen mit Trompeten, stampfen rhythmisch mit den langen Palmwedeln während sie ihr Hosianna singen. Rückendeckung für die arabischen Glaubensgeschwister, die sich am Palmsonntag zu ihrer Prozession im biblischen Betanien sammeln, um über den Ölberg hinunter nach Getsemani und dann hinauf durchs Löwentor in die Altstadt von Jerusalem zu ziehen. Hier, neben der Anna-Kirche endet das fröhliche Glaubenszeugnis mit dem Segen des Patriarchen-Administrators, Erzbischof Pizzaballa.

 

Palmsonntag in Jerusalem

 

 

Benamte

Nadel Yad Vashem Foto: Johannes Becher
Anstecknadel aus Yad Vashem: Aus dem
Stacheldraht wächst ein Olivenspross.
Foto: job

Ein Mahnmal des Schreckens und der Hoffnung zugleich: Yad Vashem. Denkmal und Name. Ein Ziel: Hier in der Shoa-Gedenkstätte Israels sollen alle Opfer des Nazi-Terrors ihren Namen und ihre Würde zurückerhalten. Von den mehr als 6 Millionen Toten sind 4 Millionen mit ihrem Namen eingetragen. Ob man die übrigen Jakobs und Saras, Yaels und Aarons noch mal wird identifizieren können, fast 75 Jahre nach Kriegsende? Jedenfalls soll die Verheißung aus dem biblischen Buch Jesaja (56, 4.5) hier Erfüllung finden. Dort heißt es: „Denn so spricht der HERR von den Verschnittenen, welche meine Sabbate halten und erwählen, was mir wohl gefällt, und meinen Bund fest fassen: Ich will ihnen in meinem Hause und in meinen Mauern einen Ort und einen Namen geben, besser denn Söhne und Töchter; einen ewigen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll.“ In meinem Haus Ort und Namen geben ...

Stolpersteine vor dem Betreten: Worte. Was bedeuteten „Hunger“. „Durst“. „Enge“. „Scham und Schande“ auf den Transporten und in den Lagern der Vernichtung? Unvorstellbar. Aber hier bezeugt, wie grausam Menschen sein können. Zu welch bestialischem Tun sie fähig sind. Hier muss jeder Heilig-Land-Pilger aus Deutschland hin. Denn es gilt, die Erinnerung wach zu halten.

Das Holocaust-Museum liegt am Fuß des Herzl-Bergs. Will sagen: Wir vergessen den Tiefpunkt unserer Geschichte nicht, aber es geht weiter. Wir gehen weiter. Denn wir sind ein Volk, das unterwegs ist. Mit seinem Gott. Und er mit uns … Aus Tod kann neues Leben wachsen. Die Anstecknadel mit dem Erkennungszeichen von Yad Vashem zeigt das eindrucksvoll: der Olivenzweig wächst aus dem Stacheldraht.

 

 

Wiederholungspilger

Karte Altstadt Jerusalem Foto: job
Altstadtplan Jerusalem Foto: job

„Nächstes Jahr in Jerusalem!“ Den Hoffnungsspruch frommer Juden in aller Welt nimmt auch so mancher christliche Pilger ins fünfte Evangelium, ins Land der Bibel, des Ersten und des Neuen Testaments, bis heute wörtlich. Vier von zehn Pilgern ins Heiligen Land – zählt die Statistik – kommen wieder. Sie ziehen „hinauf nach Jerusalem“. Wer das zu Fuß oder mit dem Bus vom Toten Meer über Jericho kommend erleben durfte, der weiß: Das ist wörtlich zu nehmen. Denn es geht von 400 Metern unterm Meeresspiegel bis auf über 800 Meter darüber. Es geht mitten hinein ins jüdische Herz, ins muslimische Rufen des Muezzins, ins christliche Beten. Es geht für die Getauften vom Jordan an den wichtigsten Pilgerort ihres Glaubens: ans leere Grab. Die Grabeskirche in der Via Dolorosa ist die Auferstehungskirche. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Nie. Erinnerung und Mahnung. Das liegt hier unmittelbar zusammen. Und Verheißung und Hoffnung: Der Glaube ist nicht von gestern. Er will heute gelebt werden: in Israel, in Palästina. In aller Welt. Auch zwischen Bad Ems und Mörfelden-Walldorf … Lehitraot. Auf Wiedersehen, Heiliges Land. Bis bald!