"Alte Mauern, neues Leben": Beginenhaus Limburg
Beginen sind längst vergessen
Auf den Spuren der Geschichte von Menschen, die einst in heute alten Mauern lebten, findet sich in der Limburger Altstadt, entlang der Nonnenmauer, das ehemalige Haus der Beginen. Touristen bleibt das Gebäude nicht verborgen. Denn an den Häuserfronten finden sich viele Figuren, die sich gut als Foto-Objekt eignen. Auch am Beginenhaus sind sie zu sehen. Von Barbara Faustmann
Das Mittelalter war geprägt von Kreuzzügen, die vielen Männern das Leben kosteten. Die Folge war ein Überschuss an Frauen. Es gab einfach zu wenig Männer, um die Frauen in den wohlversorgten Stand der Ehe zu führen. Für die Familien bedeuteten diese Frauen einfach nur Ballast. Sie kosteten Unterhalt und hatten keinen gesellschaftlichen Stand. Alles Umstände, die mitverantwortlich waren für die Entstehung der Beginen. Frauen schlossen sich zusammen, um ein Leben in Gemeinschaft, Armut und Keuschheit zu verbringen. Sie waren mit der Pflege von Kranken und Armen beschäftigt oder bildeten junge Mädchen aus.
Seit 1339 existiert das Haus an der Nonnenmauer
In Limburg finden sich erste Spuren der Beginen mit Adelheid an der Spitze seit 1246. Seit 1339 existiert ein Armen- und Beginenhaus an der Nonnenmauer in Limburg. Es ist nicht jedem bekannt, wo sich das Haus befindet und was es für eine Geschichte birgt. Viele Anwohner und Besucher können mit dem Begriff „Begine“ nichts anfangen und wissen nicht, dass die frommen Frauen auch in Limburg angesiedelt waren.
Die Frauen des Bürgertums oder von adeligem Stand widmeten sich zunächst den Armen und Kranken. Ab 1341 gab es am Roßmarkt den Konvent der Tertiarinnen. Die Ordensfrauen lebten nach den Regeln der Franziskaner, auch Minoriten oder Barfüßer genannt, und sie schlossen sich den Beginen in Limburg an.
Diese hatten sich – urkundlich nachweisbar – schon um 1339 am Ort des späteren Klosters Bethlehem niedergelassen. Spätestens ab 1478 hatten sich auch die Beginen dem Orden der Franziskaner angeschlossen.
Ein großer Wohltäter der Beginen und des Konvents war der Kanoniker Walter Schurenpost aus Kirberg. Er schenkte der Mater Irmengard und ihren Schwestern 1484 die heute noch in der Kolpingstraße stehende Kapelle und ein Haus. Auch die Stadt zeigte sich mit der Schenkung eines weiteren Hauses großzügig, damit die Schwestern daraus eine Klause machen konnten. Im Gegenzug mussten sie sich verpflichten, sich auf zwölf Frauen zu beschränken und sie durften keine neue Frau ohne die Zustimmung des Rates aufnehmen.
Die Beginen sorgten selbst für ihren Unterhalt, unter anderem mit Webarbeiten. Das stieß in der Stadt nicht auf große Gegenliebe. Gerade einmal zwei Webstühle für den Eigenbedarf durften sie aufstellen, um so keine Konkurrenz zur Wollweberzunft darzustellen.
Die Beginen wurden um 1492 von der Verpflichtung zu Krankenbesuchen befreit, um ein Leben in strenger Klausur führen zu können. Eigens dafür wurde ein hölzerner Gang von der Kapelle aus als Verbindung zu den Häusern gebaut. Im Kloster selbst wurde eine Näh-Schule für junge Mädchen betrieben.
Das Ende der Gemeinschaft wird 1817 eingeläutet
An der Nonnenmauer wurde 1631 ein neues Kloster mit Schule gebaut. Im Jahr 1805 schließt sich die Klosterschule mit der städtischen Mädchenschule zusammen. Das Ende der Gemeinschaft wird in Limburg 1817 eingeläutet. Das Kloster wird aufgehoben. Die dort lebenden acht Nonnen, darunter vier Schulschwestern, dürfen allerdings weiter im Gebäude wohnen.
Teile der Gebäude wurden 1818 und 1820 verkauft. Der Rest ging 1832 an Bürger der Stadt Limburg. Sie errichteten ein Armenhospital und betrieben seit 1883 ein Altersheim. Es ist auch die Zeit, in der die Armen Dienstmägde Jesu Christi, auch Dernbacher Schwestern genannt, das Kloster übernahmen. Sie wirkten dort bis 1992.
Wer heute vor dem Haus der Beginen steht, kann sich das alles nur schwer vorstellen. Es wirkt etwas wunderlich, eher unscheinbar und ist in Privatbesitz. Der Besitzer des Hauses weiß nach eigener Aussage nichts über das frühere Leben in diesen Mauern.
Von Barbara Faustmann