Bibliotheksleiterin Sorbello Staub wirbt für "konsumfreies Angebot"
Büchereien als „pastorale Orte“
„Einer der wenigen Orte, wo man sich treffen kann, ohne Geld auszugeben“: Die Fuldaer Bibliotheksleiterin Alessandra Sorbello Staub wirbt für "konsumfreies Angebot".
Das Verpacken von Büchern in Tüten für eine kontaktlose Ausleihe im Pandemiejahr sowie Hol- und Bringdienste zählen zu den kreativen Lösungen der Katholischen Öffentlichen Büchereien im Bistum Fulda. So berichtet es Alessandra Sorbello Staub für die dortige diözesane Fachstelle für Büchereiarbeit. Eine tragende Rolle habe der Internet-Katalog gespielt, über den man sich rund um die Uhr „sozusagen virtuell im Regal orientieren“ könne. Derzeit seien 34 der 49 betreuten Büchereien im Bibkat-Verbundkatalog der Fachstelle zusammengefasst. Die Veranstal-tungsarbeit sei ebenso „ein Stück weit in den virtuellen Raum verlagert“ worden, über Zoom als Kommunikationsplattform.
Die Direktorin der Bibliothek der Theologischen Fakultät Fulda, in deren Verantwortungsbereich die Büchereifachstelle liegt, will ein „niederschwelliges Angebot machen für alle – nicht nur für diejenigen, die immer sonntags in die Kirche gehen“. Die Menschen sollen durch dieses Kultur- und Bildungsangebot in Kontakt treten mit den Werten, welche die katholische Büchereiarbeit nach außen vermittelt. Ihre 271 Ehrenamtlichen, 2020 rund 17 890 Stunden im Einsatz, seien stark engagiert: „Wie es eben nur bei kirchlichem Ehrenamt der Fall ist.“ Ein Plus, „das man vielleicht bei anderen Bildungsträgern nicht so haben kann“.
Die Fuldaer Diözesanstelle sucht nach Synergie-Effekten in der Zusammenarbeit mit Kindergärten, Schulen und politischen Gemeinden. Als gelungenes Beispiel nennt Sorbello Staub die Bücherei im renovierten ehemaligen Schwesternhaus in Jossgrund-Oberndorf. Dessen Umgestaltung zum Familienzentrum wurde im Rahmen der Dorferneuerung möglich. Neben einer Kindertagesstätte, einer Seniorenbegegnungsstätte und einem Veranstaltungsraum fand dort 2019 auch die KÖB eine neue Heimat. Noch vor Corona brachte da etwa ein Kurs für den Umgang mit Smartphones die Generationen zusammen.
„Gerade erleben wir in den kleineren Gemeinden die Notwendigkeit, Angebote im digitalen Raum zu entwickeln“, hält Sorbello Staub fest. „Es gibt sogar Büchereien, die Makerspaces einrichten, als eine Art digitale Werkstatt, wo man verschiedene Sachen basteln kann.“ Ihr selbst ist wichtig, ein konsumfreies Angebot für alle bereit zu halten. Der pastorale Ort sei dann zeitgleich ein sogenannter dritter Ort: „Also eine der wenigen Stellen, wo man sich treffen und wohlfühlen kann, ohne Geld auszugeben. Das ist eine Sache, die den Mehrwert von Büchereien ausmacht.“