„11. Gebot – Du sollst nicht ertrinken lassen“
Caritasdirektor appelliert an die christliche Verantwortung
Vier Kerzen – für jeden Adventssonntag eine. Die Aufkleber auf den Kerzen ergeben die Botschaft: „11. Gebot – Du sollst nicht ertrinken lassen“. Mit dieser Aktion will der Caritasverband der Diözese Hildesheim auf die sozialen Nöte besonders von Flüchtlingen aufmerksam machen.
„Seit 2014 sind im Mittelmeer über 19 000 Menschen ertrunken oder verschollen“, sagt Achim Eng, Caritasdirektor der Diözese Hildesheim. Menschen machen sich auf den Weg, um vor Verfolgung, Unterdrückung, Gewalt und wirtschaftlicher Not zu fliehen. „Das können wir durchaus mit der Flucht des Volkes Israel aus Ägypten vergleichen. Im Buch Exodus werden die Gründe beschrieben, die es zu diesem Schritt bewogen hat“, sagt Eng.
Der Caritasdirektor verweist auch auf die Werke der Barmherzigkeit. „Als Christen sind wir verpflichtet, Menschen, die in Not sind, zu helfen. Dabei geht es nicht nur darum, sie aus dem Mittelmeer zu retten, sondern man muss die Fluchtursachen in den Blick nehmen, ebenso die Flüchtlingslager in Libyen.“ Denn oftmals geraten Flüchtlinge zwischen die Fronten, werden zwischen Küstenwache und Flüchtlingslagern hin und her geworfen. „Besonders Frauen erfahren in diesen Lagern Gewalt“, betont Eng.
„Mit unserer Adventsaktion wollen wir daran erinnern, dass der Advent ursprünglich eine Zeit der Einkehr, eine Fastenzeit war und nicht eine Zeit des Konsums. Wir wollen in der Adventszeit mit dem Symbol der vier Kerzen jeden Sonntag einen Akzent setzen und an die Menschen erinnern, die im Mittelmeer bereits ertrunken sind und noch immer ertrinken. Sie alle haben auf die Ankunft in einem sicheren Hafen gehofft. Advent heißt Ankunft, Ankunft Gottes auf Erden. Darauf sollten wir uns besinnen und uns unserer christlichen Verantwortung stellen, so wie der barmherzige Samariter im Matthäusevangelium“, betont Eng.
Dabei ist sich der Caritaschef bewusst, dass ein einzelner Diözesanverband allein nicht viel ausrichten kann. „Deshalb arbeiten wir mit Partnern wie der Seenot-Rettungsorganisation Sea-Eye, der deutschlandweiten Bewegung Seebrücke und natürlich mit Caritas International zusammen. So können wir die Helfer auf dem Mittelmeer, in den Flüchtlingslagern, in Afrika und hier bei uns unterstützen“, erklärt Eng.
„Aber wir wollen dies nicht nur im Advent tun, sondern auch darüber hinaus und mit weiteren Aktionen auf dieses Unrecht und deren oft grausame Folgen aufmerksam machen. Außerdem wollen wir Geld sammeln, um wirksam zu retten und zu helfen“, sagt Eng. Er appelliert an die Solidarität und Hilfsbereitschaft aller Menschen: „Unterstützen Sie uns und unsere Partner, damit das Sterben im Mittelmeer ein Ende hat und die Flüchtlinge hier bei uns ankommen können – in einem sicheren Hafen.“
Edmund Deppe