Berliner Diözesanrat überdenkt seine Arbeit

Chancen sehen und nutzen

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Die Katholischen Laienvertreter im Erzbistum überdenken ihre Satzung, ihre Arbeitsweise und ihr Selbstverständnis: Der Vorsitzende Bernd Streich beantwortet Fragen zum Strukturprozess „Diözesanrat – Miteinander – 2020“.

Symbolisch: Verschiedene Schiffe standen für die Aufbrüche des Diözesanrats bei dessen Vollversammlung im April.    Fotos: Cornelia Klaebe

 

Innerhalb eines Jahres will der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin eine neue Satzung erarbeiten. Dabei geht es vor allem um die Zusammensetzung der Laienvertretung nach der Errichtung der Groß­pfarreien im Prozess „Wo Glauben Raum gewinnt“ und dem damit verbundenen Wegfall der Dekanate. Es geht beim Strategieprozess „Diözesanrat – Miteinander – 2020“ aber auch um das Selbstverständnis des Gremiums und wie es die vor ihm liegenden Aufgaben angehen will.

Der Diözesanrat hat sich mit der Erarbeitung einer neuen Satzung ein ambitioniertes Projekt vorgenommen: Liegen Sie im Zeitplan? Was ist erreicht? Was muss noch bewältigt werden?

Von einem Zeitplan ist innerhalb dieses Prozesses nur bedingt zu sprechen. Ein Prozess ist, wenn er unter großer Beteiligung und intensiv gestaltet ist, sehr dynamisch. In unserem Strategieprozess haben einige vermutet, dass wir schneller „vorwärts“ kommen. Dies war voreilig. Wenn wir nach der Methode „Sehen – Urteilen – Handeln“ vorgehen, müssen wir schon beim „Sehen“ sehr aktiv werden, und wir stellen fest, dass Wahrnehmungen sehr unterschiedlich sind. – Ein Zweites: der Diözesanrat lebt nicht im luftleeren Raum. Er ist auch abhängig von Prozessen im Erzbistum, beispielsweise von der Frage: Was folgt auf die Dekanate, nicht zuerst strukturell, sondern inhaltlich. Wer nimmt die Aufgaben des bisherigen Dekanates wahr, etwa auf der Ebene zur Gesellschaft, in der Kommune und zu den evangelischen Kirchenkreisen?
Der bisherige Weg des Strategieprozesses des Diözesanrat war schon sehr personal- und zeitintensiv. Vieles liegt noch vor uns. Die Situation der Kirche insgesamt spielt dabei auch eine wichtige Rolle.

Inwieweit zeichnet sich die künftige Struktur und Zusammensetzung des Diözesanrates schon ab?

Wir sind derzeit über die Zusammensetzung intensiv im Gespräch. Dabei sind zum Beispiel folgende Aspekte angesprochen. Alle derzeitigen „pastoralen Räume“ beziehungsweise Groß-Pfarrein sollen im Diözesanrat direkt vertreten sein, jeweils mit einer oder zwei Personen. Ein anderes Wunschziel ist eine Verkleinerung des Diözesanrates, gleichzeitig aber auch eine höhere Beteiligung der Basis in den Pfarreien, Verbänden, Organisationen, Initiativen, und so weiter. Dies ist nicht einfach umzusetzen, denn beide Wünsche lassen sich nur schwer miteinander vereinbaren. Derzeit haben wir 103 Mitglieder, 83 stellvertretende und etwa 40 beratende Mitglieder in den Sachausschüssen. Die großen Partizipationsmöglichkeiten sollten meines Erachtens nicht reduziert werden.

Strukturen können ja nur eine Hilfe sein, die anstehenden Aufgaben zu lösen. Wie will der Diözesanrat künftig seine Aufgaben im Erzbistum Berlin und darüber hinaus wahrnehmen? Was wollen Sie beibehalten? Was wollen Sie verändern?

Es geht nicht um „beibehalten“ oder „verändern“. Beides hat keinen Wert an sich. Es geht darum, heute sich den Herausforderungen der Gegenwart und für die Zukunft zu stellen und die vorhandenen Chancen für ein Christsein in der heutigen Gesellschaft zu gestalten. Dabei ist eine Intensivierung der Arbeit des Diözesanrates wünschenwert, insbesondere wenn es um verantwortliche Mitarbeit der „Laien“ im Erzbistum und die Präsenz von Christen in der Gesellschaft geht.

Sie haben mit einer Umfrage und einem Themenabend alle Katholiken eingeladen, an den Überlegungen teilzunehmen. Welche Anregungen gab es?

Bernd Streich

Wir hatten eine erfreulich gute Beteiligung. Dabei ging es jetzt um die künftige Zusammensetzung des Diözesanrates. Die Grundstruktur mit Vertretung aus Pfarreien, Verbänden, Organisationen und gewählten Einzelpersonen ist nicht infrage gestellt. Die jeweilige Anzahl muss noch weiter diskutiert werden. Dabei ist auch die große Anzahl der Personen anderer Muttersprache stärker zu berücksichtigen. Darüber hinaus gab es auch viele Anregungen zum Selbstverständnis, zur geistlichen Verankerung und zur Arbeitsweise des Diözesanrates, zum Beispiel zur Präsenz in den drei Bundesländer in unserem Erzbistum.

Die Laienvertretungen in unserer Kirche haben oft Probleme, vom Kirchenvolk überhaupt wahr- und als gewählte Vertreter der Laien ernstgenommen zu werden. Gibt es Überlegungen, Ihr Gremium als Vertretung der katholischen Christen im Erzbistum tiefer im Bewusstsein der Gläubigen zu verankern?

Die Wahrnehmung der gewählten Laiengremien ist tatsächlich ein Problem auf allen Ebenen. Es gibt viel Engagement und zu wenig Öffentlichkeitsarbeit sowohl innerkirchlich wie auch in die Gesellschaft hinein. Die Kommunikation des Diözesanrates im kirchlichen Raum muss verbessert werden. Dies kann über Strukturen – per Newsletter und Veröffentlichungen – und über die Mitglieder in ihrem Verantwortungsbereich direkt erfolgen.

Bei der nächsten Vollversammlung im November soll die neue Satzung beschlossen werden. Welche Schritte sind bis dahin noch nötig? Was ist geplant?

Die Vollversammlung im November wird eine erste Anpassung der Satzung in Bezug auf die Zusammensetzung der Vollversammlung und deren Legitimation beschließen. Mit dieser notwendigen Änderung wird der Diözesanrat seinen Strategieprozess und die Arbeit an der Satzung fortsetzen. Ziel aller Prozesse dieser Art ist es, das Evangeliums, die Frohe Botschaft in der ganzen Gesellschaft lebendig einzubringen und selbst authentisch, das heißt glaubwürdig zu leben. Dieser Prozess wird auch in der nächsten Amtsperiode des Diözesanrates fortgesetzt.

Interview: Matthias Holluba