Zündende Idee: „Es kam mir eines Tages wie ein Blitz“

Corona beschert Hofkapelle

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Wer hat das schon: eine eigene Kapelle? Bischöfe vielleicht. Und das Ehepaar Gruszczynski aus Lörzweiler. „Es kam mir eines Tages wie ein Blitz“, beschreibt Peter Gruszczynski den Moment, als ihm die Idee zur Holzhütten-Kapelle kam. Von Theresa Breinlich



Die Herz-Jesu-Figur auf dem Altar stammt von Kläres Familie.


Sonntags morgens, wenn in der benachbarten Kirche in Lörzweiler die Glocken läuten, geht das Ehepaar Gruszczynski – Peter stützt vorsichtig seine Frau Kläre – Schritt für Schritt über den Hof in ihr Kapellenhäuschen zum Beten. Es ist für die gehbehinderte Kläre ideal. „Wir zünden die Kerzen an, beten und sprechen zusammen ein Vaterunser. Das tut uns gut“, erzählt Kläre.
Peter Gruszczynski aus Lörzweiler hat gegenüber vom Stall einen Ort der Ruhe und Besinnung geschaffen in einer leerstehenden Holzhütte, einem Erbstück seiner Mutter. Es gibt einen Altar, Kerzen, Stühle, ein großes Kruzifix und Heiligenfiguren.

„Ich habe es irgendwie mit dem Glauben“

Der Glaube war dem Ehepaar immer Lebensbegleiter. Ihre Eltern hatten schon ein tiefes Gottvertrauen und haben es an sie weitergegeben. Mit diesem Gefühl aufgehoben zu sein, haben sie ihre schwierigen Jahre gemeis-
tert. Als sie gerade verheiratet waren, kümmerten sie sich um die pflegebedürftigen Eltern und den Hof, der damals 300 Tiere zählte. Kinder haben sie keine. Im Urlaub waren sie noch nie. Vor einigen Jahren erkrankte Kläre schwer und rang mit dem Tod. „Ich habe es irgendwie mit dem Glauben. Ich finde es aber wichtig, nicht nur zu glauben, wenn es einem schlecht geht. Ganz oder gar nicht“, ist Peter Gruszczynski überzeugt. Zu ihrem Glaubensleben gehörte es in „normalen Zeiten“, im Mainzer Dom die Frühmesse zu besuchen, die Musik und eine gute Predigt zu hören.


Peter und Kläre Gruszczynski vor ihrem Gartenhäuschen, das sie als einen Ort der Besinnung eingerichtet haben.

„Da konnte ich einfach mal abschalten nach der Arbeit“, erzählt der 74-Jährige. Das Ehepaar traf sich vor dem Gottesdienst immer mit Freunden. „Ein bisschen zusammen babbeln gehörte auch dazu“, sagt er. Als Corona kam, war plötzlich Schluss mit der seelenheilenden Routine. Nach einigen Wochen starteten die Gottesdienste zwar wieder, aber Gruszczynski mag es nicht, sich anzumelden. Auch sei immer die Sorge da, sich anzustecken. Ohne Gesang und das Treffen mit der Clique, das wäre auch nicht das gleiche gewesen. „Das ist natürlich schade. Aber es ist nun mal so. Wir müssen jetzt das Beste draus machen“, sagt er. Und so hatte er die Idee mit dem Gartenhäuschen. Das Ehepaar schaute sich in ihrem Haus um, was in ihre Kapelle passen würde. Sie hängten einen Holz-Rosenkranz, den Peter Gruszczynskis Mutter im Krankenhaus beim Sterben bei sich hatte, in das Häuschen. Eine Floriansfigur, die sie zur Silberhochzeit von der freiwilligen Feuerwehr geschenkt bekamen, und eine Herz-Jesu-Figur von Kläres Familie stehen auch drin. Das Holzkreuz stammt aus dem Schlafzimmer. Von einem Freund bekam er einen Blecheimer und hängte ihn neben die Tür. „Das ist jetzt mein Weihwasserbecken“, sagt der Rheinhesse und lacht.

Glücklich, „wenn es den Tieren gut geht“

Manches Mal, wenn die Arbeit anstrengend war, und die Tiere versorgt sind, geht Gruszczynski auch an Werktagen in sein Bethaus. „Ich schaue immer mal wieder rein. Hier kann ich abschalten, wenn es viel wird“, sagt er. Der Pfarrer kam und hat die Hofkapelle gesegnet. Das empfindet das Ehepaar als besondere Anerkennung. Sie laden auch Freunde ein, sie zu nutzen. Gruszczynski ist zufrieden mit seinem Leben. „Mir macht Spaß, was ich tue. Wenn es den Tieren gut geht, wenn die Ziegen Junge bekommen und die sind gesund, das macht mich glücklich.“ Was wird aus dem Gartenhäuschen, wenn Corona vorbei sein sollte? „Das bleibt. Das überlebt mich“, ist er sich sicher.

Von Theresa Breinlich