Corona prägt Statistik

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Das Bistum Hildesheim hat die kirchliche Statistik für das Jahr 2020 vorgelegt. Sie ist geprägt von den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Fast überall sind spürbare Rückgänge zu verzeichnen.


Nur wenige Menschen wollten sich im Coronajahr
2020 das Jawort geben. Das schlägt sich auch in
der kirchlichen Statistik nieder.

Die Zahl der Katholikinnen und Katholiken im Bistum Hildesheim hat sich weiter verringert. Sie lag zum Ende des Jahres 2020 bei 569 785 Menschen. Das waren 11 675 weniger als im Jahr zuvor.

Dafür sind vor allem zwei Entwicklungen ursächlich: Die Zahl der Bestattungen überstieg wie in den Vorjahren deutlich die Zahl der Taufen, außerdem traten gut 1,2 Prozent der Katholiken aus der Kirche aus. Im Einzelnen: Im vergangenen Jahr wurden 5283 Frauen und Männer kirchlich bestattet. (2019: 5276). Die Taufen sanken von 3114 im Jahr 2019 auf 1729. Die Eintritte und Wiederaufnahmen lagen bei 195 (2019: 317). Die Zahl der Kirchenaustritte sank von 8048 im Jahr 2019 auf 7019 im Vorjahr. In der Vergangenheit hat das Bistum häufig davon profitiert, dass Katholiken aus anderen Bistümern ihren Wohnsitz zwischen Cuxhaven und Hann. Münden genommen haben, im letzten Jahr war das allerdings nicht der Fall.

Die Zahlen dokumentieren auch deutliche Rückgänge bei der Spendung der Sakramente und beim Gottesdienstbesuch, die eine Folge der Corona-Pandemie darstellen. Aufgrund der monatelangen Kontaktbeschränkungen konnten viele Taufen, Firmungen und Erstkommunionen nicht stattfinden. Gottesdienste konnten nur mit deutlich verringerter Personenanzahl gefeiert werden.

 Die Zahl der Gottesdienstteilnehmenden im Bistum Hildesheim im Jahr 2020 lag bei 4,1 Prozent gegenüber 7,1 Prozent im Jahr 2019. Besonders dramatisch ist der Rückgang bei den Hochzeiten: 158 Paare traten im Jahr 2020 vor den Traualtar, 603 weniger als ein Jahr zuvor.

1393 junge Menschen empfingen im vergangenen Jahr das Sakrament der Firmung, 892 weniger als 2019. Es gab 2802 Erstkommunionen im Jahr 2020, das ist ein Rückgang um 766 Erstkommunionen gegenüber 2019.

 Zu den statistischen Daten des vergangenen Jahres sagt Bischof Heiner Wilmer: „Die Corona-Pandemie ist auch am Bistum Hildesheim nicht vorbeigegangen. Sie hat sich im vergangenen Jahr negativ auf die Anzahl der Taufen, Trauungen, Erstkommunionen und Firmungen ausgewirkt. Das war zu erwarten, weil all diese feierlichen Anlässe in unseren Kirchen nicht oder nur sehr eingeschränkt begangen werden konnten. Ich bin zuversichtlich, dass wir in diesem Jahr möglichst viele verschobene sakramentale Feiern nachholen können. Für alle segensreichen Initiativen unserer Pfarrgemeinden bin ich sehr dankbar. Sie haben geholfen, Leid und Einsamkeit während der Corona-Zeit zu lindern. Das zeigt mir, welch eine glaubensstarke Gemeinschaft wir in unserem Bistum haben, auch wenn wir weniger werden.“                    

(bph/bd)

 

 

Stetiger Abwärtstrend

Die statistischen Zahlen des Bistums für das vergangene Jahr sind wenig aussagekräftig, sie sind vollends durch die Pandemie geprägt. Interessant ist die Frage, ob sie sich in den kommenden Jahren in etwa wieder auf Vor-Krisen-Niveau einpendeln werden.

Erfüllt sich die Hoffnung von Bischof Heiner Wilmer, dass Taufen, Firmungen und Hochzeiten nachgeholt werden? Wird der Gottesdienstbesuch sich wieder auf einem ähnlichen Wert wie vor Corona bewegen? Antworten auf diese Fragen wird es erst in den kommenden Jahren geben. Zu befürchten ist, dass zumindest ein Teil der Menschen nicht wieder in die Kirche zurückkehren wird: Die Pandemie hat ihnen gezeigt, dass sie auch ohne auskommen.

Interessant ist ein Blick auf die langfristige Entwicklung. Auch ohne Corona schrumpft das Bistum Jahr für Jahr. Von 2010 bis 2020 ist die Katholikenzahl um fast 50 000 oder 8 Prozent zurückgegangen, in den letzten Jahren hat sich der Abwärtstrend beschleunigt. Die Zahl der Firmungen liegt um mehr als ein Drittel niedriger als vor einem Jahrzehnt. Läuft die Entwicklung so weiter, werden Mitte des Jahrhunderts weniger als 400 000 Katholiken im Bistum leben – halb so viele wie 1975. Gleichzeitig geht die Bindung der verbleibenden Mitglieder zurück.

Das sind Projektionen, die so nicht eintreffen müssen, die aber angesichts von Skandalen und immer weniger Präsenz in der Fläche sehr wahrscheinlich sind. Das Bistum wird sein Gesicht verändern.

Matthias Bode
Chefredakteur der KirchenZeitung