Ehrenamtlicher Vorsitzender der Telefonseelsorge

"Da konnte ich nicht nein sagen"

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Gruppe von Menschen steht vor einer Wand
Nachweis

Franz Hillmann

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Der neue Vorstand der Telefonseelsorge mit der Geschäftsführung: Marina Röttgers (v.l.), Ludger Plogmann, Hermann Kues, Gerd Gels und Maria Hillmann

Hermann Kues ist neuer Vorsitzender der Telefonseelsorge Emsland/Grafschaft Bentheim. Der ehemalige Staatssekretär möchte dabei seine lange Erfahrung in Sozialpolitik und Kirche einbringen. „Ich will der Sache nützen.“

Eigentlich hatte sich Hermann Kues, der gerade 74 Jahre alt geworden ist, mehr und mehr aus allen Haupt- und Ehrenämtern zurückgezogen. Viele Jahre hat der Holthausener im Bundestag gesessen, war Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – hatte sich unter anderem im Zentralrat der deutschen Katholiken, in der Bundesstiftung Mutter-Kind und in der Ludwig-Windthorst-Stiftung engagiert. Im Ruhestand will Kues mehr Zeit für die Familie und vor allem seine Enkel haben. Aber die Anfrage der Telefonseelsorge für das Amt des ehrenamtlichen Vorsitzenden wollte er nicht ignorieren: „Da konnte ich nicht Nein sagen.“

Mehrere Gründe nennt er dafür. Der erste: „Die Telefonseelsorge ist eine absolut sinnvolle Einrichtung, die tief in der christlich-sozialen Landschaft verwurzelt ist. Das muss man unterstützen.“ Er erinnert sich an ein Gespräch mit einem von tiefster seelischer Not betroffenen Mann, der „nicht mehr weiterwusste und dann froh war, dass er die Telefonseelsorge anrufen konnte“. Gerade in solchen Situationen von Ausweglosigkeit sei dieses Angebot eine ganz wichtige Hilfe. 

Kues glaubt, dass der Telefonseelsorge eine immer größere Bedeutung beikommt – in einer Gesellschaft, die zunehmend das Trösten verlernt und in der vieles anonymer geworden ist. „Wir haben ein hohes Wohlstandsniveau, aber der unmittelbare menschliche Kontakt hat doch gelitten. Da ist an bestimmten Stellen ein Vakuum entstanden.“ Einrichtungen wie die Telefonseelsorge leisten seiner Ansicht nach einen nicht hoch genug einzuschätzenden Beitrag.

Genau wie die vielen Ehrenamtlichen, denn im Emsland und der Grafschaft Bentheim machen etwa 70 Männer und Frauen als Telefonseelsorgerinnen und -seelsorger mit. Sein neues Amt versteht Kues ganz ausdrücklich auch als Würdigung und Anerkennung für dieses „großartige  soziale Engagement“. Er hat sich vorgenommen, bei den Treffen des Teams so oft wie möglich dabei zu sein – dabei zu hören, was die Ehrenamtlichen bewegt und was sie brauchen. „Ich muss und möchte viel dazulernen.“

Und natürlich möchte er mithelfen, neue Freiwillige für den Dienst zu gewinnen. Er weiß, dass ihm sein Bekanntheitsgrad aus Landes- und Bundespolitik helfen könnte, für die Telefonseelsorge zu werben und immer wieder auf ihren Wert aufmerksam zu machen. „Da kann ich meine Kontakte und Erfahrungen mitbringen.“ Bei Veranstaltungen, bei Benefizkonzerten, bei Spendenaktionen wird er das „Gesicht der Telefonseelsorge nach außen“ sein – weil die Ehrenamtlichen in ihrer Anonymität eher geschützt werden müssen. „Ich will dem Anliegen nützen“, bekräftigt er noch einmal.

Und man spürt, dass er sich auf die Aufgabe freut. Die ersten Rückmeldungen geben ihm recht. Mit einem Schmunzeln erzählt Hermann Kues, dass ihm erst kürzlich ein Passant beim Spaziergang zugerufen hat: „Gut, dass Sie das machen.“ 

Im Emsland und in der Grafschaft Bentheim engagieren sich 70 ehrenamtliche Telefonseelsorgerinnen und-seelsorger. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr erreichbar unter den Telefonnummern 0800/1110111 oder 0800/1110222 sowie über den Chat unter den Internetadressen www.telefonseelsorge-emsland.de und www.telefonseelsorge-grafschaft-bentheim.de 

 

Petra Diek-Münchow