Antisemitismusbeauftragter kritisiert Angriffe auf jüdische Gläubige
"Das ist entsetzlich"
Das Attentat in Halle jährt sich zum zweiten Mal. Der Antisemitismusbeautragte der Bundesregierung, Felix Klein, äußert sich zur aktuellen Lage und spricht von anhaltenden Diskriminierungen und Anfeindungen gegenüber jüdischen Gläubigen.
Zwei Jahre nach dem Anschlag auf eine Synagoge in Halle bedauert der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, dass das Attentat keine «Wende» eingeleitet habe. «Ich hatte gehofft, dass dieser schreckliche Anschlag eine Wende bedeuten würde. Leider war das nicht der Fall. Unsere Gesellschaft wird weiter von antisemitischen Angriffen und Anfeindungen erschüttert», erklärte Klein am Freitag in Berlin.
Erst kürzlich habe die Polizei einen offenbar geplanten Anschlag auf die Synagoge in Hagen verhindern können. Immer wieder würden Menschen angegriffen und diskriminiert, weil sie die Kopfbedeckung Kippa oder einen Davidstern trügen. «Das ist entsetzlich», so der Beauftragte für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus. Der Attentäter von Halle habe zwei Menschen getötet, 52 Menschen in der Synagoge in Todesangst und «eine ganze Nation in Schockzustand versetzt».
Die Gesellschaft und die Sicherheitskräfte müssten wachsam sein, forderte Klein. «Die Hintergründe solcher Taten müssen gründlich aufgearbeitet werden, um besser zu verstehen, wie wir sie künftig verhindern können. Das sind wir den Betroffenen des Anschlags schuldig, unserer ganzen Gesellschaft und den nachwachsenden Generationen.» Antisemitismus und Rechtsextremismus griffen insgesamt die demokratische Grundordnung an.
Antisemitimusbeauftragter Klein plädiert für stärkeren Zusammenhalt in der Gesellschaft
«Nach eineinhalb Jahren Pandemie gilt heute umso mehr: Lassen wir uns nicht spalten, halten wir zusammen. Ohne Angst verschieden sein zu können, ist die Grundlage und Ziel unserer freiheitlichen Gesellschaft», erklärte Klein.
Das Oberlandesgericht Naumburg hatte den Attentäter zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Das Gericht sprach den damals 28-Jährigen des zweifachen Mordes, des versuchten Mordes in Dutzenden weiteren Fällen sowie der Volksverhetzung schuldig. Und: «Die antisemitische, von Rassenhass geprägte Gesinnung des Angeklagten stellt ein verachtenswertes und aus tiefster Schuld bestehendes Tatmotiv dar.»
Der Täter hatte am 9. Oktober 2019 schwer bewaffnet versucht, in der Synagoge ein Massaker unter 51 Gottesdienstteilnehmern anzurichten, die den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur begingen. Als ihm ein Eindringen misslang, erschoss er eine Passantin, einen Gast im Dönerimbiss und verletzte auf seiner Flucht weitere Menschen teils schwer. Er filmte seine Taten und streamte sie live im Internet.
KNA