Das weibliche Gesicht von Kirche

Das schiefe Bild gerade rücken

Image

13 Frauen. Von der Gottesmutter Maria über Heilige wie Edith Stein bis hin zu engagierten Frauen in heutiger Zeit. Ihre Geschichte ist das Herzstück einer Ausstellung über „Das weibliche Gesicht von Kirche“, die jetzt erstmals in Hannover zu sehen ist.


Studium in Göttingen,
bekannte Philosophin,
dann Ordensfrau und
schließlich von den Nazis
ermordet: Die heilige Edith
Stein gehört zu den in der
Ausstellung porträtierten
Frauen. | Foto: Ausstellung
 

Kirche – das ist Männersache. Klare Ansage: Apostel, Päpste, Bischöfe, Priester, Märtyrer und Heilige. Sie haben das Bild der Kirche geprägt. Zum Guten wie auch zum Schlechten. Frauen sind da allenfalls Nebendarsteller. Stille Beterinnen, Füße salbend, Kranke tröstend.

Stimmt dieses Bild, dieses Klischee? Es ist wie mit allen Klischees, wie mit allem Schablonenhaften: Einige Körner Wahrheit sind da immer dran. Aber längst nicht alle – und so bleibt es schief,  ein Zerrbild.

Zeit zum Geraderücken dieses Bildes – zum Blick auf „Das weibliche Gesicht von Kirche“. Das ist der Titel einer neuen Wanderausstellung des Bistums, die jetzt erstmals in der Zeit vom 15. bis zum  22. April in der Kirche St. Heinrich in Hannover zu sehen ist (Details siehe Kasten unten).  Denn auch im Bistum Hildesheim gilt: ohne das Engagement von Frauen wäre vieles weder möglich noch lebendig.

13 lebensgroße Frauenfiguren prägen die Ausstellung, stehen beispielhaft in ihrem Mittelpunkt: von der Gottesmutter Maria als Patronin des Bistums über Heilige wie Edith Stein, die in Göttingen studiert hat, bis hin zu engagierten Frauen dieser Tage. Welche Bedeutung dieses weibliche Gesicht hat – das wird deutlich durch das Leben und Wirken dieser Frauen und durch das, was sie zur Gegenwart und Zukunft von Kirche und Gesellschaft zu sagen haben.

Der Gleichberechtigung später beraubt

„Frauen haben stets eine zentrale Rolle in und für die Kirche gespielt“, betont Pastoralreferentin  Annette Burchardt. Sie ist Referentin für Ehe, Familie und Geschlechtergerechtigkeit im Bischöflichen Generalvikariat und eine der Initiatorinnen der Wanderausstellung: „In der frühen Kirche waren Frauen gleichberechtigt, später wurden sie kirchlich wie gesellschaftlich dieser Gleichrangigkeit beraubt.“
 


Vorkämpferin für die Rechte
von Frauen im Bistum:
Hildegard Reese (1916–2006),
unter anderem die erste
Frau an der Spitze des
Diözesanrats. | Foto: Ausstellung
 

Annette Burchardt verweist auf ein Beispiel aus der Bibel. In seinem Brief an die Römer  lässt Paulus Junia grüßen, die mit ihm im Gefängnis war und unter den Aposteln herausragt (Röm 16,7). „In den Bibelübersetzungen seit dem 13. Jahrhundert wird der Name von Junia aber zu Junias verändert“, erläutert die Pastoralreferentin. Erst mit der neuen Einheitsübersetzung wurde das wieder korrigiert.

Die Ausstellung zeigt in unterschiedlichsten Facetten, wie Frauen das Gesicht der Kirche geprägt haben: „Diakonisch, in der Katechese, in der Liturgie und über die Kirche hinaus in der Gesellschaft“, listet Renate Vornholt, die zweite Initiatorin, auf. Gerade in ihrer Arbeit als Gemeindereferentin in Heilig Geist in Stade begegnen ihr immer wieder Frauen, die unverzichtbare Beiträge zum spirituellen und sozialen Leben einer Gemeinde leisten: „Das wollen wir wertschätzen.“

Zum Beispiel den Beitrag von Hildegard Reese. 1916 geboren, war die Lehrerin und spätere Studiendirektorin von 1986 bis 1990 die erste Frau an der Spitze des Diözesanrates, der Vertretung der Laien im Bistum Hildesheim. Schon vorher hatte sie, unter anderem als Teilnehmerin an der ersten Hildesheimer Diözesansynode 1968/69, die Beteiligung des ganzen Gottesvolkes an der Verantwortung für Kirche und Bistum vorangebracht. Die zweite Diözesansynode 1989/90 bereitet sie vor – und drückt ihr durchaus einen Stempel auf.

„Das sind wichtige Geschichten des Wirkens von Frauen, die wir erzählen wollen“, sagt Ewa Karolczak, die als dritte für die Ausstellung verantwortlich zeichnet. Neben der von Maria, der Gottesmutter, Patronin des Bistums, der „Schwester im Glauben“, neben der Geschichte von heiligen Frauen wie Hedwig von Andechs und Edith Stein – es geht auch um das, was Frauen heute motiviert, sich in der und für die Kirche einzusetzen. „Wir möchten ein bisschen überraschen“, meint Ewa Karolczak. Denn die Jüngste der porträtierten Frauen ist gerade mal Jahrgang 1983.

Alles zu sehen – von Sonntag, 14. bis Sonntag, 22. April in St. Heinrich. Immer zwischen 10 und 18 Uhr. Und danach an möglichst vielen weiteren Orten im Bistum. Anfrage genügt.  

Rüdiger Wala

 


Das weibliche Gesicht von Kirche

Die Ausstellung „Das weibliche Gesicht von Kirche“  ist erstmals in der Woche vom 15. bis 22. April in der Kirche St. Heinrich in Hannover zu sehen (Sallstraße 74) – täglich in der Zeit von 10 bis 18 Uhr. Werktags zwischen 16 und 18 Uhr sowie zu Gottesdienstzeiten stehen die Initiatorinnen der Ausstellung für Gespräche und Nachfragen bereit. Führungen können bei Pastoralreferentin Ewa Karolczak unter Telefon 05 11/164 05 24 oder unter E-Mail: e.karolczak@kath-kirche-hannover.de vereinbart werden.
Im Anschluss soll die Ausstellung durch das Bistum wandern. Pfarrgemeinden, Verbände und Gruppen können die 13 lebensgroßen Frauenfiguren kostenfrei ausleihen – komplett oder auch teilweise. Zur Ausstellung gehört eine 34-seitige Broschüre, die die Lebens- und Wirkgeschichte, vor allem aber die Motivation zum Handeln, erläutert.

Weitere Informationen und Leihe: Bischöfliches Generalvikariat, Hauptabteilung Pastoral, Bereich Ehe-Familie-Geschlechtergerechtigkeit, Domhof 18–21, 31134 Hildesheim, Telefon: 0 51 21 / 307 369, E-Mail: ehe-familie-gender@bistum-hildesheim.de