50 Jahre Wiederbesiedlung Kloster Huysburg
Das wiederbelebte Kloster
1804 war das Kloster Huysburg aufgehoben worden. 1972 und damit genau vor 50 Jahren kehrte ein Mönch zurück und legte damit den Grundstock für eine neue Benediktiner-Gemeinschaft. Am 18. September wurde das Jubiläum gefeiert.
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige (Mitte) zelebrierte die Festmesse gemeinsam mit Abt Ignatius Maaß (links) aus der Abtei St. Matthias in Trier und Pater Zygmunt Galoch aus der Abtei Tyniec in Polen. Foto: Oliver Gierens |
Es war ein besonderes Jubiläum, das am vergangenen Sonntag im Kloster Huysburg in der Nähe von Halberstadt gefeiert wurde: Seit genau 50 Jahren leben in der mittelalterlichen Klosteranlage im Harz wieder Benediktinermönche. Am Festgottesdienst in der Klosterkirche nahm auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) teil.
In seiner Ansprache bezeichnete Haseloff das Kloster Huysburg als „ein Stück Landesgeschichte“. Seit über 1000 Jahren gebe es hier mit Unterbrechungen geistliches Leben. „Es ist mir auch ein inneres Bedürfnis, die letzten 50 Jahre in Erinnerung zu rufen“, so der Ministerpräsident. „Wir können hier heute nur stehen, weil es Papst Johannes Paul II. gegeben hat“, erinnerte er an die Wiederbesiedelung des Klosters, die von der Benediktinerabtei Tyniec in der Nähe von Krakau ausging, wo der spätere Papst damals als Erzbischof wirkte. Es brauche Orte wie die Huysburg oder etwa das Kloster Helfta bei Eisleben, an denen Werte lebendig gehalten würden, so Haseloff.
Feige: Klöster sind ein Ort des Friedens
Zuvor hatte Bischof Gerhard Feige in seiner Predigt Klöster als Orte des Friedens bezeichnet. Ausgehend vom Evangelium, den Seligpreisungen aus der Bergpredigt, zitierte er das Jesuswort „Selig sind, die Frieden stiften“. Klöster wie die Huysburg seien „ein Zeichen des Friedens in der Welt“, der im alltäglichen Umgang der Menschen beginnen müsse.
Das Kloster Huysburg wurde im Jahre 1804 nach rund 800 Jahren geistlichen Lebens säkularisiert, nur die Kirche und der Nordflügel der Anlage verblieben im Besitz der Kirche. Erst im September 1972 gab ein Priester aus Görlitz, Alfred Göbel, den Anstoß zur Wiederbesiedlung.
Göbel trat in die Benediktinerabteil Tyniec bei Krakau ein und konnte den dortigen Abt Placidus Galinski für sein Projekt gewinnen. Als Gründungstag gilt der 14. September 1972, an dem Abt Placidus und der damalige Apostolische Administrator in Magdeburg, Johannes Braun, eine „Cella“, die kleinstmögliche mönchische Einheit auf der Huysburg errichteten. 1984 wurde die Gründung bereits selbstständig.
Nach der politischen Wende wuchs die Zusammenarbeit mit der Abtei St. Matthias in Trier, dem damals einzigen anderen deutschsprachigen Kloster in der internationalen Benediktinerkongregation von der Verkündigung. 2004 schlossen sich beide Klöster zu einer Gemeinschaft in zwei Konventen zusammen. Heute leben auf der Huysburg in der Nähe von Halberstadt sechs Mönche, zwei davon sind Priester, die anderen gehen einem zivilen Beruf nach.
Ein geistlicher Ort mit Ausstrahlung
Seit den 1990er Jahren ist die gesamte Huysburg wieder in kirchlichem Eigentum. Neben der Pfarrseelsorge bieten die Mönche in ihrem Gästehaus Kurse, Exerzitien und Einkehrtage an. Unter anderem durch Konzerte und Führungen zieht das Kloster auch Menschen aus der weitgehend glaubensfernen Umgebung an. Auch die jährliche Wallfahrt des Bistums findet hier seit 1951 statt. „Die Huysburg ist ein Identitätssymbol der Region“, betont Prior Antonius Pfeil.
Eine Autopanne führte ins Kloster
Und das Kloster strahlt auch darüber hinaus. Sabine Feja-Michel ist Sozialarbeiterin für Menschen mit Behinderungen aus Berlin. Auf der Suche nach einem Ort der Stille entdeckte sie die Huysburg. „Ich wusste im ersten Moment: Das ist es, was ich gesucht habe“, erzählte sie am Sonntag bei einer Festandacht am Nachmittag.
Das bestätigt auch Friedrich Klein-Blenkers. Ausgerechnet eine Autopanne führte ihn hierher, die Brüder hätten ihm damals geholfen, erzählte er während der Andacht. Friedrich ist mittlerweile Oblate geworden, hat sich also als Weltchrist an die Klostergemeinschaft gebunden. Er schätzt vor allem die Offenheit der Brüder, sich auf Neues einzulassen. „Es würde der katholischen Kirche gut tun, wenn sie mehr von dieser Art und Weise hätte“, meint Friedrich.
Von Oliver Gierens