Ausstellung Kunsthalle Emden

"Dem Himmel so nah"

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Wolken hängen tief über einer Landschaft. In Ferne zu sehen: Industrietürme.
Nachweis

Foto: Heiner Altmeppen/Kunsthalle Emden

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„Norddeutsche Landschaft“ heißt dieses Bild des aus Leer stammenden Künstlers Heiner Altmeppen.

Wolken faszinieren uns schon immer. Manche hängen schwer und dunkel über dem Land, andere plustern sich mächtig auf. Die Kunsthalle Emden zeigt in einer Ausstellung gut 100 Werke, die „Dem Himmel so nah“ sind.

Fast die ganze Wand füllt in der Kunsthalle Emden ein Bild von Heiner Altmeppen. „Norddeutsche Landschaft“ hat der gebürtige Leeraner, der zu den besten deutschen Fotorealisten gehört, sein Acrylgemälde genannt – und es wirkt wie eine Liebeserklärung an die Weite seiner ostfriesischen Heimatregion. Wolken hängen da wie zarte Wattebäusche an einem knallblauen Himmel, darunter saftig grüne Wiesen für Schafe oder Kühe. Fast glaubt man schon, in der Ferne das Meer zu riechen. Aber der zweite, genauere Blick offenbart eher Irritierendes, denn ganz hinten am Horizont ragen Schlote und Industrietürme in den Himmel. Die Idylle ist also doch zu schön, um ganz wahr zu sein.

Sehnsucht und Demut

Das Bild von Heiner Altmeppen zählt zu den über 100 Werken aus mehr als 150 Jahren, die jetzt unter dem Titel „Dem Himmel so nah“ im Obergeschoss der Emder Kunsthalle zu sehen sind. Es ist eine mal beschwingende, dann wieder nachdenklich stimmende Reise durch verschiedene Epochen und Richtungen: von klassischen Gemälden und Zeichnungen über zeitgenössische Video- und Lichtinstallationen bis zu kritischen Fotostudien von 30 Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt. Wolken in ihren unterschiedlichen Formen „sind ein so tolles Motiv“, sagt Kuratorin Kristin Schrader, dass sie in der Kunst ein eigenes Genre hervorgebracht haben.

Der Spaziergang durch die Schau lässt rasch erkennen, warum das so ist. Wolken faszinieren in ihrer mal fragilen, mal massiven, aber immer flüchtigen Gestalt und lassen uns beim Blick nach oben eben nicht nur nach dem Wetter oder der Wissenschaft fragen. Es geht zugleich um die Schönheit der Natur, um Vergänglichkeit, Sehnsucht und Demut. Und für einige Betrachter mögen die Wolkengebilde auch die Grenze zwischen dem Irdischen und dem Himmlischen, für den Übergang vom Diesseits ins Jenseits markieren.

„Eine Sprache des Himmels, deren Worte wie Wolken sind.“

Anknüpfungspunkte für solche Gedanken gibt es reichlich in der Kunsthalle. Sei es bei einigen Grafiken mit frühen Motiven aus der christlichen Ikonografie, bei expressionistischen Landschaftsstudien von Emil Nolde und Erich Heckel oder der inspirierenden Arbeit der aus Hamburg stammenden Nanne Meyer. „Leicht bewölkt“ hat sie ihre Installation aus hunderten, visitenkartenkleinen Büttenpapieren genannt, die sie für jede Ausstellung mit Stecknadeln neu an die Wand heftet. Bemalt und beschrieben mit blauen Zeichnungen und Texten, jedes einzelne wie ein Wölkchen und alle zusammen eine große Wolke. „Eine Sprache des Himmels, deren Worte wie Wolken sind, die Bilder sind, die unablässig neue Bilder schaffen“, sagt sie selbst darüber.

Spannend sind auch ganz andere Werke wie das „Wetterleuchten“ von Daniel Hausig. Dafür hat er Fotos von Wolkenbändern, aufgenommen über den schwedischen Schäreninseln, in eine Lichtinstallation umgeformt: ein fast magisches Farbenspiel. Oder ein paar Meter weiter das zwölf Minuten lange Video von Bjørn Melhus, bei dem er auf ganz moderne Art die biblische Offenbarung des Johannes thematisiert: mit apokalyptischen Reitern und dem Verweis auf die drohende Katastrophe angesichts einer zunehmend instabilen Welt.

Dass diese Welt durch menschengemachte Wolken bedroht ist, erzählt die Ausstellung auch. Nachdenklich machen verfremdete Fotos vom Qualm in der Luft, aufgenommen nach Anschlägen in Libyen und Mumbai. Oder die riesigen Aufnahmen von Rauchschloten und Kondensstreifen. Eine davon stammt vom Morgen des letzten Tages bei der Weltklimakonferenz in Madrid. Die am Ende ihr Thema verfehlt hat.

 

Petra Diek-Münchow

Termine

Die Ausstellung „Dem Himmel so nah“ ist bis zum 2. November zu sehen.

  • Dienstags bis Freitag: 10 bis 17 Uhr
  • An Wochenenden: 11 bis 17 Uhr

    Dazu ist ein Veranstaltungsprogramm geplant. Parallel zu der Wolken-Ausstellung gibt es im Erdgeschoss der Kunsthalle unter dem Titel „Freiheit der Farbe“ Werke des deutschen Expressionismus zu sehen, vor allem von den Künstlergruppen „Die Brücke“ und „Der blaue Reiter“. 
    Hier finden Sie weitere Infos.

Adresse
Hinter dem Rahmen 13
26721 Emden

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Hinweis zur Barrierefreiheit

Die Ausstellungsräume im EG haben teilweise Stufen und sind damit nicht barrierefrei. Schwellenloser Zugang zum ersten Raum ist (nur) durch Nutzung der Fahrstühle möglich.