Katholische Rundfunkbeauftragte beim Hessischen Rundfunk

„Der ist gut fürs Leben“

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Beate Hirt, katholische Rundfunkbeauftragte beim HR
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Foto: privat. Porträtbild: kirche-im-hr.de

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Beate Hirt, katholische Rundfunkbeauftragte beim HR, sucht Autorinnen und Autoren für die kirchlichen Sendungen und produziert auch selbst Beiträge.

In unserer Sommerserie stellen wir katholische Medienleute vor. Heute: Beate Hirt. Sie ist katholische Rundfunkbeauftragte beim Hessischen Rundfunk und bringt Glauben und Kirche in den Alltag der Menschen.

Dass Gott morgens mit am Frühstückstisch sitzt oder uns abends auf dem Beifahrersitz auf der Fahrt von der Arbeit nach Hause begleitet, ist für Beate Hirt keine ungewöhnliche Vorstellung. Sie sieht Gott im Alltag an ihrer Seite und an der Seite aller Menschen. Diesen Glauben weitergeben zu können, ist für sie „das Wichtigste und Schönste an meinem Job“, sagt sie.

Und sie ist genau dort – morgens beim Frühstück und abends auf dem Weg in den Feierabend, sonntags und werktags. Überall dort, wo Menschen Radio hören. Als katholische Rundfunkbeauftragte beim Hessischen Rundfunk organisiert sie die kirchlichen Sendungen in allen HR-Radioprogrammen – vom Zuspruch am Morgen, der bis zu drei Minuten dauert, bis hin zur halbstündlichen Morgenfeier am Sonntag. Sie kontaktiert katholische und evangelische Autorinnen und Autoren aus Hessen, spricht auch selbst für die Sender, schreibt Beiträge für das Bistum Mainz und für diese Kirchenzeitung. 

Ihre Themen findet Hirt im Alltag. Da ist der alte Herr mit der Müllzange, den sie am Rheinufer beobachtet hat und der sie inspiriert hat, manchen Müll, der auf ihrem Weg liegt, einfach mitzunehmen. 

Konstruktiv sein, Ideen haben, voranradeln

In einem zweiminütigen Beitrag im SWR bekennt sie, dass das Müllsammeln für sie nicht nur Umweltschutz ist, sondern Glaubensvollzug. „Ich glaube“, sagt sie, „Gott hat die Welt und die Weltmeere geschaffen, und wir Menschen sollen sie bewahren. Wir sollen Flüsse und Meere so sauber und so voller Leben erhalten, wie Gott sie gedacht hat.“

Unübersehbar und bedrohlich ist für Menschen die Erderhitzung, die auch hierzulande bereits konkrete Auswirkungen hat. Doch Hirt beschreibt nicht das Drama, das ihr bewusst ist. Sie denkt konstruktiv, hat eine Idee und radelt voran. Ihre Frage im Radio lautet: „Wie kann ich die Schöpfung noch besser bewahren, die uns Gott anvertraut hat?“ Dabei erzählt sie nicht etwa, dass sie hochmotiviert täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, sondern dass sie es im Frühling wieder öfter tut. Eine kirchliche Botschaft, die nicht fordert, sondern zum eigenen Handeln inspiriert. 
Das Leben zum Besseren zu verändern, geht für Hirt nicht ohne persönliche Gottesbeziehung. Wenn nicht gerade Pandemie ist, lebt sie jedes Jahr eine Woche im Schweigen in einem Kloster. Gebet und Meditation gehören zu ihrem Alltag. 

Ihre persönliche Gottesbeziehung beschreibt sie wie die Beziehung zu einem Menschen. Zuletzt fiel ihr auf, dass es nicht mehr passt, wenn sie Gott in ihren Gebeten ausschließlich mit männlichen Worten wie Herr oder dem französischen Seigneur anredet. Sie sucht neue Namen für ihr Gegenüber und staunt, wie sich in ihrem Glaubensleben immer noch verändert: „Ich habe das Gefühl, als würde ich für jemanden einen neuen Kosenamen suchen, mit dem ich seit 50 Jahren zusammen bin.“

Obwohl die Hörerinnen und Hörer ihrer Sendungen nicht immer gläubig und oft aus der Kirche ausgetreten sind, finden ihre Themen überwiegend positive Resonanz. Menschen freuten sich, dass die Kirche etwas zu Umweltthemen sagt und Anwältin ist, erzählt Hirt. Viele sagten auch, sie hätten mit der Kirche nicht mehr viel zu tun, aber sie habe ihnen in einer Sendung aus dem Herzen gesprochen, etwas hat sie berührt. Als Stimme für die Armen oder für die Schöpfung ist die Kirche aus Hirts Sicht gefragt. Auch aus der Kirche Ausgetretene sagten ihr immer wieder: „Ja, wir brauchen diese Kirche trotzdem, auch wenn ich kein Teil davon mehr sein will.“ 

Vertreterin der Kirche zu sein, ist nicht leicht

Für Hirt ist es nicht immer leicht, als Vertreterin der Kirche wahrgenommen zu werden. „Natürlich macht es mir zu schaffen, was Kirche im Moment für eine Position hat“, sagt sie. Bei den immer neuen Missbrauchsskandalen falle es ihr schon schwer, an der Kirche festzuhalten, erzählt sie. Doch sie hält durch, denn die Botschaft ist ihr wichtig. „Ich verkündige ja mehr“, sagt sie. Und das gehe über das hinaus, was Kirche ist. „Meine Hauptbotschaft ist: Vertraut diesem Gott! Und schaut, ob ihr mit diesem Gott etwas anfangen könnt. Der ist gut fürs Leben.“ 

Barbara Dreiling