Kirchenstatistik für 2021
Der Trend setzt sich ungebremst fort
Mehr als 6000 Menschen haben 2021 der katholischen Kirche im Bistum Osnabrück den Rücken gekehrt – ein neuer Höchststand. Auch für 2021 war die Kirchenstatistik erheblich geprägt von den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Durch die notwendigen Schutz- und Hygienemaßnahmen konnten viele Gottesdienste nicht so wie geplant gefeiert werden.
Im vergangenen Jahr sind im Bistum Osnabrück 6146 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Dies geht aus der jetzt vorgelegten Statistik von 2021 hervor. Mit diesem Wert erreichen die Austritte nach einem vorübergehenden Rückgang im Jahr 2020 einen neuen Höchststand. Insgesamt geht die Zahl der Katholiken im Bistum im Vergleich zum Vorjahr um rund 8000 auf 532 000 zurück.
Erhöht hat sich dem gegenüber die Zahl der Taufen. Sie stieg leicht an von 3719 auf 3895. Auch andere Sakramente wurden 2021 wieder häufiger gespendet: Es ließen sich 432 Paare trauen (2020: 184), 4060 Kinder empfingen die Erstkommunion (2020: 3719) und 4202 Jugendliche und junge Erwachsene die Firmung (2020: 2575).
Niedriger als 2020 liegt die Zahl der Gottesdienstbesucher: Nur 4,2 Prozent der Gläubigen besuchten laut Statistik den Gottesdienst, 2020 waren es noch knapp 6,2 Prozent. Ebenfalls leicht unter dem Wert von 2020 findet sich die Zahl der Bestattungen 5076 (2020: 5245).
Ein Zeichen des Protestes gegen die Institution
„Der Anstieg der Kirchenaustritte kommt nicht überraschend und ist trotzdem für viele Engagierte in unserem Bistum genauso wie für mich sehr bedrückend. Zumal wir schon jetzt erkennen, dass sich der Trend ungebremst fortsetzt“, sagt Generalvikar Ulrich Beckwermert. 2020 seien die Zahlen wohl nur deshalb vorläufig zurückgegangen, weil pandemiebedingt viele Standesämter wenig Publikumsverkehr zuließen.
„Die Gründe für die hohe Zahl der Austritte sind verschieden. Klar ist, dass unsere Kirche durch den Skandal der sexualisierten Gewalt und den langwierigen Prozess der Aufarbeitung und Veränderung enorm viel Vertrauen verloren hat. Selbst gläubige Menschen verlassen die Kirche, um ein Zeichen des Protests gegen die Institution zu setzen.“
Das Bistum Osnabrück beteilige sich intensiv an Reformprozessen innerhalb der deutschen katholischen Kirche und bemühe sich um die Gestaltung eines zügigen Wandels vor Ort. „Unsere zentrale Aufgabe bleibt, dass die Menschen in unserem Bistum eine ihnen zugewandte Seelsorge, eine lebendige Spiritualität und, wo nötig, auch praktische Lebenshilfe erfahren. Nur so wird die Kirche auch künftig erlebbar als demütige Begleiterin auf der individuellen Suche nach einem gelingenden Leben und dem, was darüber hinausweist“, erklärt Beckwermert.
Auch dem Bremer Propst Bernhard Stecker bereitet der Anstieg bei den Kirchenaustritten große Sorgen. Es gebe nichts schönzureden. Die Kirche müsse durch ein glaubwürdiges Handeln das Vertrauen zurückgewinnen. Die Botschaft des Evangeliums sei nach wie vor überzeugend, sagt er. (bpo/kb)
Die komplette Bistumsstatistik für das Jahr 2021 als Download
Die deutschlandweiten Zahlen gibt es hier