Franziskus kündigt Kardinalsernennungen an

Des Papstes neue Brückenbauer

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Papst Franziskus ernennt im Oktober 13 neue Kardinäle. Diese Ankündigung kommt überraschend

Erzbischof Jean-Claude Hollerich
Durch Papst Franziskus gestärkt in seiner Vemittlerrolle: Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg. Foto: kna/Sven Becker

Überraschend hat Papst Franziskus am Sonntag neue Kardinäle angekündigt. Insgesamt 13 Männer sollen am 5. Oktober das purpurne Birett erhalten: drei Betagte, die für ihr Lebenswerk geehrt werden, zehn noch im aktiven Dienst. Damit steigt die Zahl derer, die jünger als 80 Jahre sind und somit an einer möglichen Papstwahl teilnehmen dürfen, von derzeit 118 auf 128 - kurzzeitig zumindest, denn binnen zehn Tagen nach der Auffrischung scheiden schon wieder vier aus dem Kreis der Konklaveberechtigten aus. 

Ende Oktober werden 66 der dann (vorbehaltlich unvorhersehbarer Todesfälle) 124 Papstwähler von Franziskus ernannt worden sein. Wenngleich bei der Auswahl sicher nicht nur persönliche Vorlieben eine Rolle spielen, zeigt sich in den Konsistorien zu den Kardinalerhebungen doch eine gewisse Handschrift: Franziskus geht es um Dialog, um Gehör für Benachteiligte und die Präsenz entlegener oder «abgehängter» Regionen in der Zentrale der katholischen Kirche.

Vier der Nominierten stehen für die Begegnung von Kirche und Islam: Da ist Miguel Ayuso Guixot (67), seit Ende Mai Leiter des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog. Das offizielle Gespräch mit dem sunnitischen Islam kam nach einer längeren Eiszeit erst 2017 wieder in Gang; der Kardinalsrang für Ayuso, der auch Arabist und Islamwissenschaftler ist, gibt dem Amtschef besonderes Gewicht.

Ähnliches gilt für den Briten Michael Fitzgerald (82), der den Rat von 2002 bis 2006 leitete und von Benedikt XVI. mit einem Karriereknick als Botschafter nach Kairo versetzt wurde. Fitzgerald hatte nach der «Regensburger Rede», die von vielen Muslimen als Beleidigung verstanden wurde, versucht zu retten, was zu retten war; Franziskus ehrt ihn dafür.

Auf interreligiös schwierigen Posten stehen auch Jakartas Erzbischof Ignatius Suharyo Hardjoatmodjo (69) in Indonesien, dem mit 227 Millionen Muslimen bevölkerungsreichsten muslimisch geprägten Land der Welt, und Cristobal Lopez Romero (67), Erzbischof im marokkanischen Rabat. Franziskus beschwor bei seinem Besuch dort im März die Rolle des Königreichs als Brücke zwischen den Religionen und Kontinenten.

Die kämpfende Kirche in den unterschiedlichen Weltteilen repräsentieren auch Juan Garcia Rodriguez (71) aus Havanna, Alvaro Ramazzini (72) in Guatemala, Fridolin Ambongo Besungu (59) aus Kinshasa/Kongo sowie die beiden Emeriti Sigitas Tamkevicius (80) aus dem litauischen Kaunas und Eugenio Dal Corso (80), ehemaliger Bischof in Angola.

Michael Czerny
Sein Referat wird besonders aufgewertet: 
Jesuit Michael Czerny, Leiter des Referats für
Flüchtlinge und Migranten. Foto: kna/Robert Duncan

Garcia bekommt durch die Kardinalsernennung Rückhalt im nach wie vor schwierigen Umgang mit der sozialistischen Regierung in Kuba, ähnlich Ramazzini, Bischof von Huehuetenango, der als Streiter für Menschenrechte und Umweltschutz auch Morddrohungen in Kauf nimmt. Der Kongolese Besungu soll im Kardinalskollegium das bisherige Schwergewicht Afrikas, seinen Vorgänger Laurent Monsengwo Pasinya, ersetzen. Dieser wird am 7. Oktober 80 Jahre alt, zog sich aber schon 2018 aus seinen Ämtern zurück, auch aus dem engsten Beraterkreis um Franziskus. Der Litauer Tamkevicius steckte jahrelang in kommunistischen Lagern; Dal Corso wurde 2005 bei einer Revolte schwer verletzt. Beide hielten buchstäblich den Kopf für ihre Kirche hin.

Eine besondere Aufwertung innerhalb der Kurie erfährt das Referat für Flüchtlinge und Migranten mit der Kardinalsernennung ihres Leiters Michael Czerny (73). Der Jesuit ist bislang einfacher Ordenspriester und Untersekretär. Dass er künftig ebenso Kardinal ist wie sein Chef Peter Turkson, Präfekt der Entwicklungsbehörde, ist ein Kuriosum.

Auf europäischer Ebene stärkt der Papst den Luxemburger Erzbischof und derzeitigen Vorsitzenden der EU-Bischofskommission COMECE Jean-Claude Hollerich (61), nicht zuletzt wohl mit Blick auf seine vermittelnde Rolle in der Flüchtlingsfrage. Eher historischen Gepflogenheiten folgend werden der vatikanische Archivar und Bibliothekar Jose Tolentino Mendonca (53) und der Erzbischof von Bologna Matteo Zuppi (63) Kardinäle - letzterer eine engagierte soziale Stimme aus dem Kreis der Gemeinschaft Sant'Egidio.

Dass fünf der zehn neuen Papstwähler aus spanisch- und portugiesischsprachigen Ländern stammen, fügt sich irgendwie zur Amazonas-Synode, zu dessen Auftakt die Kardinalserhebung stattfindet. Vor allem aber lässt sich der Termin so deuten: Ist die Feierstunde um, geht es an die Arbeit.

kna