Das Paulusheim in Jerusalem

Deutsch bis hin zum Kaffee

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Der Stützpunkt für deutsche Katholiken im Heiligen Land: Das Paulushaus in Jerusalem ist ein Gästehaus für Pilger mit einer bewegten Geschichte.

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Die scheidende Leiterin des Paulushaus: Schwester Heidrun Raabe
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"Alt" ist das Paulushaus für Jerusalemer Verhältnisse nicht, und auch im Vergleich zu anderen nationalen Pilgerhäusern waren die deutschen Katholiken in der Heiligen Stadt spät dran: Gerade einmal 110 Jahre ist es her, seit das Hospiz seine Pforten öffnete. Bewegt ist die Geschichte des Gästehauses des Deutschen Vereins vom Heiligen Land (DVHL) in Ostjerusalem dennoch, und für viele Stammgäste ist der wehrhafte Bau gegenüber dem Damaskustor zur Altstadt längst eine Institution.

Ideengeber eines Stützpunkts für deutsche Katholiken im Heiligen Land war der schlesische Franziskanerpater Ladislaus Schneider. Sein Traum einer deutschen katholischen Kolonie scheiterte, aber das 1887 eingeweihte erste Hospiz vor dem Jaffator im Westen der Altstadt war schon um 1900 zu klein für den Andrang aus Deutschland. Das Grundstück am Damaskustor wurde erworben, der Bau eines größeren Hauses begonnen. De facto wurden von drei geplanten nur der rechte Flügel errichtet, finanziert mit Spenden deutscher Katholiken.

Mit dem Ersten Weltkrieg blieben die Pilger aus, das Haus wurde erst von deutschen Offizieren und dann als Erholungsheim für deutsche und österreichische Soldaten genutzt, bevor die Briten es beim Einzug in Jerusalem bis 1948 als Regierungsgebäude beschlagnahmten. Mit der Staatsgründung Israels nahm das Paulushospiz, nunmehr im jordanischen Teil der Stadt, die deutsche katholische Mädchenschule auf. Die Schülerinnen der Schmidtschule zogen später in den benachbarten Neubau, das Haus bekam 1979 seine ursprüngliche Bestimmung zurück: Herberge für deutsche Pilger zu sein.

Der von Kaiser Wilhelm II. gestiftete "Kaisersaal" und ein Museum lassen mit archäologischen Funden und zwei Tempelmodellen von Conrad Schick die Geschichte des DVHL lebendig werden. Von ihren Aufs und Abs merkt der heutige Besucher unterdessen wenig. Kreuzgangähnliche helle Korridore führen zu frisch sanierten Zimmern. Angenehme Stille prägt die Atmosphäre des Hauses - einen Steinwurf entfernt von einem der quirligsten Orte der Stadt. Nah dran, aber nicht mittendrin: Das ist es, was Gäste schätzen. Von der Turmplattform aus sieht der Betrachter, wie die Morgensonne Kuppeln und Dächer erhellt und sich erste Menschen durch das Damaskustor schieben, um einzutauchen in das Gewirr von Gassen, Gerüchen und Geräuschen der Altstadt.

 

Ära der Ordensleute im Paulusheim endet

Bis heute kommen 95 Prozent der Gäste aus Deutschland, sagt die scheidende Leiterin des Hauses, Schwester Heidrun Raabe, ganz gemäß der ursprünglichen Idee: "Das Hospiz will eine Heimat für Deutsche sein, und das fängt beim Frühstück an: Es gibt Kaffee wie zu Hause." Sauberkeit, Freundlichkeit und das Gefühl, willkommen zu sein, sind andere Stichworte, die Gästen zum Paulushaus einfallen.

Am 28. Juni werden die Maria-Ward-Schwestern nach fast 30-jähriger Tätigkeit verabschiedet, gehen die vier Ordensfrauen zurück nach Rumänien, Korea und Deutschland. Nach der Schmidtschule endet damit auch im Paulushaus die Ära der Ordensleute. Mit der Übergabe der Leitung an den Trierer Diözesanpriester Stephan Wahl werden Veränderungen im Haus einhergehen, sagt der Leiter des Jerusalemer DVHL-Büros, Georg Röwekamp.

Auch wenn es in der Anfangsphase laut Schwester Heidrun "durchaus mal knirschen könnte, weil ein Priester nicht vier Schwestern ersetzen kann": Umorganisierungen, zwei Stellvertreter für den neuen Leiter und Unterstützung durch einheimische Mitarbeiter sollen den Übergang abfedern. Zugleich will der Verein das Haus weiterentwickeln und stärker nach außen öffnen. Dazu sind Konzerte, Ausstellungen und eine Cafeteria im Gespräch.

Bei allen Neuerungen ist es den Verantwortlichen wichtig, den Charakter des Paulushauses "baulich und in der Leitung" beizubehalten. Anders als in Hotels gibt es etwa keine Fernseher, ebenso wenig wie Bedienung im Speisesaal. "Den Gästen soll ein möglichst angenehmes Ambiente geboten werden, um sich auf ihre Pilgerreise konzentrieren zu können", sagt Schwester Heidrun. Georg Röwekamp ergänzt: "Diese DNA des Hauses als geistliches Haus wollen wir bewahren."

kna