Interview "Moment mal"

Die Wahl leichter gemacht

Anne Badmann (49) von der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) im Bistum Limburg ist Referentin für Bildungsangebote in "Leichter Sprache". Jetzt hat sie Material zur Bundestagswahl im September in "Leichter Sprache" vorgelegt.



Eine Wahlhilfe in "Leichter Sprache": Was bedeutet das konkret?
Laut der Grundbildungsstudie LEO (2018) können mehrere Millionen erwachsene deutsche Bundesbürger nicht oder nur unzureichend lesen. Leider gibt es keine gesonderten Wahlunterlagen für diese Menschen. Wir müssen sie also im Vorfeld der Wahl befähigen, mit komplexen Dokumenten wie Wahlbenachrichtigung, Wahlscheinantrag und Stimmzettel klarzukommen.

Wie erreichen Sie die Menschen mit dem Angebot?
Die KEB kooperiert mit zahlreichen Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen. Über 100 Interessierte haben sich auf diesem Weg für unseren zweitägigen Workshops zum Thema Bundestagswahl angemeldet.

Wie läuft der Wahlvorgang ab?
Menschen mit Lernbeeinträchtigung sind unter den gleichen Bedingungen wahlberechtigt wie jeder andere Bürger auch. Deswegen thematisieren wir in unseren Broschüren sowohl das Wählen im Wahllokal als auch die Briefwahl. Gerade letztere fand ich persönlich bisher immer kompliziert. Ich denke, ich werde mir diesmal unsere Broschüre danebenlegen, weil die Briefwahl darin sehr einfach beschrieben ist.

Können betroffene Menschen denn beim Wählen unterstützt werden?
Menschen, die nicht lesen oder wegen einer Behinderung nicht wählen können, dürfen eine Person ihres Vertrauens bestimmen, die ihnen in der Wahlkabine oder bei der Briefwahl hilft. Die Hilfsperson darf nur den Willen des Wählenden umsetzen und ist zur Geheimhaltung verpflichtet. Es gehört Mut dazu, im Wahllokal zu sagen: „Ich möchte eine Hilfsperson mitnehmen, weil ich nicht lesen kann.“ Je besser wir die Abläufe vorher einüben, desto größer wird die Motivation, das eigene Wahlrecht selbstbestimmt auszuüben.

www.leichte-sprache.online

Fragen: Barbara Faustmann