Ein Porträt über den Neupriester Maximilian Eichler aus dem Bistum Mainz
„Dürften ruhig mehr Freude ausstrahlen“
Am Samstag, 22. Juni 2019, wurde Maximilian Eichler im Mainzer Dom zum Priester geweiht. Der Kirchenzeitung hat er erzählt, was ihm in seiner künftigen Arbeit wichtig ist. Von Maria Weißenberger
Er war Ministrant, Gruppenleiter, begleitete schon als Jugendlicher viele Gottesdienste an der Orgel – er ist in die Kirche hineingewachsen. Und doch: Es ist etwas anderes, als Hauptamtlicher für die Kirche zu stehen. Das hat Maximilian Eichler als Diakon in St. Peter in Heppenheim gemerkt. Als Seelsorger Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, das ist dem angehenden Priester wichtig. Und stellt fest: „Vieles in der Pfarrei läuft über Beziehungsarbeit. Andere nehmen mich dann ernst, wenn sie mich als Menschen wahrnehmen“, zeigt ihm die Erfahrung.
Für solche Begegnungen hatte er als Diakon viele Gelegenheiten – zum Beispiel in zahlreichen Trauergesprächen mit Angehörigen, die untrennbar zum Beerdigungsdienst dazu gehören. Doch nicht nur dabei merkte er: „Viele Leute brauchen jemanden, der Zeit für sie hat und sie ernstnimmt.“ So blieben etwa nach den Treffen der Erstkommunionkatecheten immer einige da, die ins Gespräch kommen wollten – über die Situation in der Erstkommuniongruppe, aber auch über alltägliche Fragen und Probleme oder über den Glauben.
Zusammen mit einer Mutter leitete Maximilian Eichler eine Gruppe von Kindern, die sich auf die Erstkommunion vorbereiteten. Dabei fand er es hilfreich, dass Pastoralreferentin Janina Adler, die den Kurs organisierte, langjährige Erfahrung hat. Wie wichtig es ist, in Beziehung zu treten und Menschen miteinander in Beziehung zu bringen, bestätigte ihm auch das gemeinsame Wochenende der Kinder auf der Starkenburg, das die Gemeinschaft der Mädchen und Jungen sehr gefördert habe.
Im Team geht es leichter
Egal welcher Arbeitsbereich: Es ist schon ein Unterschied, ob man sich eine Theorie aneignet oder ob man sie in der Praxis anwenden muss. Aber mit der Zeit gewann Maximilian Eichler mehr Sicherheit. Dazu hat nicht zuletzt die Zusammenarbeit im Seelsorgeteam beigetragen. „Es tut gut zu wissen, dass einer für den anderen ein offenes Ohr hat, dass man sich aufeinander verlassen kann“, sagt er. Ihm als „Neuling“ hat es geholfen, dass er sich mit seinen Fragen an erfahrene Kollegen wenden konnte, und dass er mit Kaplan Simon Krost als jüngstem im Team auch mal in der Freizeit etwas unternahm. Viel Spaß haben Eichler auch die Fastnachtsauftritte des Teams gemacht. Als „Heppenheimer Hofsänger“ sind sie bei acht Veranstaltungen unterwegs gewesen – acht Gelegenheiten, Kirche auf eine ganz lockere Art zu repräsentieren, die „ankommt“.
Mit Kirche „anzukommen“, das ist keineswegs selbstverständlich, weiß Eichler. „In der Schule bin ich schon milde belächelt worden, wenn ich erzählt habe,dass ich Messdiener war und mir vorstellen konnte, Priester zu werden.“ Von Volkskirche könne längst keine Rede mehr sein. An Glaubenswissen und Glaubens-praxis fehle es vielfach, das hat er auch im Religionsunterricht in Heppenheim gemerkt: Viele Kinder mussten das Kreuzzeichen oder das Vaterunser noch lernen. „Aber Kinder sind neugierig, sie haben großes Interesse“, sagt Maximilian Eichler. Und meint, Kirche muss „konkurrenzfähiger“ werden, ein Ort sein, an dem Kinder und Jugendliche gern sind, „weil sie so sein können, wie sie sind“.
Manchmal, gesteht der angehende Priester, tut er sich schwer mit dem Urteil von Menschen über die Kirche. „So sehr ich verstehen kann, dass Menschen entrüstet und empört sind: Es stört mich, wenn ich automatisch mit dem Missbrauch verbunden und dafür angegriffen werde. Ich habe als Kind und Jugendlicher die Kirche anders erlebt.“
Eichlers Weihespruch: „Dankt dem Vater mit Freude!“
Trotz mancher Schwierigkeiten – als Weihespruch hat er sich einen Satz aus dem Kolosserbrief ausgewählt, der für ihn eine „Grundaussage“ ist: „Dankt dem Vater mit Freude!“ – „Gott hat mich gewollt, er liebt mich“, sagt er, „Grund genug, in einer Haltung der Dankbarkeit zu leben.“ Eine Botschaft für alle Menschen, „mit der wir ruhig mehr Freude ausstrahlen dürften“, findet er.
Wenn Maximilian Eichler zum Priester geweiht wird, kommt mit dem Pastoralen Weg viel Veränderung auf ihn zu, auch die Rolle der Pfarrer wird sich ändern. Angst macht ihm das nicht: „Es wird eine große Herausforderung. Wir wissen nicht genau, wie es wird – aber wir haben die Chance, etwas neu zu gestalten, Schwerpunkte zu setzen, Altes, das noch mitgeschleift wird, aber längst nicht mehr anspricht, zu beenden.“ Manches muss sich aus praktischen Gründen verändern, das hat er in seiner Heppenheimer Zeit in dem Team um Pfarrer Thomas Meurer schon erkannt. So werden Erstkommuniongottesdienste in den neuen Strukturen unmöglich an allen Orten gleichzeitig stattfinden können.
Als Pfarrer nur managen und verwalten – das kann für Eichler nicht das Ziel sein. „Wichtig wäre für mich ein Team mit Haupt- und Ehrenamtlichen, die sich befähigt sehen, miteinander Gemeindeleben zu gestalten“, sagt er. Das bedeutet: Charismen entdecken und fördern, mit Menschen ins Gespräch kommen über den Glauben und die Möglichkeiten, selbst etwas zu gestalten, sie gegebenenfalls fit machen für ihre Aufgaben und sie dabei zu begleiten und zu unterstützen. Beziehungsarbeit – siehe oben!
ZUR PERSON: Stationen
- geboren am 5. Oktober 1991 in Lich, zwei jüngere Geschwister
- 2011 Abitur in Butzbach
- 2012 bis 2017 Studium der Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, zehn Monate an der Ludwig-Maximilians-Universität in München
- seit 2012 Priesterausbildung im Priesterseminar in Mainz
- 2012 bis 2014 Orgelausbildung, D-Prüfung
- Mai bis Juli 2014 Pfarreipraktikum in Mainz-Hechtsheim, St. Pankratius
- Mai bis Juli 2017 Praktikum in der Bahnhofsmission Frankfurt
- seit September 2017 im Pastoralkurs
- August 2018 bis Mai 2019 Diakonatspraktikum in Heppenheim, St. Peter
- Einsatz als Kaplan ab August 2019 in Worms, Dompfarrei / St. Martin