Neue Buchhandlung in Neustadt an der Orla
Ein Dienst für die Stadt

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Pfarrer Werner Ciopcia (links) weiht die neue Buchhandlung ein. Foto: Matthias Holluba |
Eine Stadt ohne Buchhandlung – das kann sich Werner Ciopcia nicht vorstellen. Zumal Neustadt an der Orla, wo er seit rund 15 Jahren katholischer Pfarrer ist, über Jahrhunderte ein wichtiger Standort der Buchbranche war. Als vor über fünf Jahren die letzte Buchhandlung in der Stadt geschlossen wurde, war für ihn und ein Dutzend Gleichgesinnte klar: Das kann nicht so bleiben.
Kurzerhand wurde ein Verein gegründet, dessen Mitglieder – Christen und Nichtgetaufte, vor allem aber Kulturinteressierte – das Ziel verfolgten, in Neustadt wieder eine Buchhandlung zu eröffnen. Im Advent war es soweit: Der Vereinsvorsitzende, Pfarrer Ciopcia, segnete die Buchhandlung mitten in der Stadt. „Damit hat ein Grundbedürfnis der Menschen in unserer Stadt wieder einen Ort“, freute sich Kulturamtsleiter Ronny Schwalbe und unterstrich, dass im Hintergrund kein gewinnorientiertes Bestreben, sondern bürgerschaftliches, ehrenamtliches Engagement stehe. So arbeiten die Buchhändler beispielsweise ehrenamtlich.
Obwohl zum Verein neben dem katholischen Pfarrer auch seine evangelische Kollegin gehört und im Angebot natürlich auch christliche Bücher sind, soll die Buchhandlung keine christliche Buchhandlung sein, sondern „ein Ort für alle“. „Wir engagieren uns dafür, weil wir auch Bürger dieser Stadt sind“, sagen die beiden Geistlichen übereinstimmend.
Trotzdem stößt das zunächst auf zwei Jahre befristete Projekt auch bei der katholischen Kirche auf Interesse. Vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken gab es Fördergelder. Und Seelsorgeamtsleiterin Anne Rademacher vom Bistum Erfurt findet die Buchhandlung interessant, weil sie ein Beispiel für christliches Engagement ist, das in die heutige ostdeutsche Realität passt. Das Projekt Buchhandlung, sagt sie, nehme „die Situation vor Ort auf und reagiert aus christlichem Geist darauf. Dass es sich um wirkliche Fragen vor Ort handelt, zeigt sich an den Partnern, die gewonnen werden konnten – das geht weit über die katholische Kirche hinaus. Und dann sind diejenigen, die verkaufen, auch noch größtenteils Ehrenamtliche – ideal. So stelle ich mir Kirchorte vor, die tun, wofür sie Energie haben, und nicht nur klagen, was alles nicht mehr geht.“
Von Matthias Holluba