Was bringen christliche Großveranstaltungen?

Ein ganz besonderes Glaubensgefühl

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In Dortmund treffen sich gerade Zehntausende Christen beim Evangelischen Kirchentag. Martin Stauch, langjähriger Geschäftsführer der deutschen Katholikentage, erklärt, warum solche christlichen Großveranstaltungen wertvoll sind – für die Kirche und die ganze Gesellschaft.

Foto: kna/Markus Nowak
Sie sind nicht allein: Christen bei der Nacht der Lichter während des Evangelischen Kirchentags in Wittenberg 2017 
Foto: kna/Markus Nowak


An diesem Sonntag wird es an zwei Orten in Dortmund voll und feierlich: im Fußballstadion und im Westfalenpark. Zehntausende Christen versammeln sich dort zum Schlussgottesdienst des evangelischen Kirchentages. „Das ist schon ein erhebendes Erlebnis. Danach fährt man erfüllt zurück nach Hause“, sagt Martin Stauch. Er kennt die Strahlkraft solcher Gottesdienste, er hat 14 Jahre lang als Geschäftsführer die deutschen Katholikentage vorbereitet. Stauch weiß, wie wichtig christliche Großveranstaltungen sind – egal ob sie die evangelische oder die katholische Kirche organisiert. 

„Diese Tage sind ein wertvolles Gut“, sagt er. „Sie wirken nicht nur in die Kirche, sondern auch in die Gesellschaft hinein.“ Die Teilnehmer erfahren Glaubensfreude und werden innerlich gestärkt.

Endlich sitzen sie mal nicht im viel zu leeren Sonntagsgottesdienst, sondern sind Teil einer fröhlichen Masse. Sie spüren, dass sie nicht allein sind. Kirchentage vermittelten „ein ganz besonderes Lebensgefühl“, sagt Stauch. „Wer zu so einer Veranstaltung geht, der taucht ein in eine fremde Welt.“ Gleich am Bahnhof treffen die Besucher andere Gruppen, und sofort ändert sich ihr Fokus. Stauch sagt, ein bisschen erinnere ihn das an die Stimmung in einem Fußballstadion.

Die gemeinsamen Tage bringen auch die Ökumene voran. Weil immer viele evangelische und katholische Christen zu den Veranstaltungen der anderen kommen – und miteinander diskutieren, essen, feiern. Viele Besucher seien ökumenisch geprägt, sagt Stauch: „Sie können sich gar nicht mehr vorstellen, allein unterwegs zu sein.“ Bei großen Christentreffen erfahren sie auch, wie es ihrer Kirche anderswo in Deutschland geht, welche Probleme sie dort hat und wie sie sie zu lösen versucht: „Dieser Blick über den Tellerrand ist total spannend.“ 

Über Klimaschutz wird hier schon lange diskutiert

Christliche Events schenken der ganzen Gesellschaft neue Perspektiven. Sie hätten etwa, betont Stauch, dazu beigetragen, dass der Klimaschutz mittlerweile in der breiten Öffentlichkeit ernstgenommen wird. Auf Katholikentagen und Kirchentagen wird schon lange darüber diskutiert. So wurden beim Katholikentag 2008 erstmals energiesparende Scheinwerfer eingesetzt. „Das ist inzwischen Standard in der Eventbranche“, sagt Stauch. Auch die Eine-Welt-Bewegung wäre ohne den Austausch auf Katholikentagen nicht geworden, wie sie ist.

Die Christen zeigen auf ihren Treffen, dass sie gestalten wollen – ihre Kirche und die Welt. Manchmal bemängeln Kritiker, die Treffen seien Partys ohne Folgen. Stauch entgegnet: „Party ist nichts Schlechtes. Soll man das Leben ohne Party an sich vorüberziehen lassen?“ Zudem sei ein Kirchentag nicht nur Party. „Die Tage ändern etwas.“ Denn den Schwung, die Freude und die Ideen von dort nehmen die Menschen mit.

Andreas Lesch