Pfarrer Albert Dexelmann gestaltet Hochzeitskerzen
„Ein ganz spezielles Geschenk“
„Jesus leuchte euch, wenn ihr an eurem Lebenshaus baut.“ Worte, die Pfarrer Albert Dexelmann jungen Menschen mit auf den Weg gibt, wenn er ihnen ein besonderes Geschenk überreicht: eine von ihm gestaltete Hochzeitskerze. Von Heike Kaiser
„Wenn heute junge Leute ihre Hochzeit planen, werden sie schon ganz schön gestresst. Bevor es an die Ehevorbereitung geht, haben sie in der Regel schon mindestens zwei Hochzeits-Verkaufsmessen besucht“, diese Erfahrung macht Pfarrer Albert Dexelmann. Seine Eingangsfrage bei Gesprächen mit Brautleuten lautet deshalb: „Was ist das Christliche an eurer Ehe? Das ist doch die Hauptsache“, berichtet der 75-Jährige. „Dann sitzen sie da und gucken sich groß an.“
Dexelmann hat sich Gedanken gemacht, wie er einen Weg finden kann, an die jungen Menschen heranzukommen. „Dann ist mir vor 15, 20 Jahren die Idee mit den Hochzeitskerzen gekommen“, erinnert er sich. Das gestalterische Arbeiten reizt ihn bis heute. „Nur sind inzwischen die Trauungen, bei denen ich assistiere, weniger geworden“, erzählt der Ruheständler.
Die Namen wie in einem Rätsel angeordnet
Dexelmann gestaltet die Hochzeitskerzen mit Buchstaben aus Wachs, die die Vornamen von Braut und Bräutigam ergeben. „Angeordnet sind sie wie in einem Rätsel, das es zu lösen gilt“, erläutert der Seelsorger. Manchmal baut er auch Motive wie eine Rose oder einen Regenbogen ein. „Aus Jux habe ich jungen Leuten schon mal gesagt: ,Ihr seid das ideale Paar. Ihr habt vier gemeinsame Buchstaben‘“, erinnert sich der Seelsorger schmunzelnd.
Die Hochzeitskerze schenkt er den Brautleuten schon sehr früh und gibt ihnen ein Gebet dazu. Und bittet sie: „Zündet irgendwann mal die Kerze an und sprecht das Gebet – oder ein anderes, das euch einfällt, um die innere Mitte klar zu machen.“ Wenn sie dann zum nächsten Gespräch wiederkommen, „verläuft das ganz anders als beim ersten Mal“, freut sich der Priester.
Zur Gestaltung der Hochzeitskerze benutzt Albert Dexelmann speziell angefertigte Altarkerzen. „Sie werden extra gegossen und haben keinen Bienenwachsanteil, damit sie auch in der Wohnung zu gebrauchen sind“, merkt er an. Und er muss auf die richtige Temperatur achten, damit das Wachs nicht an den Fingern kleben bleibt. „Deswegen arbeite ich im Sommer meis-tens nachts“, erzählt der 75-Jährige. „Ich erstelle vor der Gestaltung der Kerze zunächst eine Zeichnung, spiele ein bisschen mit den Buchstaben rum.“
Kerzen aus Wachsimitat für Jubelpaare
Doch nicht nur junge Brautleute, sondern auch Jubelpaare bekommen eine Kerze von Pfarrer Albert Dexelmann geschenkt. Allerdings aus einem anderen Material: aus Wachsimitat, mit einem LED-Licht statt einem Docht. Wenn er ältere Jubelpaare zu Hause besucht, sieht er schon mal die Hochzeitskerze von einst in der Ecke des Wohnzimmers stehen, „oft schon ziemlich abgebrannt“, erzählt er. Das kann mit „seinen“ Jubelkerzen aus Wachs-imitat nicht mehr passieren.
ZUR PERSON
Lahnsteiner
Pfarrer Albert Dexelmann, Jahrgang 1947, ist in Lahnstein aufgewachsen. Er studierte Philosophie, Kunstgeschichte und Theologie in Frankfurt, Basel und München. 1968 war er AStA-Vorsitzender an der Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt. Nach seiner Priesterweihe 1971 war er Kaplan in Frankfurt, ab 1978 Pfarrer in Ober- und Niederreifenberg, ab 1991 in Osterspai, ab 1996 in Erbach/Oberselters und Bad Camberg. 2003 wechselte er nach Runkel und Arfurt. Seit 2014 im Ruhestand in Lahnstein.
Von Heike Kaiser