Das Bistum Dresden-Meißen bietet seit einem Jahr ein „Freiwilliges Soziales Jahr pastoral“ an. Michael Cerny ist als FSJler in der Leipziger Propstei.
Ein Jahr voller Möglichkeiten
Das Bistum Dresden-Meißen bietet seit einem Jahr ein „Freiwilliges Soziales Jahr pastoral“ an. Michael Cerny ist als FSJler in der Leipziger Propstei. Interessenten können sich jetzt für den nächsten Durchgang bewerben.
Michael Cerny (links) macht sein Freiwilliges Soziales Jahr in der Propstei Leipzig. Neben ihm Gemeindereferent Vinzenz Hruschka, der ihn in diesem Jahr begleitet. - Foto: Matthias Holluba |
Von Matthias Holluba
Michael Cerny hat vor einem knappen Jahr die Realschule abgeschlossen. In welche Richtung er seinen weiteren Lebensweg einschlagen will – da ist er noch ein wenig unentschieden: Ein verwaltungstechnischer Beruf könnte ihn interessieren oder die Arbeit als Erzieher. Auch ein kirchlicher Beruf ist nicht ausgeschlossen – Gemeindereferent zum Beispiel, wie sein Vater, aber dazu müsste er dann noch das Abitur nachholen.
Wie viele junge Menschen in seinem Alter hat Michael Cerny deshalb ein Jahr eingelegt, um sich über diese Fragen etwas klarer zu werden. Noch bis zum Sommer absolviert er ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ).
Möglichkeiten für ein solches Jahr gibt es viele: FSJler arbeiten in Altenheimen, Kindergärten oder Sportvereinen, in kulturellen Einrichtungen, in der Denkmalpflege oder im Bereich Ökologie, in Flüchtlingsunterkünften oder sie gehen ins Ausland. Auch wenn viele Möglichkeiten mit den Jahren dazu gekommen sind, liegt das Haupttätigkeitsfeld von FSJlern nach wie vor im sozialen Bereich.
In der Seelsorge der Pfarrei mitarbeiten
Das Besondere am FSJ von Michael Cerny: Er absolviert ein „FSJ pastoral“. Seit einem Jahr bietet das Bistum Dresden-Meißen jungen Leuten die Möglichkeit, dass sie als FSJler in der Seelsorge einer Pfarrei mitarbeiten. „Ich mache das, was ein Gemeindereferent macht“, berichtet Michael Cerny. Die Palette ist breit: Erstkommunion-Vorbereitung, Wortgottesdienst, Veranstaltungen vorbereiten mit Themenrecherche, Flyer-Druck und Raumgestaltung, Basteln mit den Frauen vom Elisabeth-Kreis, Schriftkreis, Gottesdienst im Altenheim, Frohe Herrgottstunde oder Flüchtlingscafé – „alles, was anfällt“. Am meisten Spaß macht ihm allerdings die Arbeit mit Kindern: „Es ist etwas Schönes, den Glauben weiterzugeben an die nächste Generation von Kirche.“
Den Hintergrund der Idee „FSJ pastoral“ erläutert Bistumsjugendseelsorger Martin Kochalski, der auch Diözesandirektor des Päpstlichen Werkes für geistliche Berufe ist: „Wir wollen auf diesem Weg jungen Menschen ermöglichen, bei der praktischen Mitarbeit in der Seelsorge einer Pfarrei gezielt ein Jahr lang der Frage nach der eigenen Berufung nachgehen zu können. Dazu gehört es, sich in der pastoralen Vielfalt auszuprobieren, Menschen kennenzulernen und besser zu verstehen, was und wen es eigentlich braucht, damit Kirche vor Ort lebt.“
Bei ihrer Arbeit vor Ort werden die Freiwilligen von Mentoren begleitet. Monika Münch von der Abteilung Personalentwicklung des Bischöflichen Ordinariats: „In unseren Pastoralteams arbeiten Menschen, die teils schon sehr lange mit dem Thema Berufung unterwegs sind. Sie sind deshalb geeignete Gesprächspartner. Darüber hinaus haben viele unserer pastoralen Mitarbeiter die Fähigkeit, junge Leute anzuleiten und Erfahrungen zu reflektieren. Das Team bestimmt eine geeignete Person als Mentor für die Freiwilligen.“
Mentor für Michael Cerny ist der Gemeindereferent der Leipziger Propstei, Vinzenz Hruschka. Auch wenn es Mühe macht und Zeit kostet, einen FSJler anzuleiten, er empfindet diese Möglichkeit als Bereicherung und würde – wenn es nach ihm geht – wieder einen FSJler nehmen. .„Er ist eine Unterstützung in vielen Bereichen und er bringt natürlich auch neue Ideen ein.“
Inzwischen gibt es mehrere Pfarreien und das Bischof-Benno-Haus in Schmochtitz, die eine Stelle für das FSJ pastoral anbieten. Jugendliche, die Interesse daran haben, können sich beim Ordinariat in Dresden bewerben. Bewerber sollten zwischen 16 und 26 Jahre alt sein. Das FSJ dauert in der Regel zwölf Monate, kann in Ausnahmefällen auf sechs Monate verkürzt oder auf bis zu 18 Monate verlängert werden. FSJler arbeiten Vollzeit (40 Stunden pro Woche) und haben Anspruch auf 26 Urlaubstage. Sie erhalten ein monatliches Taschengeld von 180 Euro und einen Zuschuss zu Verpflegung und Unterkunft von 150 Euro. Sozialversicherungsbeiträge werden übernommen. Das FSJ wird als Vorpraktikum für die meisten sozialen Ausbildungs- und Studiengänge und als Wartesemester anerkannt.
„Schöner, als ich es mir vorgestellt habe“
Zum FSJ-Programm gehört auch ein umfangreiches Fortbildungsangebot. Sechs Bildungswochen absolvieren die pastoralen FSJler zusammen mit denen des Caritasdiözesanverbandes.
Welche Halbzeitbilanz zieht Michael Cerny? „Es ist schöner, als ich es mir vorgestellt habe. Vor allem die Arbeit mit den Menschen macht Spaß. Jedem, der Lust daran hat, kann ich ein solches FSJ nur empfehlen.“ Und sein Mentor Vinzenz Hruschka ergänzt: „Jedem, der sich in die Arbeit einer Pfarrei einbringen und dabei sich selbst ausprobieren will, bietet das FSJ pastoral viele Möglichkeiten: von der Verwaltung über kreatives Arbeiten bis zur Gruppenleitung …“
Infos und Bewerbungsmöglichkeiten im Internet: www.berufung.bistum-dresden-meissen.de/fsj-pastoral. Hier gibt es auch Informationen für Pfarreien, die einen FSJ-Platz anbieten wollen.