Wallfartsort Lourdes in Südfrankreich

„Ein Ort, der mir Kraft gibt“

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„Für ihr Kind können wir nichts tun“, sagten die Ärzte, als der kleine Dirk mit einem Herzfehler geboren wurde. Seit 40 Jahren kämpft Ellen Baule aus Bad Harzburg um ihren Sohn. Der Wallfahrtsort Lourdes hat ihr dafür Kraft und Hoffnung gegeben.


Ellen Baule betet seit 40 Jahren für ihren Sohn. „Mit
Gottes Hilfe hat er bis heute überlebt.“ | Foto: Stefan Branahl

Das Bild im Fotoalbum zeigt eine junge Frau, die ihr Baby wickelt. „Mama und Dirk in der Medizinischen Hochschule, Juli 1978“, steht darunter. Das Kind ist erst wenige Tage alt. Aber die Mutter weiß bereits, dass der Junge schwer krank ist: Die Ärzte haben einen Herzfehler diagnostiziert, sein Leben steht – wie später so oft – auf Messers Schneide.

Ellen Baule kann sich auch heute, gut 40 Jahre später, an jede Minute erinnern: „Beim Stillen lief mein Dirk blau an, lag plötzlich reglos im Arm und musste wiederbelebt werden.“ Die Ärzte wollten wenig Hoffnung machen, auf solche Fälle war die Medizin noch längst nicht vorbereitet. „Es war eine schwere Zeit, ich bin in ein tiefes Loch gefallen“, sagt Ellen Baule.

Die Rocker nannten sie die „Jesus-Braut“

Ein Jahr später fährt sie mit dem Kind und seinem Vater nach Lourdes. „Manchmal geschehen dort Zeichen und Wunder“, hat sie über den weltbekannten Wallfahrtsort in den französischen Pyrenäen gehört. Zwei Tage sind sie im Manta unterwegs. Und natürlich macht sich Ellen Baule Hoffnungen, dass auch ihrem Baby so ein Wunder helfen könnte.
 


Wenige Tage alt ist Dirk, als dieses Foto entstand.
Die Ärzte haben einen schweren Herzfehler festgestellt
und machen keine Hoffnung.

Ihren festen Glauben hat die junge Frau von der Oma. „Mit Gott fang an, mit Gott hör auf – dieser Spruch hing in ihrer Küche, und daran hielt sie sich ihr Leben lang.“ Als Jugendliche will Ellen einen Rocker von den Hell Angels bekehren. Die Höllenengel nennen sie nur noch die „Jesus-Braut“.

Jetzt also Lourdes. „Es war Pfingsten und das Städtchen völlig überlaufen. Hochwasser hatte die Erscheinungsgrotte überschwemmt, trotzdem bin ich mit meinem Jungen dorthin gegangen. Das Wasser war eiskalt.“ Die vielen betenden, singenden Menschen, die Lichterprozessionen – „ich war von ihrer Hoffnung tief beeindruckt“.

Damals wird Lourdes für Ellen Baule ein Ort, an dem sie Kraft und Zuversicht tanken kann. Das Kruzifix, dass sie mitnahm, ließ sie segnen. Es hängt heute noch in der Wohnung.
 


Dirk, ein Jahr alt, im Kinderwagen
vor der Marienstatue in Lourdes.

Noch einmal macht sich Ellen Baule auf den langen Weg nach Südfrankreich: Dirk ist zwei, als sie sich mit ihm einer Pilgergruppe aus Köln anschließt. Dem Jungen fällt das Laufen schwer, es bekommt kaum Luft. Auf der Rückreise macht die Mutter ein Versprechen: „Wenn mein Kind leben darf, kehre ich nach Lourdes zurück.“

„Mein Kind hat viel Schönes erlebt“

Dirk lebt. Auch heute. Inzwischen hat er eine Familie gegründet, ist selbst Vater eines kleinen Jungen, arbeitet als Intensivpfleger in Süddeutschland. „Immer wieder muss er operiert werden. Und immer wieder sind die Ärzte dann einen Schritt weiter. Dafür bin ich dankbar“, sagt Ellen Baule. „Bis heute bete ich jeden Tag für ihn. Und ich bin überzeugt, dass Gott mich hört. Mein Junge ist nicht wirklich geheilt, aber er hat viel Schönes erlebt in seinem Leben.“

Das ist für sie das eigentliche Wunder. Und darum will Ellen Baule auf jeden Fall noch einmal nach Lourdes.

Stefan Branahl