Weibliche Vorbilder im Glauben

Ein Platz für die Apostelinnen

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In der St.-Marien-Kirche in Quakenbrück leuchtet ein dreizehnter Leuchter für die Apostelin Maria Magdalena an der Säule des Innenraums. Zwölf Namen am Leuchter erinnern an weitere weibliche Vorbilder im Glauben.


Frauen im Blick: Die Gemeinde St. Marien in Quakenbrück macht auf weibliche Vorbilder im Glauben aufmerksam. Foto: Birgit Werner

Als die Frauen im Liturgiekreis  von St. Marien in Quakenbrück einen Gottesdienst für die heilige Maria Magdalena vorbereiten, machen sie eine interessante Entdeckung: Papst Franziskus erhob Maria Magdalena im Mai 2016 in den Rang der Apostel, und damit als Mensch, der von Jesus Christus mit der Verkündigung des Glaubens beauftragt wurde. Daraufhin entstand im Liturgiekreis die Idee, ergänzend zu den Leuchtern für die zwölf männlichen Apostel, die als engste Jünger Jesu aus der Bibel bekannt sind, auch einen Leuchter für die Apostelin zu gestalten. Die Idee kam bei der Gemeinde gut an.

Bislang galten nur männliche Apostel als Vorbild für apostolisches Handeln. Nun wird eine Frau als Apostelin benannt. Gemeindereferentin Monika Robin betont: „Maria Magdalena als Frau, die als Erste die Botschaft von der Auferstehung Jesu zu den Jüngern gebracht hat. Eine Frau mit Fehlern und Schwächen – das bringt sie uns näher.“ Um die biblisch bedeutsame Zahl der zwölf Apostel zu erhalten, schlug Pfarrer Bernhard Lintker vor, elf weitere Frauen zu benennen, die als Apostelinnen ein Vorbild im Glauben waren und sind. Neben Maria Magdalena einigte sich der Liturgiekreis auf die biblischen Frauen Lydia, als erste Christin Europas, und Junia, die Paulus als Apostelin bezeichnete. 

Für die Suche nach weiteren weiblichen Vorbildern im Glauben startete die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) eine Gemeindeaktion, bei der die Quakenbrücker Vorschläge einreichen konnten. „Wichtig war uns, dass es Glaubenszeuginnen aus allen Zeitepochen und Jahrhunderten sind. Frauen, die das christliche Leben beispielhaft geprägt und gestärkt haben. Denn auch heute braucht es sowohl Männer als auch Frauen, die die Botschaft Gottes weitergeben“, so Robin. Aus den insgesamt 30 abgegebenen Vorschlägen der Gemeindemitglieder suchte die kfd 18 Namen aus und ließ die Gemeinde abstimmen. 

Die Frauen der Gemeinde werden selbstbewusster

Es wurden die ausgewählt, die die meisten Stimmen erhalten haben: Radegundis, Hildegard von Bingen, Birgitta von Schweden, Teresa von Avila, Edith Stein, Mutter Teresa, Sophie Scholl, Dorothee Sölle und Lea Ackermann. Dann war es so weit: Der Leuchter, gebaut von Herbert Feldkamp aus Cloppenburg, hing, und die Kerze für Maria Magdalena wurde entzündet. Die Gemeinde konnte die einzelnen Frauen in einem Sonntagsgottesdienst der Gemeinde näher kennenlernen. Robin betont: „Der weibliche Blick auf die zwölf Glaubenszeuginnen und auf die Schrifttexte kann ein anderer sein. Es war schön, die unterschiedlichen Frauen aus unserem Blickwinkel vorstellen zu dürfen.“

Mittlerweile gehört der Apos­telinleuchter selbstverständlich dazu. Er wird bei den Hochfesten und den Festen der Apostel angezündet und hat einen festen Platz in der Kirche gefunden. 
Mit dem Apostelinleuchter gehen auch sichtbare Veränderungen innerhalb der Kirchengemeinde einher. Zwei Frauen im Liturgiekreis haben sich zu Wortgottesdienstleiterinnen ausbilden lassen und organisieren einmal im Monat einen Gottesdienst für die Gemeinde. Auch der Frauenliturgiekreis möchte zukünftig im zweimonatigen Rhythmus einen Gottesdienst vorbereiten.

Ein neues Selbstbewusstsein wird offenkundig: „Wir sind nicht mehr so aufgeregt wie am Anfang und bewegen uns viel sicherer und selbstverständlicher im Kirchenraum“, erzählt Robin. Zudem trage der Leuchter den Wunsch, dass Männer und Frauen heute gleichberechtigt nebeneinander in allen Bereichen der Kirche apostolisch wirken dürfen, auch im Priesteramt.

Catharina Hövermann