Ökologische Leitlinie in zwei Pfarreien im Bistum Mainz
Ein Umdenken beginnt
Als erste Pfarreien in Mainz haben sich St. Ignaz und St. Stephan eine ökologische Leitlinie gegeben. Christoph Dischinger, Mitglied im gemeinsamen Pfarrgemeinderat der beiden Gemeinden, erläutert, was dieser Schritt bedeutet.
Christoph Dischinger stellt die Argumentation um die Bewahrung der Schöpfung vom Kopf auf die Füße. Er wählt ein Beispiel aus dem Gemeindeleben: „Wenn eine Pfarrei ein Pfarrfest veranstaltet, feiert sie das Leben. Und wenn sie möglichst billige Lebensmittel dafür kauft, um möglichst viel an Spenden für arme Menschen am anderen Ende der Welt einzunehmen, dann ist so ein Fest für mich ad absurdum geführt. Denn gerade durch die Produktion solcher billigen Lebensmittel werden Menschen und Umwelt in anderen Ländern geschädigt.“
Ein Anspruch an die ganze Gemeinde
Solche Gedanken und Diskussionen haben die Mitglieder des gemeinsamen Pfarrgemeinderats von St. Ignaz und St. Stephan in der Mainzer Innenstadt dazu bewogen, sich dem Umweltthema zuzuwenden. Herausgekommen ist eine ökologische Leitlinie. Auf Gemeindeebene ist so eine Maßnahme selten. In zehn Punkten ist das Anliegen abgesteckt:
1. Verantwortung übernehmen
2. Solidarität leben
3. Fürsorglich agieren
4. Ökologisch handeln
5. Ressourcen schonen
6. Langfristig denken
7. Allumfassend handeln
8. Transparenz schafffen
9. Gelerntes weitergeben
10. Kontinuierlich weiterentwickeln
Die Punkte wurden im April im PGR einstimmig beschlossen, „heftig diskutiert wurde aber trotzdem“, weiß Christoph Dischinger. Der 30-Jährige ist Mitglied im Pfarrgemeinderat, treibt das Thema mit voran, ist Hobby-Imker und hat als Mitarbeiter im Vertrieb einer Bio-Supermarktkette auch beruflich mit einer nachhaltigen Lebensweise zu tun.
„Entstanden ist diese Leitlinie aus dem Vorhaben, als Gemeinden an dem Umweltmanagement-System für Kirchengemeinden ,Grüner Gockel‘ teilzunehmen“, erklärt Dischinger. Der Zertifizierungsprozess hätte jedoch bis zu drei Jahren gedauert und wäre mit einer aufwändigen Dokumentation verbunden gewesen. Die Unwägbarkeiten des Pastoralen Wegs, was zum Beispiel den Zuschnitt der künftigen Pfarreien betrifft, ließen jedoch keine festen Zusagen von hauptamtlicher Seite zu. „Trotzdem wollten wir als Gemeinden ein Zeichen setzen“, betont der Mainzer. Die Leitlinie sei wie eine Art Grundordnung, ein Anspruch, an dem Handeln gemessen werden kann. Sie sei zudem ein Anspruch nicht nur an die Mitglieder des PGR, sondern an die ganze Gemeinde. Auch an einen nächsten PGR. Christoph Dischinger nimmt wahr, dass langsam ein Umdenken bei diesem Thema stattfindet. Doch während die ersten Punkte der Leitlinien im PGR allgemeine Zustimmung gefunden hätten, wurden beim Blick auf die Details kontroverser diskutiert, weiß er zu berichten. „Vor allem bei Lebensmitteln wird es schwierig.“
Nachhaltigkeit muss nicht teuer sein
Die Frage sei, ob man bereit ist, beispielsweise für gefärbte Eier, die beim Ostergottesdienst verschenkt werden, das Doppelte zu zahlen und sich für ökologisch produzierte Bruderhahn-Eier (Eier von Legehennen, deren männliche Küken als Masthähnchen aufgezogen und nicht geschreddert werden) zu entscheiden. Er weist aber darauf hin, dass Nachhaltigkeit nicht unbedingt teuer sein muss. „Bei Leuchtmitteln zum Beispiel ist eine nachhaltige Investition einmalig, um langfris-
tig zu sparen.“ Auch ums Sparen gehe es, genauso um alternative Handlungsweisen. Das nächste Pfarrfest, betont Dischinger, sei auf jeden Fall eine gute Möglichkeit, die Leitlinie weiter mit Leben zu füllen. Den Punkt 9 „Gelerntes weitergeben“ setzt die Gemeinde gerade mit einer bis 2022 laufenden Reihe mit Vorträgen und Exkursionen um.
Nächster Vortrag am 8. Dezember um 19 Uhr im Gemeindehaus von St. Stephan, mit Volker Angres, ZDF. Titel: „Ohne Giftfass? Von den neuen Aufgaben der Umweltberichterstattung im Fernsehen.“ Um Anmeldung wird gebeten an: pfarrbuero@st-stephan-mainz.de
Die Ökologische Leitlinie ist im Newsletter der Pfarreien vom 19. September erschienen.
Von Anja Weiffen