Was sind Ecclesiopreneure?

„Eine Art Hebammenfunktion“

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Heute geht es in unserem „kleinen ABC der Kirchenentwicklung“ um die „Ecclesiopreneure“. Anders gesagt: Warum und wie Techniken aus dem Management in der Seelsorge eingesetzt werden. Von Johannes Becher.

 


Organisationsentwickler haben sich der Kirche angenommen – zum Beispiel mit der „Gründerleinwand für pastorale Innovationen“. 

„Ecclesiopreneur“: Ein Kunstwort. Der Begriff bringt zwei Welten zusammen, die vermeintlich so gar nicht zusammengehören. Schließlich kann niemand zugleich dem Mammon dienen und dem Herrn… Doch die Frage, ob nicht Methoden und Techniken einer anderen Welt sich übertragen lassen in eine vermeintlich fremde, beantworten Theologen inzwischen mit einem klaren Ja. Zumindest jene, die im Bochumer Pastoralinstitut ZAP zur Zukunft der Kirche forschen.

Und so sind im Begriff „Ecclesiopreneur“ die Wörter „Ecclesia“ (Kirche) und „Entrepreneur“ zusammengefasst. Wer indes letzteren Begriff schlicht mit „Unternehmer“ übersetzt, der übersieht Entscheidendes. Auf „gruenderszene.de“ heißt es: „Im Englischen beschreibt das ursprünglich französische Wort Entrepreneur eine Persönlichkeit, die bereit dazu ist, hohe Verantwortung und hohes Risiko zu tragen. Es geht beim Wort Entrepreneur also… auch um Charakter, eine gewisse Lebenseinstellung und die Fähigkeit, immer wieder neue Innovationen hervorzubringen.“ 

In der Tat sucht eine Kirche, die mit ihrem Latein am Ende scheint, heute allerorten Neues: neue Zugänge zum Glauben und neue Formen der Vermittlung. Und nicht zuletzt neue Orte des Kirche-Seins.

Um solche zu „gründen“ sind nun die Ecclesiopreneure gefragt. Sie bedienen sich zum Beispiel der „Canvas-Methode“ (siehe Foto oben), die im Management von Unternehmen längst zum Planungsstandard gehört. Wesentlicher als die Methode scheint aber auch hier wieder die Grundhaltung: Nicht mehr „sehen – urteilen – handeln“ dient als Leitfaden, sondern jetzt wird zuerst gehandelt, dann hingeschaut und beurteilt. Es geht ums Ausprobieren. Um den Mut, mit dem was anzufangen, was man vorfindet. Und mit jenen gemeinsam zu handeln, die man findet.

In Zürich hat die Kirche ein Experiment begonnen: Ähnlich der Fernsehshow „Höhle des Löwen“ werden dort neue Ideen einer Jury vorgestellt. Diese wählt die besten aus, vermittelt Sponsoren. Dann darf experimentiert werden: gemeinsam. Dazu wurde eine Etage in einem kirchlichen Haus leergeräumt: „Der Coworking Space blau10 erhält so eine Art Hebammenfunktion für neue Ideen, welche die Welt verändern – und die Kirche… Mit Geburten an unscheinbaren Orten und an den Rändern hat die Kirche jedenfalls eine gewisse Tradition.“