Organspende
Eine besondere Form der Nächstenliebe
Jeder soll zukünftig Organspender sein, sofern man selbst oder Angehörige nicht ausdrücklich widersprechen, schlägt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vor. Fragen dazu an Dr. Markus Juch, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft katholischer Krankenhäuser in Hessen.
10 000 Menschen warten in Deutschland auf ein Spenderorgan. Gleichzeitig geht die Bereitschaft zur Organspende zurück. Macht da nicht die so genannte Widerspruchslösung Sinn?
In der Tat ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe höchster Priorität, für genügend Spenderorgane zu sorgen, um todkranken Menschen die notwendige Hilfe zu bieten. Ist aber eine „quasi Abgabepflicht der Organe“, die nur durch einen frühzeitigen Widerspruch gestoppt werden kann, die richtige und überhaupt ethische vertretbare Lösung? Das müssen wir diskutieren.
Ist es nicht ein Akt christlicher Nächstenliebe, wenn ein jeder von uns nach Feststellung des Hirntods Organe zur Verfügung stellt, damit andere Menschen leben können?
Selbstverständlich ist die Organspende ein Akt christlicher Nächstenliebe, dies betonten ja bereits im Jahre 1990 die katholische Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland in ihrer gemeinsamen Erklärung. Die DBK formuliert derzeit aber auch erhebliche ethische Bedenken gegenüber einer möglichen Einführung einer Widerspruchslösung bei der Organspende. Bischof Gebhard Fürst (Vorsitzender der Bioethik-Kommission der DBK) bringt dies meines Erachtens richtig auf den Punkt: „Organspende ist eine besondere Form der Nächstenliebe und muss frei bleiben von jedem sozialen Druck.“
Wie informieren Sie die Menschen in den katholischen Krankenhäusern zu den Möglichkeiten einer Organspende?
Unter dem Titel „Leib und Leben ein Geschenk – Ihre Entscheidung hilft“ möchten wir mit den Mitgliedseinrichtungen des Katholischen und des Evangelischen Krankenhausverbandes KKVD und DEKV für das Thema „Organspende“ sensibilisieren. Zielgruppe der Aktion sind alle Menschen, die sich als Patienten, Angehörige, Besucher und natürlich Mitarbeitende in unseren Kliniken aufhalten. Alle sollen wissen, dass die Christlichen Krankenhäuser in Deutschland sie bei ihrer persönlichen Entscheidungsfindung begleiten und dazu fachliche und seelsorgerische Kompetenz anbieten.
Fragen: Bernhard Perrefort