Auf ein Wort - Nr. 35/2023

Eine Versuchung für Jesus

Petrus kann einem leidtun, so sehr putzt Jesus ihn im Evangelium (Mt 16,21-27) herunter. Aber Jesu harte Worte sind auch eine Korrektur unserer Wertevorstellungen heute.

Eigentlich kann einem Petrus leidtun, dass Jesus ihn so hart herunterputzt. Und das auch noch im Beisein der anderen, also quasi in aller Öffentlichkeit. Verdient hat er das nicht! Denn was er will, ist doch nur das Beste für seinen Freund, Meister und Lehrer. 

Wahrscheinlich aber waren genau dieser gute Wunsch und die berechtigte Sorge des Petrus eine echte Versuchung für Jesus. Erinnern wir uns daran, was am Anfang des Matthäusevangeliums thematisiert wird: die Verführung durch den Satan in der Wüste (Mt 4,1-11). Jesus hat ihr erfolgreich widerstanden. Plötzlich geschieht das Gleiche scheinbar wieder, und dann noch provoziert aus den eigenen Reihen heraus. Auch deshalb ist diese harsche und schroffe Reaktion Jesu erklärbar. 

Was aber am meisten bei der ganzen Szene auffällt, ist die Formulierung der neuen Einheitsübersetzung: „Tritt hinter mich, du Satan!“ (Mt 16,23). Das bedeutet eben nicht, dass er aus den Augen Jesu verschwinden solle, wie es in anderen Übersetzungen heißt. Ganz im Gegenteil! Er soll dabeibleiben, aber an der richtigen Stelle. Nach der scharfen Absage folgt dann ein Angebot, das Jesus hier allen unterbreitet. „Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Petrus wird es annehmen und in der Spur bleiben, trotz späterer Rückschläge. 

Jetzt sind wir aufgefordert, diese harten Worte Jesu an Petrus als Korrektur unserer Wertevorstellungen und als Herausforderung anzunehmen. Damals wie heute – wird das nicht so einfach sein!

Harry Karcz