Neues Buch von Bischof Franz Kamphaus erschienen

„Es geht um Anpassung an Jesus Christus“

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Oh, wie schön, ein neues Buch von Franz Kamphaus! Man kann die Freude der Leserschaft bis in die Redaktion hinein hören. Seine Gedanken zur Bergpredigt hat er seinem Nach-Nachfolger im Amt, Bischof Georg Bätzing, gewidmet. Aber sie sind anregend und christlich erfrischend für alle Suchenden. Und die Wissenden sowieso. Von Johannes Becher.

Bergpredigt: Moderne Annäherung an einen alten Weisheitstext. | Foto: Adobe Stock
Bergpredigt: Moderne Annäherung an einen alten Weisheitstext. | Foto: Adobe Stock

Einfach griffig, solche Sätze. So wird Glaube begreifbar: „Gott und Besitz, Gott und Geld stehen schiedlich-friedlich nebeneinander, als wäre das ganz selbstverständlich. Die Frage ist: Wo endet der Kompromiss, und wo wird das Evangelium kompromittiert? Das geschieht dort, wo Dinge, die wir uns selbst verschaffen, zum Letztwert werden, zum Schatz. Das ist der Augenblick, in dem Götzen geboren werden.“

Typisch Franz Kamphaus. Solche wortstarken Gedanken haben seine Predigten in seiner Zeit als Bischof von Limburg ausgezeichnet. Seine alltagstauglichen Bildwelten sind immer treffend, nie peinlich. Seine nachschwingenden Botschaften wühlen manchmal nach Tagen noch in den Innenwelten, rauen auf, irritieren, verunsichern und führen nicht selten zu frischen Einsichten.

Kein Wunder, dass seine Gedanken bis heute in Buchform begierige Leserschaft finden. Fans gleichsam. So mancher Pfarrer, der seine Ansprachen mit einem treffenden Kamphaus-Wort schmückt. Dabei würde der stets betonen, es dürfe nie um ihn gehen. Immer nur darum, „hinter Jesus her“ zu sein.

Dieses neue Buch mit Gedanken zur Bergpredigt hat mit viel Gespür und Kennerschaft wieder Regina Groot Bramel herausgegeben. Die Texte sind bislang unveröffentlicht. Sie sind entstanden für die Exerzitienarbeit von Franz Kamphaus. Was sich in den geistlichen Übungen bewährt hat, darf nun eine größere Leserschaft finden. Zum Appetitmachen folgt ein kleiner Auszug aus der Einleitung des Buchs:

Der unbequeme Jesus

Franz Kamphaus Foto: kna-bild
Franz Kamphaus, Foto: kna-bild

Wie kommen wir in der gegenwärtigen Situation der Kirche weiter, über das Gejammere und die allgemeine Ratlosigkeit hin-aus? Ich finde eine Bemerkung von Kardinal Schönborn hilfreich: „Vielleicht sind wir zu viel Kirche und zu wenig Christus!“ Das immer noch lesenswerte Glaubensbekenntnis der Würzburger Synode „Unsere Hoffnung“ bringt die Sache auf den Punkt: „Die Krise des kirchlichen Lebens beruht letztlich nicht auf Anpassungsschwierigkeiten gegenüber unserem modernen Leben und Lebens-
gefühl, sondern auf Anpassungsschwierigkeiten gegenüber dem, in dem unsere Hoffnung wurzelt und aus dem … sie ihren Weg und ihre Zukunft empfängt: Jesus Christus mit seiner Botschaft vom ,Reich Gottes‘. (…)
Anpassung an Jesus Christus, darum geht’s in diesen Betrachtungen. Dabei halten wir uns an die Evangelien – woran denn sonst! Die Schrifttexte, die wir betrachten, kennen Sie, haben Sie wahrscheinlich schon oft gehört. Mancher wird denken: Nichts Neues! Es geht hier nicht so sehr um Neuigkeiten über Jesus nach dem Motto: Wie war das noch mal mit ihm? Es geht vielmehr darum, mit Jesus in Beziehung zu treten, mit seiner Lebensart vertraut zu werden. Madeleine Delbrêl sagt: „Betend, suchend und aufmerksam hörend versammeln wir uns um die Person Jesu, um das, was er gesagt hat, um das, was er getan hat. Wir bringen unser Leben mit ihm in Kontakt, so, wie es ist – damit er es immer mehr zu dem werden lässt, was es sein soll.“ (…)

Jesus heute

Wie wäre das, wenn Jesus leibhaftig hier vor uns stünde in seiner irdischen Gestalt, er, der damals in Palästina unterwegs war zwischen Kafarnaum und Jerusalem? Würde er sich wohl auskennen in unserer Kirche heute und sagen: Das entspricht meiner Vorstellung, das hab ich mir in etwa so gedacht? Wer sich so unmittelbar auf Jesus beruft, gerät leicht unter den Verdacht, ein Schwärmer zu sein. Andererseits: Ohne diesen festen Bezugspunkt, ohne diesen Anker driften unser Glaube und unsere Sehnsucht allzu schnell ab ins Diffuse. Sicher, wir können uns keine Sekunde aus der Zeit entfernen, in der wir leben, aus der Geschichte, die zwischen Jesus und uns liegt. Aber alle gewichtigen Stimmen der Tradition, der Heiligen und vor allem die Stimmen der Reformbewegungen laden uns ein, uns hautnah an Jesus zu halten und bei ihm in die Schule zu gehen.

In der Begegnung mit Jesus ist beides: Er fasziniert und erschreckt, er lockt und befremdet. Das ist bis heute so. Groß ist die Versuchung, den befremdlichen Jesus dem eigenen Hausgebrauch anzupassen. Als Grenzgänger Gottes ist er ein Stein des Anstoßes, „ein Zeichen, dem widersprochen wird“ (Lukas 2,34). Es ist deshalb gefährlich, wenn wir immer schon wie selbstverständlich davon ausgehen, dass wir auf der Seite Jesu stehen und nichts mehr begehrten als seinen Geist. Kennen wir noch das Erschrecken vor Jesus Christus und seinem Geist? Christ sein heißt nicht Jesus auf die Schulter klopfen, sondern ihm nachfolgen. Die Wahrheit seines Lebens will uns Beine machen. Er ist uns voraus, und wir – hinter ihm her. Sind wir’s? (…)

 

Anstöße:

  • Wer ist Jesus? Viele nennen ihn zusammen mit Buddha und Mohammed. Die haben versucht, Menschen einen Zugang zu Gott zu bahnen. Jesus steht dafür, dass Gott sich einen neuen Zugang zu den Menschen gebahnt hat – nicht hoch hinaus, sondern tief herunter, auf Augenhöhe mit uns.
  • Jesus, der Feuerwerfer (Lukas 12,49): Er brennt aus Leidenschaft für Gott und die Menschen. „Wer mir nahe ist, ist dem Feuer nahe.“ Er wird verraten, wenn seine Lebenswahrheit nur mehr verwaltet, nicht mehr leidenschaftlich bezeugt und erlitten wird.
  • Jesus ist sich bis zuletzt treu geblieben. Er widerstand der Versuchung, die Welt mit Gewalt in Ordnung zu bringen – kein heiliger Krieger, der um der vermeintlich guten Sache willen über Leichen geht. Er war überzeugt, dass es besser ist, den Erfolg zu opfern als Gottes Liebe. Er war so frei, sich verschenken zu können.
  • Jesus trägt das Feuer des Gottesgeistes mitten in unser gewöhnliches irdisches Dasein. Und zugleich ist er wie ein Pfeil, der von uns aus weit über die Welt hinausgeht auf Gott hin. Zweifach spricht er das Ja: von Gott her in die Welt und von der Welt her zu Gott. In ihm entdecken wir beides: wer Gott ist und wer der Mensch ist. Er ist der Sohn Gottes und der Menschen.
  • In der Begegnung mit Jesus ist beides: Er fasziniert und erschreckt, er lockt und befremdet. Die Versuchung ist groß, den befremdlichen Jesus dem eigenen Hausgebrauch anzupassen. Kenne ich das Erschrecken vor Jesus und seinem Geist? Christ sein heißt nicht, Jesus auf die Schulter zu klopfen, sondern ihm nachzufolgen. Er ist mir voraus und ich – hinter ihm her! Bin ich’s?

 

Cover Buch Franz Kamphaus Foto: kna-bildaus: Franz Kamphaus, Wenn der Glaube konkret wird. Die Bergpredigt – herausgegeben von Regina Groot Bramel © Patmos Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2018,
S. 13, 14, 20, 21, 23, 24