Strukturdebatte second

Evangelium first

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Was ist wesentlich für die Kirche 2030? Heute geht es in unserem „kleinen ABC der Kirchenentwicklung“ um das Verhältnis von Form und Inhalt. Kirchlich gesprochen: „Evangelium first“. Dann erst folgt die Strukturdebatte. Von Johannes Becher.

 


Wesentlich ist, was drinnen steckt. 

Die äußere Form dient dem Inhalt. Also: Evangelium first – die frohe Botschaft zuerst! Meist ist es umgekehrt auf all den Wegen in die Zukunft der Kirche in Deutschland. Diskutiert wird über die Strukturen, nicht über ein Anders-Glauben-Leben. Das liegt nicht immer an den Verantwortlichen im Bistum, denn oft erstarrt auch das Volk der Getauften vor neuen Seelsorgeeinheiten und zählt die verbleibenden Pfarreien. Dabei sind die nur äußere Hülle. Funktionales Gerüst. 

Es ist ein schwieriges Unterfangen, im Weniger ein Mehr zu erzeugen. Wie so oft in allem Nachdenken über die Kirche von morgen geht es auch hier um die Haltung. Die spirituelle zuerst. 

Dr. Christian Hennecke, der in Hildesheim die „Lokale Kirchenentwicklung“ erfunden hat, weist stets darauf hin, dass es sich um „einen geistgeprägten Weg“ handelt. Hennecke: „In keinem Fall geht es darum, Menschen vor Ort einen Weg aufzuerlegen, den sie nicht wollen können. Die Schließung von Kirchen, die Fusion von selbstständigen Pfarreien, die Veränderung der Ausstattung mit Personal, die auferlegte Erstellung von Pastoralplänen – all das sind administrative oder auch bischöfliche Initiativen, aber sie sind keine Kirchenentwicklungsprozesse.“

Kurz: Es geht nicht um Strukturveränderungen aus Sparzwang. Wesentlich ist es, sich zu erinnern, dass Kirche pfingstlich gegründet ist: Gottes Geist ist mit dem Volk der Christgläubigen unterwegs. Das ist der Wesenskern. Alles andere ist Hülle. Und diese Form hat dem lebendigen Inhalt zu dienen. Was dran ist? Gottes Wege freizulegen, sie vom Gestrüpp zu befreien – und ins frische Atmen zu kommen. Den Geist zu riechen…

 

Zitiert

Kopfstand

„Auf der anderen Seite ,steht die Kirche Kopf‘: Über Jahrzehnte hinweg, auch nach dem Konzil, haben wir uns daran gewöhnt, Kirche von ihren Strukturen her zu fassen. Das tun wir heute auch noch – und verwechseln dabei Kirchenentwicklung und Strukturentwicklung. Die Dominante war und ist in vielen Diskussionen immer die Frage um Geld, Personal und Größe der Pfarreien. Aber zu sagen ist auch: Gerade damit sind wir nicht weitergekommen, und es ist auch ein Fehler zu meinen, dass Kirche dadurch besser ist. Eine Kirche auf dem Kopf wäre also eine Kirche, die strikt von den Geistenergien her denkt, die im Volk Gottes wirken – und die Institution ermöglicht, befeuert, unterstützt und begleitet dieses Wirken und verknüpft es in der Einheit in Vielfalt (und so sakramental). Im Bild gesprochen: Sie ist jetzt nicht mehr begrenzender Rahmen, sondern tragendes Skelett.“

Dr. Christian Hennecke in einem Interview auf www.franziskaner.net