Riesige Bibelseite im Mainzer Dom
Frohe Botschaft XXL

Foto: Anke Kristina Schäfer
Vorbereitung für den Druck: Eine Gruppe färbt die Druckplatte per Hand
Passender hätte die Wahl des Textes nicht sein können: „Im Anfang war das Wort“, so beginnt das Evangelium des Johannes. Auf Latein ist die Passage nun im Mainzer Dom zu bestaunen – auf einer überdimensionierten Bibelseite. Wie ein schwebendes Pergament wirkt, was da in der Kuppel des Ostchors hängt.
Die Stadt Mainz feiert in diesem Jahr 625 Jahre Johannes Gutenberg. Dessen Errungenschaften revolutionierten die Welt. Im Jubiläumsjahr wollte sich die Internationale Gutenberg-Gesellschaft in Mainz mit einer besonderen Aktion präsentieren. Markus Kohz, Mitglied im Vorstand, hatte die zündende Idee: Eine Passage aus einer der Gutenberg-Bibeln drucken, im Rekordformat. Das Projekt ist geglückt, aber „war kein Selbstläufer“, wie Bürgermeister Nino Haase bei der Pressekonferenz im Dom betont. Die Seite misst7,20 Meter mal 5 Meter. Markus Kohz hat sie als verantwortlicher Drucker der Gutenberg-Gesellschaft mit seinem Team im Hochdruckverfahren erstellt. Die Seite stammt aus der „Shuckburgh-Bibel“, die im Mainzer Gutenberg-Museum im Original zu besichtigen ist. Benannt ist das Exemplar nach einem der Vorbesitzer.

Auf der Suche nach einem Ort, um die Mega-Seite zeigen zu können, war der Dom naheliegend. „Die Kirche war zu Gutenbergs Zeit der größte Abnehmer von Druckwerken“, sagt Kohz. Mit der Passage aus dem Johannes-Evangelium habe er an den Vornamen Gutenbergs anknüpfen wollen, erläutert er.
Eva Reuter, die sich die Sensation im Dom anschaut, begeistert die Textauswahl. „Im Anfang war das Wort – das verknüpft für mich gut den Buchdruck mit dem Wort Gottes und dem Glauben. Für Christen ist Christus das Wort“, sagt die Pastoralreferentin von der katholischen Cityseelsorge Mainz.
Im Mainzer Dom kann die Bibel noch auf andere Weise erlebt werden: Die Allerheiligen-Kapelle lädt zum Lesen ein, verschiedenste Ausgaben der Heiligen Schrift liegen für Neugierige bereit. In der „Bibellese-Ecke“ gibt es viel über das Buch der Bücher zu entdecken. Domdekan Henning Priesel freut sich, dass die Bibel „einen aktuellen Moment“ erlebt. Er findet: „Die Bibel ist die Frohe Botschaft, die die Welt braucht, gerade in heutigen Zeiten.“
Zur Sache
Die Bibelseite ist bis zum 31. August im Ostchor des Mainzer Doms zu sehen. Infos zu begleitenden Veranstaltungen des Bistums zur Bibelseite gibt es auf: bistummainz.de/bibelseite
"Die größte Bibelseite der Welt"
Interview mit Markus Kohz, Mitglied im Vorstand der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft

Foto: privat
Sie haben eine riesige Bibelseite gedruckt. Wie kann man sich das vorstellen? Haben Sie die zusammengeklebt?
Die Seite wurde nicht zusammengeklebt. Das ist ein Blatt. Tatsächlich war es eine ganze Rolle, die wir von einer Papierfirma bekommen haben und die wir abholen mussten. Die Rolle ist fünf Meter breit. Allein der Transport war herausfordernd. Schwierig war es auch, überhaupt Papier zu bekommen, das wir am Stück bedrucken konnten.
War das auch für Sie eine Herausforderung? Oder haben Sie sich gesagt: Nö, so etwas mache ich jeden Tag?
Das ist eine Riesenherausforderung. Klar, dachte man, das wird schon anspruchsvoll. Aber was damit alles zusammenhängt, wie zum Beispiel der Transport der Papierrolle oder die Frage: Wo bekommt man das Papier überhaupt her? Das hat man sich im Vorfeld so nicht vorgestellt. Oder auch die Frage: Wie erstelle ich dafür einen Druckstock? Denn mit den beweglichen Lettern, die Gutenberg erfunden hat, kann man das so nicht lösen.
Letztlich hat uns die Hochschule Mainz University of Applied Sciences unterstützt und den Druckstock gefräst. Er besteht aus mehreren Platten und wird zusammengesetzt. Die Platten müssen manuell eingefärbt werden, dann wird Papier darüber gerollt. Es werden noch einmal Platten daraufgelegt. Schließlich fährt ein Fahrzeug da-rüber. Nein, das macht man in der Regel nicht so häufig.
Das klingt in allen Dimensionen nach einer echten Premiere.
Ich habe gelesen, dass die Japaner einen Holzschnitt gedruckt haben, sogar in einem noch größeren Format. Aber es wurde eben keine Bibelseite gedruckt. Insofern ist diese Bibelseite bei uns hier nach meinem Kenntnisstand die größte der Welt.
Warum überhaupt eine Bibelseite? Sie hätten ja auch etwas anderes drucken können.
Die Internationale Gutenberg Gesellschaft in Mainz ist natürlich Gutenberg verhaftet. Damit war dieses Jubiläum „625 Jahre Gutenberg“ eine ideale Möglichkeit für diesen Druck. Hinzu kam, dass das Gutenberg-Museum wegen des Umbaus des Gebäudes und im Vorfeld des Umzugs an einen neuen Standort seine Bibelseiten digitalisiert hat. Diese digitalisierten Seiten liegen in einer guten Qualität vor und wir konnten eine Seite aus einer Mainzer Bibel verwenden. Das wäre vorher so nicht möglich gewesen, weil die Qualität einfach nicht gegeben war. Und den Anfang des Johannes-Evangeliums „Am Anfang war das Wort“ fanden wir sehr passend.
Interview: Sven Herget
