Deutschsprachige Gemeinde feiert mit Bischof Franz-Josef Overbeck

Fronleichnam in den Vatikanischen Gärten

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Eine besondere Ehre: Die deutschsprachige Gemeinde feiert den Fronleichnamsgottesdienst in den vatikanischen Gärten.

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Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen, feierte mit 
der deutschsprachigen Gemeinde den 
Fronleichnamsgottesdienst. Foto: kna

Es sei ein besonderes Privileg, in den Vatikanischen Gärten - im Herzen der katholische Weltkirche - Fronleichnam feiern zu können. Bevor hier oben, auf der Höhe des Vatikanhügels, der Fronleichnamsgottesdienst mit dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck beginnt, werden die Anwesenden daran erinnert, für eine Weile den Touristen in sich zu verabschieden und sich zu sammeln. Das ist nicht ganz einfach, wenn man schon die Gelegenheit hat, an diesen Ort zu gelangen. Da richten sich viele Handykameras doch schnell auf die Gärten, die berühmten Gebäude und die Aussicht über die Ewige Stadt.

Seit 2013 gibt es, organisiert von der Erzbruderschaft des Campo Santo, den Fronleichnams-Gottesdienst deutschsprachiger Katholiken im Vatikan in dieser Form. Zwei Mitglieder der Erzbruderschaft werden später die Lesungen vortragen - die erste auf Italienisch, die zweite auf Deutsch. Am Ende, nach dem Schlusssegen, erklingen unten zwischen Campo Santo Teutonico und Petersdom, neben der deutschen, schweizerischen und österreichischen Nationalhymne auch die italienische und die vatikanische.

Eigene Akzente setzen an diesem frühen Samstagabend die aus der Steiermark sowie dem Schwarzwald und Oberbayern angereisten Musik- und Trachtengruppen, die Gottesdienst und Prozession musikalisch gestalten. In Wallfahrtsformation - mit Fahnenträgern der Bundeswehr und einer Studentenverbindung vorneweg - ziehen knapp 1.000 Menschen langsam den Vatikanhügel hinauf.

Begleitet und bewacht werden sie von Ordnern und vatikanischen Gendarmen, damit keiner der Teilnehmer aus Neugier und auf Suche nach Fotomotiven, derer es hier natürlich viele gibt, vom vorgeschriebenen Weg abkommt. Unterwegs richten sich besonders viele Blicke auf das Gästhaus Santa Marta, in dem Papst Franziskus wohnt. Und wo er beinahe zeitgleich mit einer Gruppe chilenischer Priester über den Missbrauchsskandal in dem südamerikanischen Land spricht.

Weiter oben schauen viele auf das Kloster Mater Ecclesiae, in dem Benedikt XVI. wohnt. Mancher hofft wohl, der frühere Papst möge irgendwie zu sehen sein. Doch wenn der "Papa emeritus" die in den Vatikanischen Gärten gelegene Lourdes-Grotte besucht, um dort zu beten, tut er das, wenn sonst keine Besuchergruppen anwesend sind.

 

Frühsommerhitze über Rom

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Spielmannszug und Trachtengruppen nahmen an der 
Prozession durch die vatikanischen Gärten teil. Foto: kna

Auf dem Hügel, 50 Meter über dem Petersplatz, angelangt stellen sich die Spielmannszüge neben den Stuhlreihen auf. Hinter sich Wasserflaschen und Traubenzucker. Noch steht über dem Vatikan die Hitze des Frühsommertags. Das macht zu schaffen, wenn man die ganze Zeit stehen muss.

In seiner Predigt schildert Bischof Overbeck seine Eindrücke von der Fronleichnamsfeier in Essen. Vor zwei Tagen, am eigentlichen Festtag, sei er mit 2.000 bis 3.000 Gläubigen durch die Straßen der Ruhrmetropole gezogen. Zwar gebe es auch dort Menschen, die "vestehen, was wir feiern". Aber eben auch etliche, "die Radios laut aufdrehen, weil sie unsere Lieder nicht mögen" sowie sehr viele Menschen aus ganz anderen Teilen und Kulturen der Welt.

Das Fest, das an die Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie erinnern soll, vermittle gleichwohl eine wichtige Botschaft, sagt Overbeck. Die Gegenwart Christi unter den Menschen sei das Fundament christlichen Lebens und der Kirche. Nur so könne sie den Kern des Glaubens, die Liebe, glaubwürdig verkünden. Dazu gelte es einerseits, "Wege der Einheit unter den Christen zu finden - theologisch verantwortet und unter dem Primat der Seelsorge". Andererseits müssten die Christen sich für Einheit unter den Menschen einsetzen, "Mauern niederreißen für die Liebe".

Es folgt die Prozession den Vatikanhügel hinunter und eine Demonstration von Einheit in Vielfalt. Während an der Spitze eine Musikgruppe das Lied "Lobe den Herren" recht getragen intoniert, interpretieren etliche weiter hinten das Lob Gottes doch etwas schwungvoller. Irgendwie kommt man zusammen. Den Baldachin, unter dem Franz-Xaver Brandmayr, Rektor von Roms deutschsprachiger Innenstadtgemeinde Santa Maria dell'Anima, das Allerheiligste trägt, wird - wie es sich im Vatikan gehört - von vier Schweizer Gardisten gehalten. Fronleichnam ist eben auch ein Fest, an dem Tradition besonders hochgehalten wird.

kna