Was macht ein Theologenreferent?
Geben wurde für mich zum Empfangen
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Was macht ein Theologenreferent? Der Görlitzer Generalvikar Alfred Hoffmann, der dieses Amt seit über 20 Jahren ausübt, gibt Auskunft. Ein Höhepunkt für ihn in diesem Dienst war eine Wallfahrt nach Ars in Frankreich, die er vor zehn Jahren im „Jahr des Priesters“ organisiert hat.
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Theologen-Wallfahrt im „Jahr des Priesters“ 2010 nach Ars. Theologenreferent Alfred Hoffmann (erste Reihe, zweiter von rechts) hat diese Reise im Auftrag von Bischof Konrad Zdarsa organisiert. Mit dabei: der ehemalige Regens des Priesterseminars Erfurt, Wolfgang Ipolt, seit 28. August 2011 Bischof des Bistums Görlitz. Foto: Bistum Görlitz |
Bischof Rudolf Müller ernannte am 16. November 1997 den damaligen Leiter des Seelsorgeamtes Alfred Hoffmann zum Theologenreferenten des Bistums Görlitz. Vor genau zehn Jahren organisierte er im „Jahr des Priesters“ eine Wallfahrt nach Frankreich, die für ihn Höhepunkt innerhalb dieses Dienstes war.
Herr Generalvikar Hoffmann, wofür ist ein Theologenreferent zuständig, wie muss man sich diese Arbeit vorstellen?
Die Bistümer Berlin, Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg sind Träger des Interdiözesanen Priesterseminars Erfurt. Das Priesterseminar Erfurt ist primär zuständig für die Ausbildung der Priesterkandidaten. Zugleich werden sie durch das jeweilige Heimatbistum begleitet. Das ist die Aufgabe des Theologenreferenten. So gibt es eine lebendige Brücke zwischen den einzelnen Trägerbistümern, dem Priesterseminar und den Priesterkandidaten. Die Aufgaben des Theologenreferenten beginnen mit der Vorbereitung der Annahme des Kandidaten durch den Bischof und enden mit der Priesterweihe. In den halbjährigen Konferenzen aller Theologenreferenten in Erfurt werden die Ausbildung reflektiert, Probleme diskutiert sowie nach Lösungen gesucht. Ich bin mit den Kandidaten des Bistums in Kontakt. Der Theologenreferent wählt geeignete Praktikumsorte aus und informiert die Pfarrer über die jeweiligen Anforderungen und Ziele. Der Theologenreferent wertet die Praktika aus und hat ein Ohr für die Anliegen der Kandidaten.
Zu den Aufgaben gehört die Organisation von Gemeinschaftstagen mit dem Bischof, der ein großes Interesse hat, die Kandidaten während der Ausbildung kennenzulernen und mit ihnen Austausch zu pflegen. Daher werden die Kandidaten auch zu Höhepunkten im Kirchenjahr eingeladen, wie beispielsweise zur Feier der Missa chrismatis (in der die Öle für die Spendung von Sakramenten geweiht werden) in der Karwoche sowie zur Jugend- und Bistumswallfahrt nach Neuzelle. Seit einigen Jahren gibt es verschiedene Ausbildungsstätten: das Propädeutikum in Bamberg und das Theologiestudium in Frankfurt „Sankt Georgen“ sind hinzugekommen. Der Kontakt zu allen Ausbildungsstätten und der Austausch mit anderen Ausbildern weitet den Horizont und unterstützt die Weiterentwicklung der Ausbildung.
Was unterscheidet Theologenreferenten und Beauftragte für Berufungspastoral?
Es sind zwei verschiedene Aufgabenbereiche. Pater Isaak Käfferlein aus dem Zisterzienserpriorat in Neuzelle ist Beauftragter für die Berufungspastoral. Er ist für alle jungen Leute da, die sich für die verschiedenen Berufe in der Kirche wie Gemeindereferent/in, in der Caritas sowie Ordens- und Priesterberufung interessieren. Fragen junger Leute könnten lauten: Gott hat für mich einen Plan, wie bekomme ich das mit? Und wohin geht der Weg? Stelle ich die Weichen meines Lebens richtig? Der Theologenreferent ist dann zuständig für die jungen Männer, die den Weg zum Priestertum wählen. Hier wird die grundsätzliche Eignung geprüft und nach der Annahme durch den Bischof werden die Priesterkandidaten auf ihrem Berufungsweg begleitet und unterstützt.
Für junge Männer, die sich zum Priester berufen fühlen, gehören Zweifel dazu. Wie können Sie als Theologenreferent in solchen Fällen helfen?
Ich fühle mich als Begleiter, als Ohr für die Anliegen der Theologen. Der Kandidat muss selbst seinen Weg finden. Dazu gehört, dass er sich vor der Weihe in Freiheit ganz für die priesterliche Existenz entscheidet. Das trägt wesentlich dazu bei, damit der priesterliche Dienst gelingen kann. Wenn der Kandidat bei der Weihe das ADSUM, das „Ich bin bereit“ spricht, übergibt er sich Gott und der Kirche Christi für den Dienst am Menschen. Das ist ein hoher Anspruch für das ganze Leben. Das geht nur, wenn man ganz auf die Gnade Gottes setzt. Diese Gnade wird auch spürbar, wenn die Gemeinden ihre Priester zum Dienst ermutigen und stärken.
Was waren für Sie in dieser Zeit die Höhepunkte?
Höhepunkt war die Organisation einer Wallfahrt im „Jahr des Priesters“ nach Ars in Frankreich im Juni 2010, im Auftrag von Bischof Konrad Zdarsa. Hierzu habe ich Priester aus verschiedenen Bistümern und Theologen aus dem Priesterseminar in Erfurt eingeladen, daran teilzunehmen. Dadurch wurde über mehrere Tage gemeinsames geistliches Leben sowie ein lebendiger Austausch zwischen Priestern und denen, die es werden wollen, möglich. Darüber hinaus konnten wir im Bistum Annecy (Savoyen) zu den Gräbern der Heiligen Franz von Sales und Johanna Franziska von Chantal pilgern. Bereichernd war auch der Erfahrungsaustauch über Besonderheiten der Pastoral in Frankreich.
Auf welche Kraftquellen greifen Sie zurück für Ihre Arbeit als Seelsorger?
Ich weiß mich in jeder Lebenslage mit Gott verbunden und von ihm getragen. Dieses Grundvertrauen hat mich nie verlassen und trägt mich durch Krisen. Besondere geistliche Stärkung erfahre ich in der Feier der heiligen Messe sowie beim Pilgern auf dem Jakobsweg. Auch mein Engagement in der Pilgerseelsorge in Santiago de Compostela ist für mich geistliche Stärkung. Ich lasse mich gern von Gott überraschen. Seelsorge ist nie Einbahnstraße – das Geben wird für mich zum Empfangen.
Fragen: Raphael Schmidt