Schauplatz des ersten Plenums des Synodalen Wegs
„Genau der richtige Ort“
Frankfurt ist eine Messestadt, geübt im Ausrichten von Großereignissen. Die Vollversammlung des Synodalen Wegs kommt hier zusammen, im Dom und im Dominikanerkloster. Eine Ortsbegehung mit Barbara Wieland. Von Heike Kaiser.
Es ist andächtig still im Frankfurter Bartholomäusdom. Zur Mittagszeit besichtigen einige Touristen das Gotteshaus. Noch weist nichts darauf hin, dass hier in knapp zwei Wochen, am 30. Januar, um 17 Uhr der Eröffnungsgottesdienst zum Synodalen Weg gefeiert wird, dass hier die 230 Mitglieder der Synodalversammlung zusammenkommen.
Für den geistlichen Beginn des Synodalen Wegs ist der Kaiserdom genau der richtige Ort, findet Barbara Wieland. Die gebürtige Frankfurterin, Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), wurde von der Limburger Diözesanversammlung, der gewählten Vertretung aller Katholiken im Bistum, in die Synodalversammlung entsandt. „Das Besondere am Frankfurter Dom ist der heilige Bartholomäus“, sagt sie. Was der Apostel mit dem Synodalen Weg zu tun hat, erschließt sich in der Wahlkapelle der deutschen Kaiser und Könige im rechten Seitenflügel des Gotteshauses. Hier ruht die Schädeldecke des Heiligen hinter Panzerglas unter einem Passionstriptychon aus dem 15. Jahrhundert. Das dreiflügelige Altarbild zeigt die Motive Kreuzweg, Tod, Auferstehung und das Pfingstereignis. Sie hängen eng zusammen: „Ohne den Tod und die Auferstehung würde es Pfingsten, den Geburtstag der Kirche, nicht geben“, sagt Wieland. Damit Neues entstehen könne, müsse der Blick auf den Anfang gelenkt werden, das sei auch für den Synodalen Weg entscheidend. „Bartholomäus, der Stadtpatron Frankfurts, ist ein Zeuge dieses Anfangs, er war beim Geschehen im Abendmahlssaal dabei. Er ging wie die anderen Apostel hinaus in die Welt, um zu evangelisieren: Es gibt kaum ein stärkeres Zeichen für den Anfang von Kirche“, unterstreicht Wieland die Bedeutung des geistlichen Ortes. „Dieses Zeugnis des Apostels ist bis heute lebendig.“
Die Mitglieder der Synodalversammlung kommen zum Eröffnungsgottesdienst des Synodalen Wegs jedoch nicht in der kleinen Wahlkapelle, sondern im Haupt- und nördlichen Querschiff des Doms zusammen: Das südliche Querschiff kann wegen Renovierungsarbeiten zurzeit nicht genutzt werden.
Das ist auch der Grund dafür, warum das Plenum der Synodalversammlung am 31. Januar und 1. Februar im großen Saal des benachbarten evangelischen Dominikanerklosters tagt. Für die Theologin Wieland, die an der Forschungsstelle für die Geschichte des Bistums Limburg an der Frankfurter Goethe-Universität tätig ist, ein geeigneter Tagungsort. „Sollte es während der Versammlung Formate wie Arbeitsgruppen oder World-Café geben, wären hier geeignete Räumlichkeiten vorhanden“, nennt sie ein Beispiel – Diskussionsformen, die im Dom nur schwer vorstellbar wären. „Hinzu kommt, dass die Akustik im Dom sehr hallig ist. Da das Gesagte mehrere Sekunden Nachhall hat, muss ein Sprecher am Mikrofon schon sehr geübt sein, damit er gut verstanden wird“, erläutert Barbara Wieland.
Das Dominikanerkloster ist der Sitz des Regionalverbands der Evangelischen Kirche von Frankfurt und Offenbach. „Dass nun auch die Mitglieder der Synodalversammlung der katholischen Kirche zu ihrem ersten Plenum hier zusammentreffen, bestätigt, dass in Frankfurt gute und vertrauensvolle Ökumene gelebt wird“, unterstreicht die Theologin. Die folgenden drei Synodalversammlungen – im September dieses Jahres, im Februar und September/Oktober 2021 – werden, so ist es geplant, ausschließlich im Dom stattfinden.
Was bedeutet es für Barbara Wieland als Frankfurterin, dass der Synodale Weg sozusagen vor ihrer Haustür vorbeiführt? „Das verbinde ich weniger mit Lokalpatriotismus“, erwidert sie. „Für mich ist viel bedeutsamer, dass sich alle Mitglieder der Synodalversammlung im Bartholomäusdom während des gesamten Synodalen Wegs immer wieder vergewissern können, auf welchem Fundament Kirche steht.“
Nachgefragt: Was beudetet Ihnen die Versammlung in Frankfurt?
„Wir in Frankfurt haben feine Antennen für Veränderungen. Daher hoffe ich, dass die Teilnehmer diese Schwingungen spüren“, sagt Daniela Marschall-Kehrel, die Vorsitzende der Stadtversammlung der Frankfurter Katholiken. „Oft wird damit argumentiert, dass wir Rücksichten auf die Weltkirche nehmen müssten, aber gerade in den jüngeren Generationen zeigt sich auch international der starke Wunsch nach Reformen.“
„Frankfurt ist als Austragungsort gut geeignet, da Bischof Georg Bätzing mit seiner Initiative zur Kirchenentwicklung schon eine Vorreiterrolle in Richtung der Entwicklung einer partizipatorischen Kirche einnimmt“, findet Oswald Bellinger, Sprecher der Eine-Welt- Gruppen Frankfurt. Er sieht im Synodalen Weg die Chance, dass über innerkirchliche Themen hinaus aktuelle gesellschaftspolitische Probleme stärker thematisiert werden.
„Als vielfältig, auch im Rahmen von Maria 2.0, engagierte Katholikin werde ich gemeinsam mit anderen Besorgten und zugleich Hoffenden das Treffen in Frankfurt von außen begleiten – in der Hoffnung, Mut, Entschlusskraft, Weitsicht und Rückbesinnung auf das Anliegen zu beflügeln“, unterstreicht Monika Humpert. Am 31. Januar werde im Dom eine „bestärkende und begeisternde Feier“ stattfinden (19 Uhr) und dann eine Mahnwache.
Andre Papp-Kleinjung ist Mitglied der Dompfarrei St. Bartholomäus. „Ich finde es schön, dass unsere Stadt und unser Dom Gastgeber des Synodalen Wegs sind“, sagt er. „Wichtiger allerdings ist, dass sich die katholische Kirche endlich den drängenden Fragen vieler Gläubigen und auch vieler, die sich schon von den Kirchen verabschiedet haben, stellt. Ein ,Weiter so‘ wird die Krise weiter verschärfen“, ist er überzeugt. (kai)