Anfrage

Gibt es zu viele Priester am Dom?

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Warum gibt es so viele Domvikare? Würden sie angesichts geringer Priesterzahlen nicht anderswo mehr gebraucht?

Nicht alle Bistümer sind gleich gut sortiert, aber überall gibt es Priester, die rund um den Dom beschäftigt sind – teils als Hauptberuf, teils neben anderen Aufgaben. Und, ja, es mag irritieren, wenn beim Kapitelsamt im Dom Priester einfach nur im Chorgestühl sitzend mitfeiern, während gleichzeitig vielerorts in der Fläche die (Sonntags-)Messe wegen des Priestermangels ausfallen muss.

Auch früher wurden Priester ganz selbstverständlich nicht nur in der Seelsorge eingesetzt. Sie waren Theologie-Professoren, leiteten Beratungsstellen, Rundfunkreferate oder Schulen und hatten diverse Aufgaben in den Generalvikariaten und Ordinariaten. Oder eben am Dom.

Das alles war (und ist) durchaus sinnvoll. Einerseits, weil nicht alle Priester ihre Stärken und Kompetenzen nur in der Seelsorge haben, andererseits aber auch, um deutlich zu machen: Der (Erz-)Bischof ist kein Alleinherrscher über sein Bistum. Er ist mit seiner Rolle eingebettet in das Presbyterium, in die Gemeinschaft der Priester; sie arbeiten verantwortlich mit – auch in der Verwaltung der Diözese. Insbesondere gilt das für das Domkapitel, mit dem der Bischof Aufgaben und Verantwortung teilt. Dass sonntags im Kapitelsamt Domkapitulare und andere Domherren zugegen sind, soll genau dieses Miteinander signalisieren.

Das heutige Problem ist aber natürlich: Es gibt immer weniger Priester. Nicht nur, aber auch deshalb sind viele Stellen in Organisation und Verwaltung, in Theologie und Kirchenrecht inzwischen mit Laien besetzt. Was ja auch gut und richtig ist. Bei Domkapitular oder Domvikar geht das aber eben nicht.

Würden diese Männer in den Gemeinden mehr gebraucht? Jein. Denn weiterhin ist nicht jeder Priester in der Pfarrei am besten aufgehoben – wie auch nicht jeder Pastoralreferent oder jede Gemeindereferentin. Und der Bischof braucht weiterhin Priester an seiner Seite, die ihn unterstützen.

Ob das so viele sein müssen? Ob manche nicht doch nur wegen der Ehre im Dom sitzen? Ob sie keine Lust haben, in die Fläche zu fahren? Oder es nicht können? Das hängt vermutlich vom Einzelfall ab. Aber dass der Blick ins Gestühl Fragen aufwirft, das sollten sie wahrnehmen.

Susanne Haverkamp