Vor 1000 Jahren wurde der heilige Godehard zum Bischof von Hildesheim geweiht
Godehard hinterlässt Spuren
Ein Alpenpass trägt seinen Namen ebenso wie rund 400 Kirchen in halb Europa: In diesem Jahr ist es 1000 Jahre her, dass der heilige Godehard zum Bischof von Hildesheim geweiht wurde. Doch wer war dieser Mann eigentlich?
Godehard wird 960 in Reichersdorf bei Niederaltaich in Bayern geboren. Sein Vater Rathmund steht als Bauer und Vorsteher in den Diensten des Benediktinerklosters Niederaltaich. Schon früh wird der Junge in der Klosterschule erzogen. Begabt, fleißig und eifrig – so schildert ihn die im 17. Jahrhundert veröffentlichte Bavaria Sancta (ein illustriertes Kompendium der Heiligen des Landes Bayern).
Mit einem derartigen guten Leumund wird Bischof Friedrich von Salzburg auf ihn aufmerksam, der das Kloster Niederaltaich als Lehen erhalten hatte. Drei Jahre bleibt Godehard in Diensten des Salzburger Bischofs. Er begleitet ihn auf Visitationen. Godehard unterstützt den Bischof bei der Leitung der kirchlichen Geschäfte und unterrichtet Kinder in der christlichen Lehre. Bischof Friedrich spendet ihm die niederen Weihen und das Subdiakonat. Trotz der Nähe zum Bischof zieht es Godehard ins Kloster. Er will sich „ganz dem Herrn zum Opfer bringen“ (Bavaria Sancta). 990 schließt er sich dem Orden in Niederaltaich an, wird 993 zum Priester geweiht, bald schon Prior und 996 Abt.
Godehard reformiert Benediktinerklöster
Godehard reformiert das Kloster Niederaltaich. Er führt es konsequent auf die Regel des heiligen Benedikt zurück. Zusammengefasst: „Ora et labora et lege“ (lateinisch: „Bete und arbeite und lies“). Das Kloster wird ein geistliches und kulturelles Zentrum, es blüht auch wirtschaftlich auf. Auch in den Klöstern Tegernsee und Hersfeld wird der Abt entsprechend tätig.
1022 wird Godehard auf Vorschlag von Kaiser Heinrich II. Bischof in Hildesheim als Nachfolger von Bernward. Wohl gegen seinen Willen, denn die Legende erzählt, er habe zunächst ausgerufen „Lieber in Baiern ein Abt, als dort droben ein Bischof“. Am 2. Dezember 1022 wird Godehard in der Groner Pfalzkapelle (nahe Göttingen) zum neuen Bischof von Hildesheim geweiht.
Er war ein frommer und mildtätiger Bischof
Der Hildesheimer Domkanoniker Wolfhere, der gleich zwei Lebensgeschichten von Godehard verfasst hat, berichtet über seine Amtsführung: „Jede Nacht erhob er sich zum Gebete und durchwachte den übrigen Teil der Nacht bis zum Beginn des Morgengottesdienstes unter Psalmengebet.“ Häufig besucht Godehard die Arbeiter in den Werkbetrieben des Doms und achtet streng auf die gute Ausbildung der Geistlichen – im Lesen, Vortragen, Singen, Schreiben und Malen. Weiter heißt es „Almosen spendete er in überreicher Fülle; eine unzählige Menge von Armen unterhielt er aus öffentlichen Mitteln“.
Wolfhere schildert auch die Lieblingstätigkeit Godehards: „Durch Verkündung des Wortes Gottes den Seelen zu nützen. Seine Predigten handelten immer von der Liebe Gottes und des Nächsten, von der Bewahrung des Glaubens …“
Gut 30 Kirchen lässt Godehard bauen. In Hildesheim gründet er 1034 die sogenannte Sülte, ein geistliches Stift, das später in ein Augustinerkloster umgewandelt wird.
Durch Reisen und Synoden vertieft Godehard das geistliche Leben seiner Diözese. Er stirbt am 5. Mai 1038 im von ihm gegründeten Mauritiusstift bei Hildesheim. Bereits 1131 wird er durch Papst Innozenz II. heiliggesprochen – und wird der erste Heilige des Bistums Hildesheim.
Sein Schrein findet sich heute in der Krypta des Hildesheimer Domes, über dem ursprünglichen Grab des Heiligen. Der Schrein wurde vor gut einem Jahrzehnt geöffnet und aufwendig saniert. Zum Vorschein kamen dabei mehrere verschnürte Bündel. Darin befanden sich Reliquien aus dem Grab des Heiligen: Knochen, Gewandfragmente, Steinchen und Erde.
Vier Kirchen im Bistum tragen seinen Namen
Während sein Vorgänger Bernward vor allem in der Stadt Hildesheim Spuren hinterlassen hat, setzte schon bald eine großflächige Godehard-Verehrung ein, die bis nach Norditalien reichte. So ist beispielsweise der Gotthard-Pass in den Schweizer Alpen nach Godehard von Hildesheim benannt. Der Pass wurde 1230 erstmals urkundlich erwähnt. Sein Name leitet sich wiederum von einer kleinen Kapelle ab, die dem Heiligen geweiht ist. Reisende konnten dort auf gut 2000 Metern Höhe in einem Hospiz auch Unterkunft für eine Nacht finden.
Im Bistum Hildesheim sind vier Kirchen nach Godehard benannt: Die bedeutendste ist die Basilika St. Godehard in Hildesheim, mit deren Bau bereits 1133 – nur zwei Jahre nach seiner Heiligsprechung – begonnen wurde. Das Gotteshaus wurde 1172 geweiht und wird in diesem Jahr 850 Jahre alt. Weitere Godehard-Kirchen gibt es in Hannover, Göttingen und Amelinghausen. In ganz Europa tragen rund 400 Kirchen und Kapellen seinen Namen.
Godehard ist der Patron der Stadt Gotha, die sein Bild im Stadtwappen führt. Darüber hinaus ist Godehard auch Schutzpatron der Stadt Hildesheim.
(wal/bd)
KiZ-Radtour zum Jubiläum
Aus Anlass des 1000-Jahr-Jubiläums veranstaltet das Bistum Hildesheim vom 5. Mai 2022 bis zum 6. Mai 2023 ein Godehardjahr (die KiZ berichtete mehrfach). Informationen und aktuelle Veranstaltungsplanungen dazu gibt es auf: www.godehardjahr.de.
Die KirchenZeitung organisiert gemeinsam mit dem Wolfsburger Dechanten Thomas Hoffmann und den Maltesern anlässlich des Jubiläumsjahres eine Radtour von Niederaltaich – wo Godehard Abt war – nach Hildesheim. Die Fahrt findet vom 21. Juni bis zum 1. Juli statt, geplant wird mit rund 50 Teilnehmern.
Die Tour ist durchaus anspruchsvoll, einige Tagesetappen betragen rund 100 Kilometer. Gottesdienste und spirituelle Impulse werden in das Programm eingebunden. Die Kosten für die Tour betragen etwa 550 Euro.
Am 19. März findet im Bildungshaus St. Clemens in Hannover ein Vorbereitungstreffen statt.
Kontakt: KirchenZeitung, Telefon 0 51 21 /307-800, info@kiz-online.de