Auf ein Wort

Gott, der Glaube und das Spiel

Ein Taufgespräch bleibt unserem Autor Abt Johannes Eckert noch länger im Gedächtnis, denn es hat ihm erneut gezeigt, wie wichtig das Spiel für Menschen ist.

Bei einem Taufgespräch hatten die Eltern auch den älteren Bruder des Täuflings zu mir ins Kloster mitgebracht. Als ihm langweilig wurde, sagte ich entschuldigend, dass ich leider keine Spielsachen da habe. Das hat den Buben sehr beschäftigt. Am Abend sagte er zu seiner Mutter: Der Abt Johannes ist arm, der hat nichts zum Spielen!

Mir ist dadurch neu bewusstgeworden, wie wichtig für uns das Spiel ist. Es hilft uns, locker zu werden und auf andere Gedanken zu kommen. Das Spiel ist nicht sinnlos, aber zweckfrei, da es seinen Sinn in sich selbst hat. Daran hat Hugo Rahner erinnert, der den spielenden Menschen als Abbild des spielenden Gottes deutete.

In der Lesung heißt es, dass die Weisheit, das erste Geschöpf Gottes, vor Gott spielt und an den Menschen Freude hat. Ähnlich könnten wir sagen: Gott hat Freude daran, sich im Spiel auszudrücken und sich spielerisch zu entfalten. Die ganze Schöpfung in ihrer Lebensfülle ist Ausdruck seiner Kreativität.

Für mich bedeutet dies, den Glauben nicht nur zu verkopfen und vernünftig zu erklären. Es gilt auch, das zweckfreie Dasein mit Gott zu suchen und spielerisch vor ihm Mensch zu sein. Etwa in der Freude an der Schöpfung, an Freundschaften und Beziehungen, an der Liturgie, dem heiligen Spiel, am Leben in seiner Fülle. Dabei kann ein Gebet von Dorothee Sölle helfen:

„Gott, lass uns jeden Tag, auch heute, dein Licht sehen; lass uns nicht uns selbst verzwecken und nur das Notwendige, das Ernste tun; spiel mit uns, Gott, und lass uns mit dir spielen.“

Johannes Eckert