Pfarrer Andreas Sommer zieht es ins Kloster

Gott nochmal neu suchen

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Andreas Sommer ist seit 20 Jahren als Kaplan und Pfarrer in Vorpommern tätig. Doch es zieht ihn ins Kloster. Der Pastorale Raum Rügen-Stralsund-Demmin ist auf der Suche nach einem neuen Pfarrer für Stralsund.

„Es hat nichts mit der vielen Arbeit hier vor Ort zu tun.“ – Pfarrer Andreas Sommer wollte schon früher ins Kloster.    Foto: Anja Goritzka

„Natürlich hat keiner damit gerechnet, und viele aus der Gemeinde wussten nicht, wie sie reagieren sollen“, sagt Andreas Sommer. Er ist seit sieben Jahren Pfarrer der Stralsunder Gemeinde Heilige Dreifaltigkeit, seit 20 Jahren in Vorpommern als Priester tätig. Doch bald wird dies vorbei sein. Er möchte mit Anfang 50 ins Kloster gehen. Leicht hat sich der derzeitige Dekan für Vorpommern diese Entscheidung nicht gemacht. „Sie hat auch nichts mit der vielen Arbeit hier vor Ort zu tun oder mit der Größe der neuen Pfarrei von Rügen über Stralsund bis hin nach Demmin“, bestätigt er. Aber als er mit den Firmlingen vor zwei Jahren auf Fahrt im Kloster Wechselburg war, sprach genau dieses ihn an und „ließ nicht mehr los“.

Schon früher auf Ordenssuche gewesen
Das Leben im Kloster war für Andreas Sommer schon vorher immer wieder Thema: „Schon, als ich versuchte das Abitur nachzumachen, war ich auf Ordenssuche.“ Aber so richtig wollte kein Ort passen. Pfarrer wurde er dann gerne. Nach seiner Kaplanszeit in Stralsund folgte die erste Pfarrstelle in der Familien- und Begegnungsstätte St. Otto in Zinnowitz auf Usedom.
Vor sieben Jahren kehrte er dann nach Stralsund zurück, diesmal als Pfarrer. „Ich bin hier gut angekommen, mache meine Arbeit gerne, auch die Seelsorge. Ich habe nicht damit gerechnet, dass mich das Thema Klosterleben nochmals so anfasst“, sagt er heute. Doch das tat es auf der Firmfahrt. Das kleine Kloster mit den derzeit drei Brüdern ließ ihn nicht mehr los. „Gerade das Zusammenleben mit anderen hat mich nie gestört. Ganz im Gegenteil: Durch die Gemeinschaft war ich besser in der Lage, das Stundengebet zum Beispiel zu beten“, so Pfarrer Andreas Sommer weiter.
Als er das Kloster anschrieb, erfuhr er zunächst, dass das Alter kein Ausschlusskriterium sei und dass Heilig Kreuz in Wechselburg zur Benediktinerabtei Kloster Ettal gehört. „Das ist natürlich tiefstes Bayern. Aber mir nicht fremd“, räumt er ein, der eine Weile in Österreich studiert hatte. Viele Fahrten nach Wechselburg folgten, Gespräche mit dem dortigen Prior, Gespräche mit seiner geistlichen Begleiterin und natürlich das Gespräch mit Erzbischof Heiner Koch. Ein viertel oder gar ein halbes Jahr will Andreas Sommer nun bei den Benediktinern mitleben, um zu sehen, ob die Ordensregeln und der Wechsel zwischen Gebet und Arbeit passen können.

„Erst, wenn hier ein Nachfolger gefunden ist“
Erzbischof Koch werde ihn dafür freistellen. „Aber erst, wenn hier ein Nachfolger gefunden ist“, räumt Pfarrer Andreas Sommer ein. Seine Arbeit im Pastoralen Raum Rügen-Stralsund-Demmin geht also erstmal weiter. Ab Januar 2020 wird die Gemeinde Bernhard von Clairvaux heißen, im März wird es eine Festmesse geben. „Jetzt fängt für mich aber schon der Spagat an. Ich will meinem Nachfolger keine Baustellen hinterlassen“, meint er weiter.
Dennoch war es ihm wichtig, der Gemeinde seine Entscheidung so früh wie möglich mitzuteilen. „Ich bin gerne hier, es gibt viele motivierte Gläubige. Das ist ein großes Geschenk“, räumt er weiter ein. Er wollte auch keine Beurlaubung: Entweder ganz oder gar nicht, hieß es von Andreas Sommer. Es sei an der Zeit, seine eigene Gottsuche nochmals neu zu beginnen, für sich selber nochmals zu schauen – durch einen anderen Lebensrhythmus, meint der Priester. 

Von Anja Goritzka