Kurzinterview "Moment Mal"
Gräber als Orte der Hoffnung
Am Montag, 1. November, ist das Fest Allerheiligen, am Dienstag, 2. November, Allerseelen. Auf Fragen zu diesen Festen antwortet Pfarrer Friedhelm Meudt, St. Gallus Flörsheim und St. Peter und Paul, Hochheim.
Was verbindet Allerheiligen und Allerseelen?
Allerheiligen ist ein frohes Fest, ein „kleines Ostern“ im Herbst. Denn es wird der Blick auf die Menschen gelenkt, die nach der Überzeugung vorbildlich christlich gelebt haben. Sie bleiben uns als Heilige ein Beispiel christlichen Lebens. Allerseelen schaut auf alle Menschen: Was ist mit den Verstorbenen, die wir kannten? Was ist mit denen, die längst vergessen sind? Was ist mit den vielen, die keine Grabstätte haben? Was ist mit all den Toten (Seelen), die nicht mehr bei uns sind? Gibt es eine umfassende Hoffnung? An Allerseelen beten wir für alle Verstorbenen, nicht für einen einzelnen. Beide Tage stehen in enger Verbindung. Für beide Tage gilt die österliche Hoffnung, dass Gott Heil und Vollendung des Menschen will.
Warum wird der Gräbersegen jedes Jahr erneuert?
Immer wieder sterben Menschen, immer wieder ist Trauer anders, immer wieder vergeht ein Jahr, das auch jeden einzelnen Menschen verändert hat. So bitten wir an diesen Tagen auch immer um den Segen für die Gräber, so wie wir in jedem Gottesdienst uns selbst von Gott segnen lassen. Das ist kein einmaliges Geschehen, sondern ein das ganze Leben begleitender Prozess. Gott segnet die Menschen, begleitet sie mit seiner Liebe und seinem Wohlwollen. Der jährliche Segen zeigt uns, dass auch die Gräber der Verstorbenen als Erinnerungsstätten Orte der Hoffnung und des Gottvertrauens sind.
Hat die Corona-Pandemie Einfluss auf Allerheiligen genommen?
In den Wochen des Lockdowns konnten Menschen oft nicht richtig von ihren Angehörigen und Freunden Abschied nehmen. Allerheiligen und Allerseelen laden dazu ein, das Gedenken an die, die uns vorausgegangen sind, besonders zu pflegen. Es liegt daher die Chance in der Gestaltung dieser Tage, das christliche Totengedenken neu zu beleben und vielleicht manches an Würdigung nachzuholen, was in der Pandemie nicht möglich war.
Interview: Julia Werthebach