Engagierte Kirchengemeinden

Großer Einsatz für Afrika

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Wie ausländische Priester den Blick der Menschen weiten können, erlebt derzeit die Pfarreiengemeinschaft Hagen/Gellenbeck. Die Mitglieder sammeln für den Bau eines Schulzentrums in Benin, der Heimat ihres Kaplans.


Machen Werbung für die Hilfsaktion: (v.l.) Monika Hestermeyer
und Stefanie Plogmann aus Hagen. Foto: Astrid Fleute

Diese Reise wirkt nach. Da sind sich Monika Hestermeyer und Stefanie Plogmann einig. Vor ein paar Wochen waren die beiden Frauen aus Hagen mit einer Gruppe von Gemeindemitgliedern zu Besuch im Land Benin in Afrika – der Heimat von Kaplan Coffi Regis Vladimir Akakpo, der seit drei Jahren in der Pfarreiengemeinschaft am Teutoburger Wald tätig ist. Von seinem Bischof wurde er zum Promotionsstudium nach Deutschland entsendet – ebenso wie Kaplan Roland Kpadonou, der in der Domgemeinde tätig ist.

Kaplan Coffi, wie er in Hagen nur genannt wird, war es ein Anliegen, den Hagenern auch einmal sein Land zu zeigen: die Natur, die Kultur, das Leben der Menschen und der Kirche, seine Familie, die wirtschaftliche Situation. „Wir haben dort so viel Gastfreundschaft erlebt, offene, zufriedene Menschen, ehrliche, strahlende Kinderaugen“, erzählt Stefanie Plogmann noch sichtlich berührt von der Fahrt. „Die Menschen in Afrika leben ganz anders als wir. Neid oder Unzufriedenheit, das gab es nicht.“

Schnell sei in der Gruppe die Frage aufgekommen: „Wie können wir den Menschen in Benin helfen?“ Denn eines war den Gästen aus Deutschland klar: Benin ist ein sehr armes Land, ohne eigene Rohstoffe. Die Menschen kämpfen täglich ums Überleben. Die meisten von ihnen leben von der Landwirtschaft, die sehr mühselig mit der Hand betrieben wird. Auch Kinder sind gezwungen zu arbeiten, um den Lebensunterhalt für die Familie zu verdienen. Bildung ist ein wichtiger Weg aus dieser Armut, erklärte ihnen Kaplan Coffi und erzählte von seiner Idee: dem Bau eines Schulzentrums in Adjahomne, wo er als Kaplan tätig war.

Zurück in Deutschland wurde diese Idee schnell zu einem Gemeindeprojekt, das die Reisegruppe jetzt weiter vorantreibt: „Ich bin ganz begeistert, wie viele Menschen sich engagieren und helfen“, berichtet Monika Hestermeyer und versichert: „Diese Hilfe kommt wirklich an!“ So haben bereits Chöre aus Hagen ihre Konzerterlöse gespendet, Kolpingsfamilie und CDU unter anderem auf dem Weihnachtsmarkt Spenden gesammelt, eine Schulklasse hat in der Schule Kuchen für Benin verkauft, regelmäßig werden Autos voller kleiner und größerer Hilfsgüter nach Benin verschifft und die Reisegruppe selbst berichtet in der Pfarrei über das Projekt und ihre Erlebnisse.

Jedes Kind wächst mit der Sprache seines Dorfes auf


Bildung als Weg aus der Armut möchten die Hagener
mit dem Bau eines Schulzentrums in Benin unterstützen. Fotos: privat

Kaplan Coffi ist begeistert von dieser Welle der Hilfsbereitschaft. Er sei überrascht und dankbar, „wie die Menschen die Initiativen zur Unterstützung des Projektes ins Leben rufen“, betont er. Schon über 20 000 Euro seien zusammengekommen. „Vielleicht legen wir ja den Grundstein bei einer Reise nach Benin im nächsten Jahr. Vielleicht aber auch schon früher, damit die Reisenden über den Stand des Baus berichten können.“ Bei dem Projekt geht es ihm um mehr als nur eine einfache Schule: „Auch die Eltern der Kinder werden eingeschult und in Kindererziehung und Kinderpflege, in Gesundheitsthemen und in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte unterrichtet.“ Um all diese Themen gehe es auch in seiner Doktorarbeit, an der er gerade arbeitet.

Starten möchte er zunächst mit dem Bau eines Kindergartens, in dem die Kinder auch die französische Sprache erlernen können, die sie später in der Schule benötigen. Denn in Benin gibt es mehr als 60 verschiedene Sprachen im Land, jedes Kind wächst zunächst mit der Sprache auf, die im Dorf gesprochen wird. Amtssprache ist aber Französisch. Diese mangelnde Schulvorbereitung trägt massiv zu Klassenwiederholungen und Schulabbrüchen bei. Der Kindergarten soll dazu beitragen, den Kindern eine gute Startchance und eine schöne Kindheit mit frühkindlichen Aktivitäten und einem täglichen Essen zu geben. Die Außenanlage soll später öffentlicher Spielplatz werden. Spielgeräte haben die Hagener bereits organisiert.

Doch nicht nur die Menschen in Benin profitieren von den Erfahrungen, das gilt auch für die Deutschen. So erzählt Stefanie  Plogmann: „Man sieht viele Dinge anders, regt sich im Alltag nicht mehr so auf, weil man gesehen hat, dass es ganz andere Probleme auf dieser Welt gibt.“

Astrid Fleute

Am Sonntag, 20. Januar, findet um 17 Uhr in der ehemaligen Kirche, Martinistraße 4, ein Benefizkonzert für das Projekt statt. Michal Majersky, Violine, und Jörg Zumstrull, Klavier, spielen Werke von Beethoven, Bruch, Sarasate, Vivaldi u.a. Eintritt frei, um eine Spende wird gebeten.


Domgemeinde reist nach Benin

Kaplan Roland Kpadonou, Priester aus Benin, der in der Osnabrücker Domgemeinde tätig ist, lädt zu einer Gruppenreise (20 Teilnehmer) in sein Heimatland ein. Kurz vor dem Jahreswechsel hatte er bereits zur Gründung eines Arbeitskreises aufgerufen, um die katholische Schule im Ort Sé zu unterstützen. Die Reise ist vom 3. bis 14. Oktober geplant, die Kosten belaufen sich auf rund 1650 Euro.

Anmeldefrist: 31. Januar. Weitere Informationen unter Telefon 05 41/31 84 41.