Wie soll ein Bischof leben, glauben, beten, predigen?
„Heben Sie nicht ab!“
Wie soll ein Bischof leben, glauben, beten, predigen? Welche Schwerpunkte soll er künftig in seinem Amt als Bischof von Hildesheim setzen? Das fragte Pater Heiner Wilmer Jugendliche und junge Erwachsene, mit denen er quer durchs Bistum pilgerte.
Drei Samstage und drei Sonntage war Pater Wilmer mit den jungen Menschen unterwegs: In Steinhude und Lüneburg, in Bremerhaven und im Eichsfeld, in Hessisch Oldendorf und Wolfenbüttel. Rund 280 Jungen und Mädchen und junge Männer und Frauen machten sich mit ihm auf den Weg. Meist kamen weit mehr Teilnehmer als angemeldet waren und suchten das Gespräch mit ihrem künftigen Bischof, der immer wieder betonte, er wolle von den jungen Menschen lernen. Sie sollten seine Lehrmeister sein.
Nach sechs Pilgertagen zieht Wilmer eine durch und durch positive Bilanz: „Die jungen Menschen sind begeisterungsfähig, gut drauf, frisch und kreativ“, sagt er. Dabei spürt er bei den Teilnehmern eine „Sehnsucht nach Fundamenten und Tiefe im Glauben. Ebenso nach einer Kirche, die lebendig ist, gleichzeitig den Menschen nah und verwurzelt in Gott“.
Immer wieder hörte Wilmer während der Tage einen Ratschlag: „Bleiben Sie normal und heben Sie nicht ab“. Ein Teilnehmer brachte es so auf den Punkt: „Ein Bischof ist ja auch noch ein Mensch“. Die jungen Menschen rieten dem Bischof aber auch, auf sich aufzupassen, Erholung und Stille zu suchen. Andere meinten, er solle schlicht, nachhaltig und ökölogisch vertretbar leben.
„Ich nehme das mit und stelle mich dem“
Ein wichtiges Anliegen der Pilger: Der Bischof möge darauf achten, dass die Menschen im Bistum Gemeinschaft pflegen können. Das sei in der Diaspora besonders wichtig. Aber auch der Einsatz für Arme, Ältere, Schwache und eine gute Ökumene kamen zur Sprache. „Das sind wichtige Anliegen, die ich mitnehme und denen ich mich auch stelle“, sagt Wilmer.
Nicht immer konnte Wilmer kurzfristige Änderungen versprechen, so zum Beispiel bei der Forderung nach dem Priester- und Bischofsamt für die Frau. „Da habe ich deutlich gemacht, dass die katholische Kirche Weltkirche ist und einen langen Atem hat. Sie ist wie ein großes Containerschiff und nicht wie ein Segelschiff, mit dem man mal eben eine Wende vollzieht“, sagt der Ordensmann. Und dass es gelte, auf den Heiligen Geist zu vertrauen, der uns den richtigen Weg zeigen werde.
Startpunkt der fünften Pilgerwanderung am Samstag vor einer Woche war Hessisch Oldendorf, Ziel nach rund 12 Kilometern Weg und diversen kleinen Stopps die evangelische Marienkirche in Segelhorst. Dort feierte Pater Wilmer mit den Teilnehmern zum Abschluss eine Heilige Messe – und nahm deren Anregungen für seinen künftigen Dienst entgegen. Über 30 Jugendliche und junge Erwachsene nahmen an der Pilgerwanderung teil – weit mehr als sich zunächst gedacht.
Auch bei der letzten Tour am Sonntag kamen mehr Teilnehmer als erwartet. Über 50 machten sich auf den Weg der mit rund 18 Kilometer längsten Pilgerstrecke. Von St. Peter und Paul in Heiningen ging es entlang der Warne und durch die Okeraue mit Stationen in katholischen und evangelischen Kirchen nach Wolfenbüttel, wo Pater Wilmer hoch vom Kirchturm der St.-Petrus-Kirche mit einem selbstgemalten Plakat der Ministranten begrüßt wurde.
Wilmer dankt für Impulse, Wünsche und Fragen
Wilmer bedankte sich im abschließenden Gemeindegottesdienst bei den jungen Pilgern für ihre Impulse, Wünsche und kritischen Fragen, die sie ihm auch diesmal wieder mit auf den Weg gegeben haben. Besonders dankte der zukünftige Bischof allen, die diese Pilgertage vorbereitet hatten, besonders aber Diözesanjugendseelsorger Pfarrer Andreas Braun, bei dem alle Fäden der Vorbereitung zusammengelaufen waren.
Fotos und Videos von den Pilgerwanderungen auf www.bistum-hildesheim.de
Matthias Bode