Interview im Kölner Stadtanzeiger

Hildesheimer Bischof will "Wahrheitskommission" zu Missbrauch

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Als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche fordert der neue Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer ein "radikales Umdenken" und Untersuchungen in Form von "Wahrheitskommissionen".

Der Missbrauch von Macht stecke "in der DNA der Kirche", sagte Wilmer dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitag); und weiter: "Mit mir wird es kein klammheimliches Verschwindenlassen in irgendwelchen Schubladen geben."

Der Hildesheimer Bischof warnte: "Wir nehmen das Problem von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch in der Kirche immer noch nicht ernst genug." Wem es wie ihm um Gerechtigkeit für die Opfer gehe, der müsse "alles Geschehene aufdecken und aufklären, so gut wir können". Wilmer verlangte auch tiefgreifende theologische Konsequenzen. "Wir werden den Glauben an die 'heilige Kirche' in Zukunft nur noch dann redlich bekennen können, wenn wir mitbekennen: Diese Kirche ist auch eine sündige Kirche." Es gebe "Strukturen des Bösen" in der Kirche als Gemeinschaft. Die Bischöfe in Deutschland säßen, so Wilmer, "für mein Empfinden immer noch zu sehr auf dem hohen Ross".

Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ; Foto: Harald Oppitz / kna
Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ fordert ein radikales Umdenken beim Thema Missbrauch. Foto: Harald Oppitz / kna

Der neue Hildesheimer Bischof verlangte mehr Teilhabe für Laien und warnte Kritiker solcher Forderungen wie etwa den deutschen Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller vor "Geschichtsvergessenheit". "Um das Böse in der Kirche einzudämmen, brauchen wir eine wirksame Kontrolle der Macht in der Kirche." Es brauche "Gewaltenteilung" und "ein System von 'Checks and Balances'". Der Bischof räumte ein, als Vertreter der "Täterseite" habe auch er Schuld, auch wenn er selbst kein Täter sei.

Wilmer hatte zuletzt als erster deutscher Bischof von Versagen seiner Amtsvorgänger gesprochen und dabei auch Namen genannt, unter anderem den von Heinrich Maria Janssen (Bischof 1957-1982). Diesem wird vorgeworfen, einen jungen Ministranten "regelmäßig" sexuell missbraucht zu haben. Namen zu nennen, gehöre zur Wahrhaftigkeit, betonte Wilmer. "Andererseits wird es uns nicht helfen, nun andauernd Namen und immer noch mehr Namen zu nennen." Besser wäre, wenn die Täter selbst und jene, die sie deckten oder Opfer vernachlässigten, sich dazu bekennten; "aber das sagt sich leichter, als es manchmal ist". Allemal könne "dieses schwierige Thema das Bistum spalten".

kna

Interview im Kölner Stadt-Anzeiger als pdf-Datei (mit freundlicher Genehmigung des KSA)