Exerzitien- und Tagungshaus 50 Jahre alt

Hünfeld: Geistliches Zentrum Bonifatiuskloster

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Manchmal muss man alte Pläne und Konzepte aufgeben, damit in kreativen Prozessen Raum entsteht für etwas Neues. Als in Hünfeld die theologische Hochschule der Oblaten geschlossen wurde, machte der Orden aus der Not eine Tugend: ein Exerzitien- und Tagungshaus wird gegründet. Das Geistliche Zentrum im Bonifatiuskloster besteht inzwischen ein halbes Jahrhundert und ist vielen Heimat geworden. Von Evelyn Schwab



Das Hünfelder Bonifatiuskloster der Oblaten ist heute ein beliebter Ort für Exerzitien und Tagungen.


„Vor etwas mehr als 50 Jahren war das Bonifatiuskloster in eine echte Krise geraten. Ab 1968 nahmen die geistlichen Berufungen mehr und mehr ab. Zuerst musste die theologische Hochschule der Oblaten schließen. Denn als Hochschule war das Kloster gebaut worden.“ Dass Krisen auch zu einem Neuanfang ermutigen können, weiß Pater Karl-Heinz Vogt, Leiter des heutigen Tagungshauses und des Klosters. Am 15. Juni 1972 wurde die Einrichtung während eines Festakts durch den damaligen Superior Pater Norbert Hötzel ihrer Bestimmung übergeben. Vogt: „Es war eine gute Entscheidung, denn viele Menschen konnten in diesen 50 Jahren in unserem Haus gestärkt werden für ihr Leben und ihren Glauben.“ Eine eigene Feier wird es im Jubiläumsjahr nicht geben.
Das Bonifatiuskloster in Hünfeld war 1895 die erste deutsche Niederlassung der aus Frankreich stammenden Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria. Eugen von Mazenod hatte diese Gemeinschaft 1816 gegründet, ab Mitte des 19. Jahrhunderts war die Kongregation vor allem missionarisch tätig. Die Hünfelder Oblaten sollten vor allem Missionare für die Seelsorge im heutigen Namibia ausbilden, damals Deutsch-Südwestafrika.

In den besten Zeiten etwa 200 Oblaten

Von 1895 bis 1968 absolvierten Hunderte von Oblatenstudenten in Hünfeld ihr Studium. „Viele junge Männer wurden hier zu Priestern geweiht“, so Vogt. Im Bonifatiuskloster wurden zudem in der Brüderschule junge Männer in den verschiedensten Berufen ausgebildet. Vogt: „Etliche von ihnen sind dann in den Orden eingetreten und auch in die Mission gegangen.“
Nach der Schließung der Hochschule und der Brüderschule stellte sich die Frage nach einem neuen Konzept. „Man muss wissen, hier lebten in den besten Zeiten etwa 200 Ordensangehörige“, hält Vogt fest. Es sei Verschiedenes überlegt worden: „Auch von Schließung und Verkauf war die Rede. Diese Krise führte schließlich zur Gründung des Exerzitien- und Tagungshauses Bonifatiuskloster.“
Heute leben im Kloster noch  35 Patres und Brüder der Gemeinschaft der Oblatenmissionare. Ausgebildet werden dort junge Ordensleute aus Deutschland, Österreich und Tschechien. Zudem sind im Haus Ordensmitglieder untergebracht, die der Pflege bedürfen. Die aktiven Oblaten arbeiten neben ihren Aufgaben im Kloster weiterhin in Pfarreien der Hünfelder Umgebung und in der Krankenhausseelsorge. Auch das Provinzialat der Mitteleuropäischen Ordensprovinz befindet sich in Hünfeld. Und weil die Jugendseelsorge ein besonderes Anliegen ist, richten sich viele Angebote ausdrücklich an junge Menschen.
Zwei Tagungshausbereiche nehmen die Gäste auf. Im Klostergebäude gibt es 19 Einzel-, 36 Zweibett- und zwei Dreibettzimmer. Das Haus St. Josef hält zwei Einzel-, 18 Zweibett- und vier Dreibettzimmer bereit. Dort kann von Gruppen auch eine Selbstversorgerküche angemietet werden. Zum Teil sind die Zimmer behindertengerecht ausgestattet. Mehrere Tagungsräume nehmen 20 bis 150 Personen auf. Für Gruppenarbeiten und Besprechungen stehen weitere kleinere Räume zur Verfügung.
Für Gruppen auf Tagesausflug bieten die Oblaten eine Führung mit Einblick in den modernen Klosteralltag. Die Klosterkirche, 1897 bis 1900 nach Vorbild eines romanischen Gotteshauses in der Bretagne errichtet, ist sehenswert. Wer als Urlaubsgast Stille sucht, ist in Hünfeld gut aufgehoben. Interessierte können auch kurzfristig buchen. Auch Radwandern in der Region ist mit Station im Kloster möglich.
„Wir gehen in dieses Jubiläumsjahr voll Zuversicht und Hoffnung“, erklärt Pater Karl-Heinz Vogt. Für Menschen, die Ruhe und Besinnung brauchen, aber auch für die, die Anregung und Weiterbildung möchten, ist das Geistliche Zentrum im Herzen Deutschlands da: „Es mögen in diesen 50 Jahren Tausende sein, die unser Kloster besucht haben.“

Von Evelyn Schwab