Der Traum, Priester zu werden

In jedem Priester steckt ein Diakon

Image

Am Samstag, 17. März, wird Björn Schulze in der Kirche Mariä Lichtmess in Drispenstedt zum Diakon geweiht. Hier hat er in den letzten Monaten ein Gemeindepraktikum absolviert und sich auf die Weihe vorbereitet.


Björn Schulze freut sich auf seine
Weihe zum Diakon. | Foto: Edmund Deppe

Braunschweig/Hildesheim. Björn Schulze ist 39 Jahre alt und packt in der Gemeinde Mariä Lichtmess tatkräftig mit an. Und da zur Gemeinde auch der Mittagstisch im Guten Hirt gehört, hilft er auch hier mit. „Das liegt wohl an meiner sozialen Ader. Die habe ich aus meinem Elternhaus mitbekommen“, erzählt er.

Während soziales Engagement eine große Rolle bei Familie Schulze in Braunschweig spielte, war das beim Thema Religion etwas anderes. „Zwar sind bei uns alle evangelisch und auch ich wurde evangelisch getauft, doch Religion war eher eine Nebensache. Meine erste Berührung mit der katholischen Kirche – und eigentlich mit dem christlichen Glauben generell – hatte ich in der Grundschule Friesenstraße in Braunschweig. Wenn ich heute zurückblicke, kann ich wirklich sagen, hier wurde meine Sehnsucht nach mehr, meine Sehnsucht nach Gott grundgelegt.“ Dafür ist Björn Schulze noch heute seiner ehemaligen Grundschullehrerin dankbar, die sogar extra zu seiner Diakonenweihe aus Bayern anreisen will.

Berufswunsch ist keine große Überraschung

Björn Schulze singt im Kinder- und Jugend-Chor St. Aegidien mit, fühlt sich in der Kirche wohl. Schon früh spürt er den Wunsch, Geistlicher zu werden. „Dabei bin ich mir heute gar nicht mehr sicher, ob das damals evangelischer Pastor oder katholischer Priester war“, sagt Schulze und muss schmunzeln. Als er dann irgendwann seiner Familie den Wunsch unterbreitet, katholischer Priester zu werden, ist das keine so große Überraschung mehr.

Zwar gab und gibt es von den Angehörigen auch kritische Anfragen an die Institution Kirche, „aber entscheidend war für sie, dass ich meiner Berufung folge“. Und so haben seine Eltern und seine Schwester immer hinter ihm gestanden. „Das ist gut zu wissen und gibt Kraft“, betont der angehende Diakon.

Doch ganz geradlinig geht der Weg von Björn Schulze nicht weiter. „Aber egal wo ich war, wo gerade mein Platz war, ich hatte in meinem Herzen immer die Gewissheit: Gott gibt es!“, sagt er.

Der Traum, Priester zu werden

Auch durch den guten Religionsunterricht in der Oberstufe der Gesamtschule wächst diese Überzeugung weiter. Schulze entscheidet sich gegen das Abitur und für eine Ausbildung bei der Rentenversicherung. Immer wieder denkt er über sich nach, ob es der richtige Weg ist, den er eingeschlagen hat. Denn da ist ja auch noch dieser Traum: Priester zu werden.

Für Björn Schulze ist schließlich die einzige und logische Konsequenz: Er hängt die Rentenversicherung an den Nagel, konvertiert, tritt ins Collegium Marianum in Neuss ein, macht auf dem Friedrich-Spee-Kolleg das Abitur nach und beginnt in Münster mit dem Theologiestudium.

„Aber irgendwie war das zu viel auf einmal. Es kam alles zu schnell, zu geballt und ich fühlte mich auf dem Weg ein bisschen allein“, erinnert sich Schulze. Er sucht Hilfe und findet sie beim damaligen Hildesheimer Regens Dr. Christian Hennecke. Dieser empfiehlt ihm, bei einem Priester vorbeizuschauen, der in der Nähe von Berlin mit Drogenabhängigen arbeitet. „Ich besuchte die ‚Fazenda‘, wie das Projekt nach seinem brasilianischen Vorbild auch in Berlin heißt, einen Bauernhof, auf dem Drogenabhängige leben und arbeiten. Eigentlich wollte ich nur einen Tag zuschauen“. Aus dem einen Tag wird eine Woche und schließlich ein Jahr. „Ich habe mit den Drogenabhängigen mit gelebt, die versucht haben, von ihrer Sucht loszukommen – ohne Außenkontakt, ohne Geld und ohne Fernsehen. Aber dafür sind wir jeden Morgen mit einer Bibelstelle in den Tag gestartet“, erinnert sich Björn Schulze.

Die Zeit ist reif für den nächsten Schritt

Von Berlin ging es für sechs Wochen nach Brasilien, dem Ursprungsland der Fazenda-Idee. Und dann: „Ja, dann habe ich ein Vierteljahr lang ein solches Projekt in einem kleinen Dorf in Portugal mit aufgebaut.“ Die beiden Priester am Ort haben das Projekt unterstützt und selbst tatkräftig mit angepackt. „Sie haben mich fasziniert und die Arbeit dort hat mich geprägt.“

Die Zeit ist reif für den nächsten Schritt. Björn Schulze will weiterstudieren. Regens Hennecke empfiehlt ihm als Studienort Lantershofen. „Da geht es etwas ruhiger zu, ist etwas familiärer und war für mich genau die richtige Wahl“, ist sich Björn Schulze immer noch sicher. Nach dem Abschluss 2016 stellt sich die Frage nach der praktischen Gemeindeerfahrung. „Ich war ja noch nie richtig in einer katholischen Gemeinde beheimatet.“

Menschen immer auf Augenhöhe begegnen

So kam der Weihekandidat nach Drispenstedt in die Gemeinde Mariä Lichtmess mit den Filialkirchen St. Johannes, St. Nikolaus und Guter Hirt mit dem Sozialen Mittagstisch und dem Sozialen Kaufhaus. Ganz selbstverständlich arbeitet Schulze mit den Menschen hier zusammen, schleppt Kisten, sortiert Waren ein, gibt Lebensmittel aus und hilft in der Küche. „Mir ist wichtig, auf Augenhöhe mit Menschen zu arbeiten – unabhängig von ihrem sozialen Status“, sagt der zukünftige Diakon. Seelsorge heißt für ihn, in Anlehnung an Bert Brechts Mackie Messer aus der Dreigroschenoper: „Nicht nur die sehen, die im Licht stehen, sondern vielmehr die, die im Dunklen sind, die man sonst nicht gleich sieht.“

Die Aufgaben als Diakon empfindet Björn Schulze für sich als sehr wichtig – besonders den sozialen Teil. „Ich freue mich darauf, demnächst den Dienst als Diakon ausüben zu dürfen und werde versuchen, die diakonalen Ideale auch später als Priester nicht aus dem Blick zu verlieren: Denn in jedem Priester steckt immer auch ein Diakon“, weiß Schulze, der nach der Weihe als Diakon in St. Raphael in Garbsen arbeiten wird.

Am Samstag, 17. März, um 10 Uhr weiht Weihbischof Heinz-Günter Bongartz in der Kirche Mariä Lichtmess in Hildesheim-Drispenstedt (Friedrich-Lekve Straße 7) Björn Schulze zum Diakon.

Edmund Deppe