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Kaiser Konstantin und das Grab Jesu

Warum hat Kaiser Konstantin das Grab Jesu suchen, den Hadrianstempel abreißen und die Grabeskirche bauen lassen? Er war doch gar kein Christ. R. S., Stadtroda

Was Konstantin genau war oder nicht war, ist schwer zu beurteilen. Es gibt über ihn mehr Legenden als gesicherte Wahrheiten. Was die Religion betrifft, kann man grundsätzlich aber wohl sagen: Für Konstantin gehörten Religion und Politik eng zusammen. In Fragen der Religion ging es ihm weniger um Glaubensüberzeugungen als um politischen und militärischen Nutzen.

Das kann man an der Darstellung der Schlacht an der Milvischen Brücke (312) sehen, durch die Konstantin Kaiser über das gesamtrömische Reich wurde. Nach der einen Variante hatte Konstantin eine Traumerscheinung, in der er angewiesen wurde, das Christusmonogramm auf die Schilde der Soldaten malen zu lassen; nach der anderen gab es eine Himmelserscheinung in Form eines Kreuzes mit den Worten „Durch dieses siege!“.

Wie auch immer: Konstantin siegte und führte das auf den Beistand des Christengottes zurück. Weil der offenbar militärisch nützlich war, erkannte Konstantin das Christentum 313 im Edikt von Mailand an, förderte es und betraute zunehmend Christen mit wichtigen Ämtern.

Bestätigt wurde er in seiner Sympatie für die bislang verfehmte Religion von seiner Mutter Helena, die sich früh zum Christentum bekehrt hatte. Sie war nur die Konkubine seines Vaters gewesen, doch Konstantin verehrte sie hoch und verlieh ihr die Titel „nobilissima femina“, edelste Dame, und „augusta“, Kaiserin. 

Als Helena schon über 70 Jahre alt war, soll sie im Traum den göttlichen Befehl erhalten haben, nach Palästina zu reisen, die Heiligen Stätten zu finden und würdig auszugestalten. Wichtigster Fund: das – nach eigener Überzeugung – echte Kreuz Christi. Dessen Reliquien, die Helena aus Jerusalem nach Rom brachte, veranlassten Konstantin, die Grabeskirche in Jerusalem sowie neben Helenas Palast in Rom die Kirche Santa Croce in Gerusalemme bauen zu lassen. Ob aus Verehrung für seine Mutter oder aus Verehrung für Christus? Wer weiß. Taufen ließ er sich jedenfalls erst 337 auf dem Sterbebett. 

Susanne Haverkamp