Domfestspiele in Bad Gandersheim

Kein Feuer auf der Bühne

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Vor wenigen Wochen sorgte die Kathedrale „Notre-Dame de Paris“ international für Schlagzeilen. Ein Großbrand zerstörte fast den gesamten Dachstuhl. Wieder sorgt Notre-Dame für regionale Schlagzeilen: in Bad Gandersheim bei den Domfestspielen.


Die Bilder der brennenden „Notre-Dame de Paris“ haben auch das Ensemble der Gandersheimer Domfestspiele geschockt. | Foto: Corinne Simon/CIRIC/KNA

Notre-Dame in Paris und den Gandersheimer Dom verbinden zwei Tatsachen: sie haben jeweils zwei markante Türme. Mit seinem 1831 erschienenen Roman „Der Glöckner von Notre-Dame“ verewigte Victor Hugo die Pariser Kathedrale in der Literatur. Schon in seinem Roman ließ Hugo die Kathedrale brennen. Wenn nun in dieser Festspielzeit in Bad Gandersheim Quasimodo, Esmeralda und Frollo auf der Bühne vor dem Dom zu sehen sind, wird Notre-Dame erneut brennen. „Das wird zwar nicht zu sehen sein. Aber es wird natürlich erwähnt“, sagt Hermann Bedke. Er spielt den Quasimodo, den verunstalteten Glöckner der Kathedrale.

Als man in Bad Gandersheim vom Großbrand in Paris hörte, war man bestürzt: „Wir waren geschockt. Wir hatten uns alle mit Notre-Dame beschäftigt, viele hatten die Kathedrale besucht. Sie ist so beeindruckend.“ Und wenn in diesem Jahr nun der „Glöckner von Notre-Dame“ gespielt wird, dann ist das für Bed­ke auch eine Hommage an „diese großartige Kirche“.

Freut sich auf den „Glöckner“ und seinen Auftritt im Musical „Hair“ – Hermann Bedke. | Foto: Deppe
Freut sich auf den „Glöckner“ und seinen Auftritt
im Musical „Hair“ – Hermann Bedke. | Foto: Deppe

Der Schauspieler freut sich auf diese Festspielzeit, auf seine Auftritte auf der Freilichtbühne. „Das ist jedesmal etwas besonderes, eine Herausforderung an jeden im Ensemble und in der Technik. Man weiß nie genau, wie das Wetter wird. Regnet es oder bleibt es trocken, wie weht der Wind – immer spielt das Wetter auf der Bühne mit.“
Quasimodo – zwischen Mensch und Ungeheur

Wenn Hermann Bedke in die Rolle des Quasimodo schlüpft, dann muss er viel Zeit in der Maske einplanen. „Wenn ich komplett zurecht gemacht werde, dann ist das Verhältnis Maske 60 und Spielzeit 40 Prozent“, sagt der gebürtige Ukrainer und muss schmunzeln. Die Rolle findet er allerdings sehr interessant. „Denn auf Quasimodo haben die Menschen der damaligen Zeit alles Schlechte und Sündige projeziert, was sie sich nicht erklären konnten“, sagt der 28-jährige Schauspieler. Nur von der schönen Esmeralda  wird er anerkannt, als Mensch wahrgenommen, nicht als Ungeheuer.
Ungemein spannend findet Bed­ke den Edelmann Claude Frollo. „Er ist hin- und hergerissen zwischen der alten starren Tradition der Kirche und dem Umbruch zu einem neuen Zeitalter, in dem alles in Frage gestellt wird und nichts mehr so zu sein scheint, wie es bislang war.“
Dieses Hin- und Hergerissensein drückt sich auch in Frollos Verhältnis zu Esmeralda aus, zu der sich auch Quasimodo hingezogen fühlt. Für Hermann Bedke ist der „Glöckner von Notre-Dame“ ein Stück, das wie kaum ein anderes „vor diese einmalige Kulisse des Domes passt“.
Premiere des „Glöckner von Notre-Dame“ ist am Freitag, 28. Juni, um 20 Uhr vor dem Gandersheimer Dom.

Von Edmund Deppe

 

Spielzeit 2019

Neben dem „Glöckner von Notre-Dame“ werden bis zum 11. August auch das Theaterstück „Spatz und Engel – Die Geschichte der Freundschaft zwischen Edith Piaf und Marlene Dietrich“ mit Musik von Daniel Große Boymann und Thomas Kahry, „Al dente! – Ich bin hier Le Chef“ ein kulinarisches Schauspiel mit Musik von Fehmi Göklü und Sarah Speiser, das Musical „Hair“ von Gerome Ragni und James Rado mit der Musik von Galt MacDermot sowie das Kinderstück „Der Zauberer von Oz“ nach dem Roman von L. Frank Baum aufgeführt.

www.gandersheimer-domfestspiele.de